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Schweinemastanlage Ralbitz: Baubeginn ist noch 2018

Schweinemastanlage Ralbitz: Baubeginn ist noch 2018

Schweinefleisch hat nach wie vor einen festen Platz auf den Speisezetteln vieler Verbraucher in Deutschland. Foto: Symbolbild

Alternativer Text Infobild

Mitten im Wald und nach Ansicht mancher Bewohner der umliegenden Dörfer doch zu nah liegt die Schweinemastanlage Ralbitz, die jetzt modernisiert und erweitert werden soll.

Der Betreiber gestaltet die gesamte Anlage in Ralbitz komplett um. Die Bedingungen für Mensch und Tier sollen sich dadurch verbessern.

Ralbitz. Die Landwirtschaftsbetriebe Gröbner wollen Ende 2018 mit den geplanten Baumaßnahmen auf dem Gelände der von ihnen betriebenen Schweinemastanlage Ralbitz beginnen und diese bis Ende 2019 fertigstellen. Dies erklärt Rico Krause, Prokurist und kaufmännischer Leiter, auf Anfrage. Das Vorhaben ist umstritten, da Bewohner der umliegenden Orte, besonders von Ralbitz, erhöhte Geruchs- und Verkehrsbelastungen fürchten. Der Oberlausitzer Kurier fasst die wichtigsten Fakten zusammen.

Was genau soll in der Anlage geschehen?

Kern der Maßnahme sind der Abriss von drei Mastställen, die durch zwei Neubauställe ersetzt werden sollen, sowie der Umbau von vier Mastställen. Anstelle der bisherigen sieben gibt es also nach dem Umbau noch sechs Ställe, die aber eine wesentlich größere Platzkapazität (für 11 392 statt zuvor 6840 Tiere) bieten. Weiterhin will die Firma Gröbner die beiden bisherigen offenen Güllebecken durch zwei luftdicht abgeschlossene Güllerundbehälter (nördliches Becken) sowie ein Brauch- und Löschwasserreservoir (südliches Becken) ersetzen. Im Norden der Anlage sollen zwei Hochsilos für Getreidefutter entstehen. Das Futterhaus erhält neue Technik. Hinzu kommen der Abbruch verschiedener befestigter Flächen und die Anpflanzung von Bäumen und Hecken.

Was erhofft sich der Betreiber von dem Umbau?

Natürlich eine höhere Produktion, da sich ja die Platzkapazität um fast zwei Drittel vergrößert. Durch die Modernisierung sollen aber auch die Auswirkungen auf Mensch und Umwelt reduziert sowie die Bedingungen für die Tiere verbessert werden. Erstere sollen davon profitieren, dass „der Einbau von Luftwäscheranlagen im Neubau die Geruchsimmission für die direkte sowie die weitläufige Umgebung bzw. Umwelt gegenüber dem gegenwärtigen Zeitpunkt verbessert“, wie Rico Krause versichert. Die Abluft wird künftig in größerer Höhe ausgestoßen, damit sich der „schweinetypische“ Geruch besser verflüchtigen kann. Durch die Außerbetriebnahme der offenen Güllebecken verschwindet laut Prokurist auch „eine gigantische Verdunstungsfläche für Güllegeruch.“

Was verbessert sich für die Tiere?

Die Schweine profitieren von einem größeren Platzangebot – so viel Platz, dass „die Tiere selbst eine natürliche Strukturierung ihrer Stallbuchten vornehmen können“, so Rico Krause. Komplett erneuerte Spaltenböden sorgen demnach für einen sicheren Stand. Die Futter- und Wasserverfügbarkeit werde durch EDV-Steuerung optimiert, ebenso Frischluftzufuhr und Klimatisierung. Zu letzterem trägt auch eine Wasservernebelungsanlage bei, die besonders im Sommer zum Einsatz kommt. Das Lichtmanagement werde durch große Fensterflächen verbessert. Bislang gelange gar kein Tageslicht in die Ställe.

Warum ist das Vorhaben umstritten, und wie äußert sich das?

