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Sorbische Damenelf brennt für Europeada

Sorbische Damenelf brennt für Europeada

Die sorbische Fußballmannschaft der Frauen wurde in Nebelschütz vorgestellt. Zum Kader gehören insgesamt 22 Spielerinnen. Nicht alle konnten zum Fototermin anwesend sein. Links steht Trainer Peter Böhmak und rechts Mannschaftsleiter Andreas Rachel.

Nach vier Jahren findet im Juni wieder eine Europeada statt. Diesmal nicht in der Lausitz, sondern in Südtirol. Erstmals nimmt auch eine sorbische Frauenauswahl am Fußballturnier der europäischen Minderheiten teil. Trainiert haben die 22 Damen dafür seit acht Monaten.

Nebelschütz. „Ganz besonders wichtig ist die Harmonie im Team“, sagt Mannschaftsleiter Andreas Rachel. Wie gut sich die Spielerinnen verstehen, merkt man vier Wochen vor der Europeada auf dem Sportplatz in Nebelschütz. Die Frauen scherzen und lachen miteinander. Und für die kleine Tochter einer Spielerin hat jede ein Lächeln übrig.

Seit Oktober trainiert die sorbische Fußballauswahl der Frauen jeden Samstag gemeinsam. Insgesamt 22 Spielerinnen zwischen 15 und 41 Jahren gehören dazu. Ihre Fußballerfahrung variiert von aktiven Spielerinnen des Bischofswerdaer FV 08, über ehemalige aktive Fußballerinnen bis hin zu Frauen, die bisher nur auf dem Kleinfeld Punktspiele bestritten haben. Mannschaftsleiter Andreas Rachel ist vom Einsatz der Damen für die sorbische Auswahl begeistert. Trotz Job, Familie und Vereinsfußball seien sie zusätzlich samstags zum Training gekommen. Beim Trainingslager im Januar habe die Mannschaft zusammengefunden, bestätigt der Trainer. Und das erste Testspiel der sorbischen Damenmannschaft gegen das Frauenteam des Hoyerswerda SV 1919 endete 1:1.

Die Europeada ist die Fußballeuropameisterschaft der sprachlichen Minderheiten in Europa. Sie findet zum dritten Mal während der Europameisterschaft statt. Vor vier Jahren trafen sich die Fußballmannschaften im Landkreis Bautzen. Und in diesem Jahr sind die Teams nach Südtirol eingeladen. Die Männer hoffen nach der ersten Teilnahme 2012 und dem Erreichen des Viertelfinales in diesem Jahr auf ein ähnliches Ergebnis. Bei den Frauen fällt es Trainer, Mannschaftsleiter und den Spielerinnen selbst schwer, die eigene Spielstärke einzuschätzen.

Die Gegnerinnen der Lausitzer Sorben sind die Südtiroler und die Ladiner aus Italien, die Okzitaner aus Frankreich, die Rätoromanen aus der Schweiz und die Russlanddeutschen. Das Damenturnier wird in zwei Gruppen ausgetragen. Damit stehen die Sorbinnen bei mindestens drei Spielen auf dem Kunstrasen in Südtirol. „Wir wollen dort zeigen, was wir gelernt haben“, sagt Maria Schkoda. Die 34-Jährige hat bis vor zehn Jahren selbst noch aktiv Fußball gespielt und hofft mit der Wubranka – so der sorbische Name der Fußballauswahl – unter die ersten drei zu kommen. Sie wird der Mannschaft auch als Physiotherapeutin zur Seite stehen.

Gesprochen wird auf dem Fußballplatz selbstverständlich sorbisch – für viele die Muttersprache. Andere lernen oder lernten Sorbisch in der Schule. Lara Brückner, die mit 15 Jahren Jüngste im Team, erklärt: „Ich verstehe alles und spreche auch selbst einige Worte.“ Für die junge Fußballspielerin war es ein großer Wunsch in der sorbischen Frauenauswahl dabei zu sein. Seit fünf Jahren spielt sie Fußball. Für die Teilnahme an der Europeada erhielt Lara Brückner, deren Vater Sorbe ist, von der Schule eine Freistellung.

Die meisten der anderen Frauen, die Trainer und sogar einige Fans nehmen Urlaub. Lange überlegt hat wohl keiner. Jadwiga Richter sagt, sie sei stolz, dabei zu sein. Elisabeth Schkoda, die älteste Spielerin, freut sich ebenfalls. Um ihre regelmäßige Teilnahme am Training zu gewährleisten, musste beispielsweise Jadwiga Richter, Mutter zweier Kinder, auf die Hilfe der Großeltern zurückgreifen. Den zusätzlichen Aufwand hat keine der Frauen gescheut. „Wir wollen alle etwas erreichen“, sagt Claudia Heiduschka. „Nach der Vorrunde weiter zu kommen, wäre schön.“ Aber vor allem solle es Freude machen.

Für Trainer Peter Böhmak war das unterschiedliche Niveau der Spielerinnen im Training eine Herausforderung. Sein Schwerpunkt im wöchentlichen Mannschaftstraining lag bei Koordination und Ballsicherheit. Mit dem Konditionstraining musste sich jede Frau selbst plagen. Angeregt hatte er zwei Einheiten pro Woche. Anfang Juni folgt noch ein weiteres Trainingslager und am 12. Juni ein zweites Testspiel gegen Großnauendorf.

Bei der Europeada steht am Sonntag, 19. Juni, das erste Spiel gegen die Okzitaner an. „Wir werden alles in dieses erste Spiel legen“, sagt der Trainer. „Die Frauen müssen konzentriert bei der Sache sein und die erfahrenen Spielerinnen werden dann die anderen mitreißen.“ Sicher ist er sich, dass die Frauen der Wubranka mit Leib und Herz auf dem Rasen stehen werden. Schon jetzt steige der Erwartungsdruck. „Alle brennen für das Turnier“, so der Trainer. „Wir wissen, was wir uns erarbeitet haben und ich verspreche: Der erste Gegner wird es nicht leicht haben“, so Mannschaftsleiter Andreas Rachel.

Katrin Kunipatz / 06.06.2016

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