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Powerfrau kurbelt die Nachbarschaftshilfe an

Powerfrau kurbelt die Nachbarschaftshilfe an

Heike Schöbel ist neue Koordinatorin für Nachbarschaftshilfe im Mehrgenerationenhaus Hillersche Villa in Zittau. Foto: Steffen Linke

Heike Schöbel aus Zittau ist die neue Koordinatorin für Nachbarschaftshilfe im Mehrgenerationenhaus Hillersche Villa, Klienebergerplatz 1, in Zittau. Ihre zuständige Koordinierungsstelle betreut den Sozialplanungsraum 5 – den Bereich von Zittau, über Großschönau, Schönau-Berzdorf bis hin nach Ostritz. 

Zittau/Ostritz. Ihre Tätigkeit sollte eigentlich schon im August dieses Jahres beginnen. „Leider war ich aber krank geworden, sodass ich erst etwas später wirklich aktiv werden konnte“, sagt sie. Mit ihr sei in dieser Funktion eine interne Lösung gefunden worden, weil die Kollegin, die ursprünglich die Koordination der Nachbarschaftshelfer übernommen hatte, aus persönlichen Gründen und Interessen ziemlich kurzfristig das Haus verließ. „Da ich selbst einen Pflegefall in meiner Familie betreue, fiel mir die Entscheidung dafür ziemlich leicht“, sagt sie.

Ihre Arbeit knüpft an den bisher erfolgten Schritten an und umfasst in allererster Linie die Beratung sowie die Begleitung und Betreuung. Heike Schöbel steht somit allen interessierten Bürgern, Vertretern von Interessensgruppen, Seniorenclubs oder Selbsthilfegruppen, und jedem, der gern mehr über das Thema Nachbarschaftshilfe erfahren möchte, Rede und Antwort. 

Ihre Intension ist es zum einen, die Personen, die als Nachbarschaftshelfer aktiv werden möchten, auf ihrem Weg dahin zu begleiten, ihnen zum Beispiel die Teilnahme an Kursen zu ermöglichen, sie bei der Anmeldung bei den Pflegekassen und in ihrer praktischen Tätigkeit zu unterstützen. 

„Zum anderen stehe ich vor allem auch allen Hilfesuchenden als Ansprechpartnerin zur Verfügung. Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um eine pflegebedürftige Person oder einen pflegenden Angehörigen handelt“, betont sie. 

Und sie fährt fort: „Sicherlich werde ich nicht auf jede Frage zu dem komplexen Thema Pflege eine adäquate Antwort geben können. Ich kann aber in Erfahrung bringen, wer das kann und lerne dabei selbst jeden Tag immer wieder etwas dazu.“

Heike Schöbel hält es für überaus wichtig, die Zusammenarbeit mit allen anderen Koordinierungsstellen, dem Landkreis sowie Trägern und Einrichtungen rund um die Themen Gesundheit, Pflege und Betreuung auszubauen: „Für mich macht es einfach keinen Sinn, neue Räder zu erfinden. Diese optimal aufeinander abzustimmen, ist für mich der passende Weg, damit es ,rollt’.“ Koordinierungsstellen für Nachbarschaftshelfer gibt es im gesamten Landkreis Görlitz, so zum Beispiel in Görlitz, in Weißwasser und in Ebersbach-Neugersdorf. Nicht jeder kann und wird den Weg nach Zittau auf sich nehmen, um mit ihr als Koordinatorin ein Gespräch rund um die Nachbarschaftshilfe zu führen. „Das verstehe ich. Wir haben dafür aber selbst in unserem Landkreis eine Lösung. Seit wenigen Wochen steht uns Koordinatoren für Nachbarschaftshelfer ein Kleinbus zur Verfügung, das ,Infomobil Pflege’“, sagt sie. Heike Schöbel hat sich jedenfalls fest vorgenommen, mit diesem Bus im kommenden Jahr mindestens einmal in die genannten Orte zu fahren und mit den Menschen dort ins Gespräch zu kommen.

Aus persönlicher Erfahrung weiß sie, dass Nachbarschaftshilfe enorm wichtig ist. „Jetzt könnte ich auf Statistiken und Prognosen verweisen, möchte die Sicht aber lieber auf nachfolgendes Ansinnen lenken“, betont sie. Die Unterstützung durch einen zertifizierten Nachbarschaftshelfer als solche ist zur Aktivierung pflegebedürftiger Menschen mit einem Pflegegrad bzw. zur Entlastung pflegender Angehöriger gedacht und kann durch die Pflegekassen vergütet werden. Nachbarschaftshelfer unterstützen und aktivieren die betroffenen Personen, indem sie ihnen Hilfestellungen im Alltag bieten. Das kann zum Beispiel Spiel- und Gedächtnistraining sein, Anregung und Unterstützung bei sozialen Kontakten, Gespräche führen, Unterhaltung fördern, unter anderem durch singen, basteln, backen oder kochen, gemeinsame Gartenarbeit, Unterstützung bei der Planung und Struktur des Tagesablaufes, Spaziergänge, Begleitung bei Ausflügen, Zeitungs- und Bücherlesung, Begleitung zum Einkaufen oder zu öffentlichen Veranstaltungen, Tanznachmittagen, Gymnastikstunden, Arztbesuche, Entlastungen im Rahmen der hauswirtschaftlichen Versorgung, wie zum Beispiel gemeinsames Blumen umtopfen oder Fenster putzen. „Das sind alles in allem eigentlich Tätigkeiten, die man gern mit den eigenen Familienangehörigen, der ,lieben Nachbarin’ oder dem ,netten Nachbarn’ gemeinsam tun würde, wenn sie denn da wären und sich die Zeit nehmen könnten. Die Realität sieht aber oftmals so aus, dass die eigenen Angehörigen selbst auf Arbeit gehen und zu wenig Zeit haben oder gar nicht mehr in der Nähe wohnen, dass man die Nachbarin oder den Nachbarn auch nicht ,immer bitten’ möchte und dass die Wege, gerade in unserem ländlichen – wenn auch wunderschönen – Landstrich mitunter so weit sind, dass man sich schon sehr gut koordinieren muss, um so viele ,Gänge’ wie möglich auf einmal schaffen zu können“, sagt sie. 