Bereits im April 2014 hatte der Gemeinderat von Ralbitz-Rosenthal die Aufstellung eines vorhabenbezogenen Bebauungsplans für die Maßnahme abgelehnt. Bürgermeister Hubertus Rietscher begründete dies damals „mit Bedenken über zusätzliche Belastungen, die durch eine Erweiterung der Anlage entstehen könnten.“ Dies zum einen hinsichtlich der Geruchsemissionen, zum anderen des Verkehrsaufkommens auf der Eutricher Straße, die nicht für dauerhaften Lkw-Verkehr ausgelegt sei. Der Tenor lautete: Modernisierung der Anlage ja, Erweiterung nein.

Wie hat das Unternehmen darauf reagiert?

Mehrfach standen die Landwirtschaftsbetriebe Gröbner auf Einwohnerversammlungen Rede und Antwort, zuletzt am 14. Dezember 2017 auf Einladung der CDU-Gemeinderatsfraktion. „Leider mussten wir feststellen, dass die Veranstaltung trotz medialer Einladung nicht merklich angenommen wurde und die Resonanz sehr gering gewesen ist“, so Prokurist Rico Krause – anders als noch im Februar, als der Saal „brechend voll war.“ Er persönlich nehme die Sorgen der Anwohner sehr ernst, müsse aber auch darauf hinweisen, „dass die Anlage in Ralbitz eine optimale Lage aufweist.“
Die Wohnbebauung von Ralbitz sei mindestens 670 Meter weit entfernt, Naußlitz sogar 1270 Meter. Zum Vergleich: Sein eigenes Elternhaus in Oberranschütz (bei Döbeln) liege nur 70 Meter von einem Stall entfernt, ein weiteres Wohnhaus gar nur 30 Meter. Und Ralbitz liege zudem entgegengesetzt zur Hauptwindrichtung, die von West nach Ost verlaufe. Auf die Ablehnung des Bebauungsplans reagierte das Unternehmen, indem es einen Antrag nach Bundesimmissionsschutzgesetz beim Landkreis Bautzen einreichte: „Dieser Antrag wurde dann ohne Gemeindeberücksichtigung auf Basis vorliegender sachlicher Fakten positiv entschieden.“

Und wie sieht es mit dem Verkehr aus?

In einem Verkehrsgutachten wurde festgestellt, dass „die Befahrung über die Ortslage Ralbitz möglich und machbar ist.“ Dazu Rico Krause: „Natürlich befriedigt uns die Situation nicht, dass wir mit den entsprechenden Transportfahrzeugen durch die Ortslage Ralbitz fahren müssen und dabei den Kindergarten- und Schulweg vieler Kinder kreuzen.“ Man habe entlang der „Waldstraße“, welche die Eutricher Straße mit der Kamenzer Straße verbindet, alle Eigentümer angesprochen und versucht, entsprechende kleine Teilstücke entlang des Weges grundbuchlich so zu sichern, dass diese einen Ausbau der Straße ermöglichen. Vier Eigentümer aus Ralbitz hätten nicht zugestimmt, aus Naußlitz hingegen alle: „Ich will damit sagen, dass die Ralbitzer zwar sehr laut sind und eben eine Straße fordern, jedoch nicht mal geschlossen bereit sind, diese wenigen Quadratmeter gegen eine angemessene Entschädigung zur Verfügung zu stellen“, so der Prokurist.

Wie es funktionieren könne, zeige wiederum das Beispiel Oberranschütz, „wo wir es gemeinsam mit der Stadt Döbeln und dem Landkreis Mittelsachsen geschafft haben, eine sinnvolle Ortsumgehung zu errichten, so dass kein Anwohner mehr direkt von den Transporten berührt wird.“ Zehn Prozent der Kosten habe das Unternehmen selbst getragen. „Wir haben zugesagt, die erworbenen Grundstücke zur Verfügung zu stellen. Die Initiative muss aber nun von der Kommune kommen“, betont Rico Krause.

Uwe Menschner / 21.02.2018

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