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Schüler tauscht New York gegen Bautzen

Schüler tauscht New York gegen Bautzen

Willy Zosel fühlt sich bei seinem Austauschsjahr pudelwohl. Hier mit seiner Freundin beim traditionellen Tanzstundenball. | Foto: privat

Willy Zosel hat im August vor einem Jahr das heimatliche Bautzen verlassen, um ein Jahr in Binghamton im Bundesstaat New York zu wohnen. Der damals 15-jährige Schüler des Schiller-Gymnasiums nimmt zurzeit an einem Schüleraustausch teil und macht seine ersten Erfahrungen im Ausland.

Bautzen. Kennengelernt hat Willy das Programm vom Rotary-Club, weil seine Eltern Mitglied sind. „Ich habe einen Vortrag über das Austauschjahr gehört und da reifte bei mir und meiner Familie die Idee, dass ich an dem Programm teilnehmen möchte“, erzählt er. Seine Mutter Carola Zosel war von Anfang an begeistert und förderte diese Idee. „Ich finde es wichtig, dass Jugendliche ihre Erfahrungen machen, damit sie später einmal gut im Leben zurecht kommen. In so einem Auslandsjahr können sie viel lernen.“

Jugendliche von 16 bis 18 Jahren können bei dem Programm teilnehmen. Nach einer Bewerbung werden sie ausgewählt und verlassen für ein Jahr ihre behütete Heimat. Willy Zosels Reise ging von Bautzen aus nach New York, wo er mittlerweile bei seiner dritten Pflegefamilie wohnt. „Das Jahr hatte für mich einen relativ schwierigen Start, dank den erwartenden Gegebenheiten: Ich kannte kaum jemanden und musste erst einmal Freunde finden. Generell gesagt: Ich musste mich erst einmal zurechtfinden. Doch das hat sich relativ schnell geändert.“ Willy besucht in dem Auslandsjahr die Newark Valley High School, wo er die Sprache nahezu perfekt erlernt hat. „Wenn wir telefonieren oder skypen, redet Willy deutsch, denkt aber englisch“, erzählt seine Mutter.

In der Zeit, wo Willy in den USA lebt, haben auch seine Eltern ein Tauschkind aufgenommen, eine 17- jährigen Jungen aus Argentinien. „Tomas hat hier in Deutschland seinen 18. Geburtstag gefeiert und wir hatten viel Spaß in der Zeit. Am Anfang hatte er noch etwas Schwierigkeiten mit der Sprache, aber er hat dann schnell deutsch gelernt“, erzählt Carola Zosel.

Besuchen konnte Familie Zosel ihren Sohn in Binghamton nicht. „Das ist nicht gewünscht. Die Jugendlichen sollen sich in ihren Familien richtig einleben.“ Besonders schwierig war es für Familie Zosel, als ihr Sohn in den USA mit einer Blinddarmentzündung ins Krankenhaus kam und operiert werden musste. „Wir standen immer in engem Kontakt mit seiner Tauschfamilie. Wir haben mit den Eltern und den Ärzten viel telefoniert, das hielt unsere Sorgen in Grenzen. Besonders zur zweiten Gastfamilie hat Willy einen engen Draht. Er wurde wie ein richtiger Sohn aufgenommen und sie haben ihm viel ermöglicht“, bestätigt Carola Zosel.

In den Monaten in den USA hat der Bautzener Schüler natürlich viel erlebt, zum Beispiel erzählt er mit großer Begeisterung von einem Ausflug: „Das letzte Wochenende war wirklich sehr besonders. Zum einem war am Samstag ‚Strawberry Festival‘ in Owego, dem Nachbarort. Von Parade bis Feuerwerk war alles dabei. Es war zwar zum schmelzen warm, aber es hat sich wirklich gelohnt, nicht nur wegen der Erdbeer-Donuts”. Dann schwärmt er weiter: „Am Sonntag fuhren wir dann in einem alten Packart aus den 1920er Jahren nach Ithaca. Ich habe mich schon sehr royal in diesem halboffenen Schmuckstück gefühlt. Dort angekommen, parkten wir mit zwei anderen ähnlich alten Fahrzeugen neben einem frisch restaurierten Militärflugzeug aus dem ersten Weltkrieg. Als ich mir das Flugzeug etwas genauer angesehen habe, war ich einfach nur verblüfft von diesem Meisterwerk aus Holz.“

Für Willy geht nun langsam das ereignisreiche Jahr zu Ende. Als Abschluss geht er noch einmal auf große Reise: „Einen vollen Monat einmal rund um die USA. Von New York nach Washington DC, über Texas nach Kalifornien und durch den Mittleren Westen nach Seattle und zu den Niagara Fällen. Das wird noch ein schöner Abschluss dieses wunderbaren Jahres. Darauf habe ich mich lange gefreut.“

Auch die Eltern können es kaum erwarten, ihren Sohn wieder in die Arme schließen zu können. „Besonders Papa zählt schon die Tage“, verrät Carola Zosel. „Wir wurden in dieser Zeit bestens betreut. Die Ansprechpartner der Rotarier standen uns super zur Seite, haben uns alle Fragen beantwortet und Probleme abgenommen. Auch ein Taschengeld bekommen die Jugendlichen vom Club, sodass wir Eltern  nur Visum, die Flugtickets und für einige  Ausflüge zahlen mussten.“
Willy Zosel möchte das Austauschjahr nicht missen und wird sich weiter bei der Rotex, einem Forum für ehemalige Rotary Austauschschüler, engagieren. „Abschließend muss ich sagen, dass dieses Jahr die Definition von Zuhause für mich komplett geändert hat. Vor einem Jahr war das nur hier - jetzt fühle ich mich in der ganzen Welt Zuhause.“

Aber nicht nur die Rotarier organisieren solche Austauschjahre für Jugendliche. Auch der Lions Club bietet Ähnliches an. Auch das Sächsische Kultusministerium vergibt mehrere Stipendien für Schulbesuche im Ausland oder Voltair-Programme. Diesbezügliche Angebote findet man auch im Internet.

Cornelia Fulk / 10.07.2016

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