Und inwieweit liegt in Sachen Nachbarschaftshilfe in unserer Region noch Potenzial im Verborgenen? „Ich bin erst kürzlich von der Sozialplanung des Landkreises Görlitz darüber informiert worden, dass die Analyse einer der größten Pflegekassen unserer Region zu dem Ergebnis kam, dass es circa 3.000 ambulant versorgte Pflegebedürftige in der Region gibt und nur 50 Prozent von ihnen Entlastungsleistungen, wie zum Beispiel für die Nachbarschaftshilfe, in Anspruch nehmen“, antwortet sie. Heike Schöbel geht davon aus, dass mit zunehmendem Bekanntheitsgrad dieses Angebotes auch die Nachfrage steigt. „Dass wir vor allem auch noch mehr zertifizierte Nachbarschaftshelfer brauchen, liegt auf der Hand“, sagt sie. Sie ist dabei allerdings recht optimistisch: „Ich kann mir durchaus vorstellen, dass sich die einen oder anderen Personen aus der ,Nachbarschaft’, die vielleicht jetzt schon die helfenden ,guten Geister’ pflegebedürftiger Mitmenschen sind, bei mir melden werden.“

Grundsätzlich haben Menschen mit einem Pflegegrad einen Anspruch auf einen Entlastungsbetrag von 125 Euro im Monat. Zertifizierte Nachbarschaftshelfer können bis zu 40 Stunden im Monat ihre Leistungen erbringen und dafür eine Aufwandsentschädigung von bis zu zehn Euro pro Stunde gegenüber der Pflegekasse geltend machen. Zu berücksichtigen sind jedoch auch hier die sozialversicherungs- und einkommenssteuerpflichtigen Belange des Einzelnen, betont sie.

„Als Oberlausitzerin, die in den Strukturen einer Mehrgenartionen-Familie behütet aufgewachsen ist, die an den feinsinnigen Geschichten und dem treffsicheren Humor der Alten aus dem Dorf nicht vorbeikam, die die Herausforderungen, aber auch den Charme unserer ländlichen Region kennen und lieben gelernt hat, wünsche ich mir, dass wir wieder mehr zusammen rücken, füreinander da sind und uns wieder um uns und unsere Nachbarschaft sorgen“, sagt sie. Als Zittauerin kennt Heike Schöbel leider nicht jede Gemeinschaft, jeden Verein, jeden Seniorenclub oder jede Interessenvertretung in unserer Region: „Wenn Sie der Meinung sind, dass das Thema Nachbarschaftshilfe auch für Ihre Mitglieder, Teilnehmer oder Gäste interessant sein könnte, dann zaudern Sie nicht und kontaktieren Sie mich. Ich komme gern zu Ihnen und freue mich auf ein persönliches Kennenlernen!“ In ihrer Mission ist Heike Schöbel in unserem Landstrich nicht allein tätig: „Ich bin zwar für unsere Region die zuständige Koordinatorin. Der Aufbau von Koordinierungsstellen für Nachbarschaftshelfer ist aber ein Vorhaben des Landkreises und liegt in den Händen von Sozialplaner Matthias Reuter und der Pflegekoordinatorin im Dezernat 2, Christine Urban. Gemeinsam mit den Kolleginnen und Kollegen der anderen Koordinierungsstellen pflegen wir eine intensive Zusammenarbeit und einen regen Austausch, sodass es überhaupt kein Problem wäre, wenn sich zum Beispiel eine Person aus Leuba in der Koordinierungsstelle in Görlitz melden würde. Für Zittau und das Umland gibt es zur Koordination der Nachbarschaftshelfer allerdings nur die eine Anlaufstelle, in der ich auch persönlich zu erreichen bin.“ 
Kontakt unter Telefon (03583) 77 96 21, unter der Funknummer 0174/7860567 und per E-Mail h.schoebel@hillerschevilla.de. 

Die öffentlichen Sprechzeiten im Mehrgenerationenhaus „Hillersche Villa“, Klienebergerplatz 1, in Zittau im Überblick: Dienstag von 9.30 bis 11.30 Uhr und 14.00 bis 17.00 Uhr, Donnerstag von 14.00 bis 17.30 Uhr sowie nach Vereinbarung.

Steffen Linke / 26.11.2018

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Kommentare zum Artikel "Powerfrau kurbelt die Nachbarschaftshilfe an"

Die in Kommentaren geäußerten Meinungen stimmen nicht unbedingt mit der Haltung der Redaktion überein.

  1. Antonio Elber schrieb am

    Gähn.

    Wen interessiert sowas?

    Berichtet doch mal über Dinge die die Region und die Menschen hier wirklich interessieren als solche Hippies.

    Kommentar der Redaktion:

    Lieber Antonio, schade, dass Sie unseren Artikel nicht interessant finden. Anhand der Zugriffszahlen erkennen wir jedoch, dass es eine Menge User gibt, die den besagten Artikel aufgerufen und gelesen haben.

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