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Reiche Infos für Geschichtsfreunde

Reiche Infos für Geschichtsfreunde

Edward Semper zeigt, wo früher der Reichenauer Markt abgehalten wurde. Foto: Till Scholtz-Knobloch

Reichenau (Bogatynia). Eine „Sentimentale Reise. Reichenau (Bogatynia)“ erlebten dieser Tage bei zwei Terminen Geschichtsinteressierte aller Altersgruppen.

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Die Gruppe auf dem Weg ins Museum im Bahnhof. Die Pfützen zeigen an, wo der Teer versackte, als darunter Gleisschwellen vermoderten. Foto: Till Scholtz-Knobloch

Durch das vom nahen Tagebau geprägte Reichenau, wo das Adjektiv reich (bogaty) 1947 auch im polnischen Ortsnamen Bogatynia aufgegriffen wurde, führte Edward Semper. Der aus einer deutschen Familie in Petrikau (Piotrkow Trybunalski) bei Lodsch (Lodz) stammende Semper kam 1963 nach Reichenau. Er bewahrte nicht nur die deutsche Sprache, sondern auch seine evangelische Konfession. Und auch wenn bereits 1947 die St.-Bartholomäus-Kirche katholisch wurde, haben es die Reichenauer Protestanten vor wenigen Jahren zumindest geschafft, den evangelischen Friedhof von der Stadt in ihre Obhut zu nehmen. Evangelische Gottesdienste finden in der einstigen Totenkapelle statt.

Die Führung beginnt der fröhliche Hobbyhistoriker Semper mit der einstigen evangelischen Schule. Hierbei spitzt Beate Heintze aus Olbersdorf ganz besonders ihre Ohren, weil ihr Vater hier die Schulbank drückte. „Auf Reichenau bin ich über meinen Urgroßvater gestoßen, der Comptorist (kaufmännischer Angestellter) beim Textilfabrikanten Preibisch war und in der Preibisch-Kolonie wohnte. Zu schade, dass die Hausnummern nicht mehr die alten sind, so kann man das Haus auch nicht mehr finden. Ich betrachte mich nicht unbedingt als Ahnenforscherin, aber man liest ja so viel über diese Zeit und irgendwann fiel es mir auf, dass selbst meine Familie viel zu bieten hat“, so die Olbersdorferin, die zu DDR-Zeiten öfter einmal Reichenau zum Einkaufen besuchte: „In einem der Fabrikgebäude war damals ein Kaufhaus, wo es schöne Sachen gab“, erinnert sie sich. Zum Rundgang nahm Heintze ihre Enkelin Luna mit. „Ich bin das erste Mal hier und finde es faszinierend, die alten Bauten zu sehen, wo mein Urururgroßvater gelebt hat“, sagt diese.
Bernd Treutmann-Iffland aus Zittau hat keine familiären Beziehungen nach Reichenau. Er ist grundsätzlich an der Geschichte seiner Heimatregion interessiert.

„Es muss ja wenigstens ein Teil der Geschichte an die nächste Generation weitergegeben werden. Wenn man jetzt die Älteren, die noch etwas wissen, nicht ausquetscht, dann geht ihr Wissen verloren“, befürchtet der Zittauer und hat sich fest vorgenommen, die Ausstellung „entKommen. Das Dreiländereck zwischen Vertreibung, Flucht und Ankunft“ endlich zu besichtigen. Diese ist bis zum 18. Oktober im Kulturhistorischen Museum Zittau verlängert worden. Seit letzter Woche gibt es nun auch den begleitenden Ausstellungskatalog für 10 Euro. Im Rahmen der Ausstellung wurde auch der sentimentale Rundgang durch Reichenau organisiert.
Edward Semper führt in seinem Rundgang auch aus, dass der Unternehmer Preibisch die Schmalspurbahn nach Zittau bauen ließ. Und so hat er mit Mitstreitern auch ein kleines Museum zur Vorkriegsgeschichte im einstigen Reichenauer Bahnhof eingerichtet. Es ist am Mittwoch und Sonnabend von 16.00 bis 18.00 Uhr geöffnet. Anmelden kann man sich unter Telefon (0048) 510 275 707 (polnisches Netz, Anm. der Red.).

Klaudia Kandzia / 20.09.2020

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Kommentare zum Artikel "Reiche Infos für Geschichtsfreunde"

Die in Kommentaren geäußerten Meinungen stimmen nicht unbedingt mit der Haltung der Redaktion überein.

  1. Schoberg41 schrieb am

    Werte Frau Kandzia,

    mit großem Interesse habe ich diesen Artikel gelesen. Meine Familie stammt aus Reichenau/ Bogatynia seit 1540. Sie war die zweitgrößte Familie nach der Familie Rolle. Leider konnte ich erst jetzt am 11.04.2024 den evangelischen Friedhof in Reichenau mit Hilfe meiner Tochter besuchen.
    Wie war ich erstaunt das gleich links am Eingang des evangelischen Friedhofes das Grabmonument meines Urgroßonkels 2. Grades zu finden. Leider wurden 1945 viele Gräber, die Namenstafeln zerstört oder mit Betonduschen übersprüht sowie das Grabmal meines Urgroßonkels. Ich traf auf dem Freiplatz einen Herren welchen ich ansprach in deutsch, er leider nur polnisch spricht. Er nahm sein Handy und telefonierte, deutete mir an ich solle sprechen. Am anderen Ende war eine deutsch sprechende Dame mit welcher ich sprechen konnte (vermutlich von einem Pfarramt). Sie sagte, das die Grüfte und Gräber alle leer sind und es keine Unterlagen mehr gibt, wurden alle 1945 vernichtet. Werden wieder einmal Führungen, evtl. mit Herrn Semper, durch Reichenau durchgeführt? Das würde mich schon interessieren. Ich würde mich freuen wenn ich Sie mit meinem Schreiben nicht belästigt habe. Über eine kurze Antwort würde ich mich freuen.

    Mit freundlichen Grüßen
    Rudolf Scholze

  2. Monika schrieb am

    Wiadomo?? do Pana Edwarda. W sobot? odwiedzi?am grób Pana Mamy, nawet zrobi?am zdj?cia, ale nie mo?na tu zamie?ci?. Zawsze odwiedzam grób pani Zofii, kiedy przyje?d?am do Piotrkowa (bywam tam wy??cznie na cmentarzu u moich dziadziów, cio?, Pana mamy). Znam Pana z opowiada?. Jestem córk? Anny (Hanki), siostrzenic? Wojtka, wnuczk? Janiny i W?adys?awa Skoczków. Oni wszyscy ju? nie ?yj?, niestety. Znam wiele historii o Pana Mamie, to dobre wspomnienia, o bardzo dobrym cz?owieku. Dobrze j? pami?tam. Mam w albumie dziadziów jej ?lubne zdj?cie. Kompletuj? wspomnienia o mojej rodzinie. Mo?e i Pan ma o nich co? w pami?ci?
    Monika

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