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Schiebock macht sich fit für die Zeit nach Corona

Schiebock macht sich fit für die Zeit nach Corona

Schiebocks Stadtoberhaupt Holm Große kann mit Blick auf seine bisherige Amtszeit auf mehrere Dinge verweisen, für die die Weichen gestellt wurden. Mit etwas Glück findet sich auch bald für den leerstehenden „Goldenen Engel“ eine Lösung. Foto: RK

2022 werden in Bischofswerda die Karten neu gemischt. Dann sind die Bewohner der Kleinstadt dazu aufgerufen, ihren Oberbürgermeister für die nächsten sieben Jahre zu bestimmen. Der jetzige Rathauschef Holm Große kann sich eine zweite Amtszeit durchaus vorstellen. Vor allem, um wichtige Projekte für eine weitere Entwicklung der Stadt abzuschließen.

Bischofswerda. Das Ringen um seine Wiederbelebung hat bereits begonnen, da war Holm Große noch Chef der Marketing-Gesellschaft Oberlausitz- Niederschlesien. 2013 nahm die Kommune rund 50.000 Euro in die Hand, um den „Goldenen Engel“ aus Privatbesitz zu befreien. Damals keimte die Hoffnung auf, mit Hilfe dieser Investition fortan selbst über das Schicksal des ehemaligen Hotels im historischen Herzen der Kleinstadt entscheiden zu können. In der Folge jedoch scheiterten mehrere Ansätze, dem ortsprägenden und seit langer Zeit ungenutzten Gebäude am Altmarkt wieder eine Perspektive zu geben. So stand beispielsweise 2015 im Raum, die Immobilie zu einem Wohn- und Geschäftshaus umzubauen.

„Goldener Engel“ bleibt Herausforderung für die Stadt

Inzwischen gibt es offenbar wieder Bewegung in der Causa Engel. Die Rathausmannschaft hält sich zwar bedeckt zur Identität eines möglichen Investors. Dennoch räumte das Stadtoberhaupt im Gespräch mit dem Oberlausitzer Kurier ein, dass gemeinsam mit ihm aktuell über einen möglichen Verkauf geredet werde. Allerdings bedürfe es dazu eines schlüssigen Investitionskonzeptes. „Ich wünsche mir, dass dieses aufgeht. Erst dann können wir über eine Veräußerung des Hauses sprechen“, meinte Holm Große. Für das dritte Quartal rechnet er damit, dass der Kaufinteressent der Stadtverwaltung seine Wirtschaftlichkeitsberechnung für eine Unterhaltung der Immobilie auf den Tisch legt. Zudem seien bis dahin mögliche Förderungen noch zu klären. Kommt es zu einem Verkauf, werde mit dem Investor ein städtebaulicher Vertrag geschlossen. Quasi als Absicherung. Komme es nicht dazu, dass der „Goldene Engel“ wieder goldene Jahre erleben darf, falle er an die Kommune zurück.

Laut einer von ihr in Auftrag gegebenen Machbarkeitsstudie könnte das Haus auch künftig als Hotel- und Gaststättenbetrieb dienen. Hochwertiges und barrierefreies Wohnen schloss die Untersuchung ebenfalls nicht aus. Des Weiteren wurde eine Mischnutzung mit dem angrenzenden Bischofssitz angeregt. „Wichtig ist für uns, dass vor Ort ein Angebot geschaffen wird zur Belebung dieses Teiles der Altstadt“, erklärte Stadtsprecher Sascha Hache. Sozusagen als Gegengewicht für die östliche Seite des Altmarktes, an der sich in der Vergangenheit unter anderem ein Geldinstitut, eine Drogerie und andere Geschäfte angesiedelt hatten.

Doch der leerstehende Hotelbau ist nicht der einzige Punkt auf der Liste von Holm Große, die er bis zum Sommer 2022 noch abarbeiten möchte. In Kooperation mit den Umlandgemeinden geht es darum, ein regionales Entwicklungskonzept auf die Beine zu stellen. Das Ganze dient ihnen nicht nur als Leitbild, wie sich die Gemeinschaft in der Zukunft vermarkten und dargestellt wissen will. Ferner ist angedacht, einen gewissen Handlungsbedarf in Maßnahmen zu gießen und diese wiederum mit Zahlen zu untersetzen.

„Wir wollen auf diese Weise herausfinden, was notwendig ist, um die Menschen hierzulande bei der Stange zu halten und Neuansiedlungen zu fördern“, betonte Schiebocks Stadtoberhaupt. Der Wechsel der Landesuntersuchungsanstalt für das Gesundheits- und Veterinärwesen Sachsen (LUA) von Dresden nach Bischofswerda sei dabei ein erster Schritt. „Natürlich wollen wir den LUA-Mitarbeitern Wohnbauplätze in unmittelbarer Nähe zur Verfügung stellen, damit sie nicht pendeln müssen. Infolge der Erstellung des Entwicklungskonzeptes werden wir in Erfahrung bringen können, wo das genau machbar ist. Gleiches gilt für Familien, die sich in der Region ansiedeln möchten.“

Eine erste Erhebung ergab, dass im Bischofswerdaer Land schon jetzt mehr als 100 Wohnbauplätze existieren oder erschlossen werden. „Das ist insofern wichtig, dass selbst der vor Ort auszubildende Nachwuchs eine Perspektive zum Hierbleiben benötigt beziehungsweise erhalten soll“, bekräftigte Sascha Hache. In dem Zusammenhang bedauerten der Rathaussprecher und der Oberbürgermeister, dass im wenige Kilometer entfernten Göda nun offenbar doch keine Oberschule plus errichtet werden soll, da das Projekt nicht für eine Förderung aus dem Strukturwandel-Finanztopf vorgesehen sei. Auch Schiebock und sein Mittelstand hätten nach Ansicht der beiden Herren von einer solchen Bildungseinrichtung profitiert. Das Konzept sah vor, den Blick auf die berufliche Ausbildung während der Unterrichtszeit zu schärfen.

Daumen drücken im Rathaus für Kulturhaussanierung

Zurück an die Wesenitz. Dort drückt die Rathausmannschaft momentan kräftig die Daumen, dass das anvisierte Kommunal- und Kulturzentrum im Zuge des Strukturwandels den erhofften Zuspruch bei den Geldgebern erfährt. Am 29. Juni tagt der zuständige Begleitausschuss. Wenn er grünes Licht dafür gibt, dürften die Zeichen gut stehen, dass das Unterfangen in Angriff genommen werden kann, hieß es aus den Reihen der Stadtverwaltung. Nach heutigem Stand soll für rund 16,3 Millionen Euro das frühere und denkmalgeschützte Kreiskulturhaus eine Verjüngungskur erfahren und voraussichtlich ab dem Jahr 2025 beispielsweise der Sächsischen Anstalt für kommunale Datenverarbeitung (SAKD), der Stadtbibliothek, Bereichen der technischen Verwaltung, dem Archiv und dem Innenstadthort ein Dach überm Kopf bieten. In mageren Zeiten, in denen der in dem Gebäudekomplex befindliche Festsaal nicht oder in einem geringeren Maße bespielt werden kann, werde über die anderen Nutzungen das zu erwartende Defizit eingefangen.

„In Hinblick auf die entlang der Kirchstraße befindlichen Schulen macht der kurze Weg hin zur Bücherei durchaus Sinn“, legte Holm Große den Hintergrund für die Entscheidung dar, die Einrichtung nach Ende der Sanierungsmaßnahme aus dem Bischofssitz abzuziehen. Die Carl-Lohse-Galerie werde hingegen an ihrem angestammten Ort verbleiben. Für sie seien die Bedingungen dort optimal. Die ursprüngliche Idee eines Hotelanbaus sei verworfen worden, da die Erfüllung von Gemeinwohlaufgaben dringender erscheint und mit dem jetzigen Konzept besser zu erfüllen ist. Auch wäre ein damit verbundenes Konferenzzentrum eine „unsichere Nummer“ gewesen.

Mehrere Bauprojekte stehen zeitnah auf dem Plan

Doch abgesehen von dem Millionenprojekt stellen sich in Schiebock weitere Aufgaben, die nun nach und nach abzuarbeiten sind. Dazu zählt unter anderem der Turnhallenbau am Wesenitzsportpark, der sich momentan in der Planung befindet. Ferner entsteht in den nächsten Monaten in Großdrebnitz ein neues Feuerwehrgerätehaus. Bis Ende 2021 soll das in Goldbach in der Errichtung befindliche Schulgebäude bezugsfertig werden.

Zudem feilt die Rathausmannschaft an der Erschließung eines zusätzlichen Gewerbegebietes an der Geislinger Straße, diversen Straßenbaumaßnahmen und dem weiteren Ausbau der Waldbühne, auf der ab dem 4. Juli wieder die Karl-May-Spiele vonstatten gehen werden. Dafür startet im Übrigen am Montag im Bürger- und Tourismusservice der Kartenvorverkauf, wie Sascha Hache mitteilte. Ebenfalls ein Lichtblick für die Kleinstadt nach der monatelangen coronabedingten Zwangspause.

Roland Kaiser / 13.06.2021

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