Direkt zum Inhalt springen
Info & Kommentare

Steinhaus schiebt Hilfsaktion an

Steinhaus schiebt Hilfsaktion an

Mit Hilfe dieser Türschilder können Menschen, die zur Corona-Risikogruppe zählen, auf ihre Situation aufmerksam machen. Das Steinhaus vermittelt in dem Fall Unterstützungsangebote. Foto: A. Noack

Angesichts der Herausforderungen bedingt durch die Ausbreitung des neuartigen Corona-Virus organisiert und koordiniert der Steinhaus-Verein Unterstützungsangebote für Hilfsbedürftige, die ihre alltäglichen Erledigungen nicht selbst bewältigen können. Dabei konzentriert sich das Angebot auf die Risikogruppen Senioren, Menschen mit Vorerkrankungen sowie jene mit einem geschwächten Immunsystem.

Bautzen. Der Anhänger der Initiative „Nachbarhelfen“ an der Eingangstür verrät es. In diesem Privathaushalt wird dringend Hilfe benötigt. Die Mannschaft vom Bautzener Steinhaus hat das im Blick. Sie will Menschen, die ohne die Unterstützung von Dritten in Zeiten der Corona-Krise das Nachsehen hätten, diese fortan zuteilwerden lassen. Bereits in den zurückliegenden Tagen haben Mitstreiter Unterstützungsbedarfe gesammelt, um die daraus resultierenden ehrenamtlichen Dienstleistungen in Angriff nehmen zu können. Dazu zählen beispielsweise Botengänge zu Apotheken und Einkäufe. Aber auch nachbarschaftliche Hilfen zwischen Bedürftigen und freiwillig Engagierten will das Team vermitteln. 

„Die Idee, Hilfe zu leisten, war naheliegend, weil der Steinhaus-Verein ohnehin in seiner täglichen Arbeit Menschen unterstützt und begleitet“, sagte Geschäftsführer Torsten Wiegel auf Anfrage. „Das betrifft die Jugend- und Sozialarbeit genauso wie die Kulturarbeit und alle sonstigen Projekte. Wir haben daher sehr viel Kontakt zu Menschen mit Unterstützungsbedarf – und dies im Stadtgebiet Bautzen sowie in den Gemeinden des nordöstlichen Kreisgebiets, wo wir als Bestandteil des Regionalteams zwei ebenfalls eine aufsuchende und mobile soziale Arbeit leisten. Mit der Bekanntgabe der Einschränkungen sozialer Kontakte, der Schließung öffentlicher Einrichtungen sowie der Benennung von Risikogruppen war zudem klar, dass vor allem im ländlichen Raum ältere und alleinstehende Menschen Schwierigkeiten bei der Bewältigung alltäglicher Aufgaben bekommen werden. An diese Menschen richtet sich daher auch unser Unterstützungsangebot.“ 

Torsten Wiegel kann bei der Umsetzung des Projekts auf ein 25-köpfiges Team bauen, das allerdings aufgrund von Krankheitsfällen und anderweitiger Aufgaben eingeschränkt arbeitet. Während der Organisation der Einkaufsdienste werde darauf geachtet, dass alle die strengen Hygienebestimmungen einhalten. Dazu zähle das Tragen von Handschuhen und Atemschutzmasken sowie eine ausreichende Desinfektion und das Befolgen der Abstandsregeln. Der Steinhauschef beruhigt in dem Zusammenhang: „Derzeit besteht direkter Kontakt nur noch im betrieblichen Umfeld sowie in den jeweiligen Familien. Jeglicher Publikumsverkehr wurde bereits eingestellt.“ 

Und so funktioniert das jüngst ins Leben gerufene Vorhaben: „Wir sammeln Unterstützungsbedarfe und Unterstützungsangebote über unsere Website und die sozialen Medien und verteilen zudem für Menschen, denen die digitalen Wege nicht verfügbar sind, auch Türanhänger mit den entsprechenden Möglichkeiten, Bedarfe oder auch Angebote zu benennen“, erklärte Tosten Wiegel. „Darüber hinaus vermitteln wir die Nachbarschaftshilfe in den jeweiligen Sozialräumen und arbeiten dabei auch mit weiteren Partnern zusammen. Zudem organisieren wir zunächst zweimal pro Woche Einkaufstouren für Menschen, die das alleine nicht leisten können beziehungsweise zu den bekannten Risikogruppen zählen.“ 

Schon wenige Tage nach dem Projektstart sind den Angaben zufolge mehr Unterstützungs-angebote als Bedarfsanzeigen eingegangen. Eine erste Einkaufstour war für Mittwoch geplant. „Wir gehen jedoch davon aus, dass sich die Nachfrage in der kommenden Zeit deutlich erhöhen wird, nicht zuletzt durch die weitere Verschärfung der Kontakt- und Begegnungsverbote.“ 

Bleibt die Frage, wie das Ganze möglicherweise ausgebaut werden soll. Darauf hat der Geschäftsführer des soziokulturellen Zentrums ebenfalls eine Antwort parat: „Dies wird bedarfsorientiert erfolgen. Wir stehen in einem ständigen Austausch mit den Kirchgemeinden, mit dem Sozialen Netzwerk Lausitz, mit dem Jugendhaus Neukirch sowie mit den Verwaltungen auf städtischer, Landkreis- und Landesebene.“ Und weiter: „Aktuell halten wir die uns für die Angebote zur Verfügung stehenden Ressourcen für hinreichend, auch, weil sich viele Menschen melden, die andere gern unterstützen wollen. Je nach Entwicklung der Gesamtsituation muss das gegebenenfalls bewertet werden.“ 

Unterm Strich verfolgt die Einrichtung an der Bautzener Steinstraße mit ihrer Aktion ein klares Ziel. „Wir wollen einen aktiven Beitrag zur Bewältigung der aktuellen Krisensituation leisten und jetzt vor allem für Menschen da sein, die der Solidarität der Gemeinschaft bedürfen“, schlussfolgerte Torsten Wiegel. Das Angebot gilt für das Stadtgebiet Bautzen sowie die Gemeinden Großdubrau, Radibor, Königswartha, Malschwitz, Neschwitz, Kubschütz, Hochkirch und die Stadt Weißenberg. Für das Anzeigen sowohl von Unterstützungsbedarf als auch von Hilfsangeboten gibt es drei Kommunikationswege: Die Nutzung der Formulare auf der Homepage www.steinhaus-bautzen.de, telefonische Anfragen unter (03591) 531 99 66 sowie den Gebrauch der Türanhänger der Initiative „Nachbarhelfen“ des Sozialen Netzwerks Lausitz, die von den Steinhaus-Mitstreitern verteilt werden. 

Parallel dazu hat kürzlich die Landesregierung im Internet ebenso ein Helferportal etabliert. Zu finden ist es unter www.teamsachsen.de. 

Roland Kaiser / 28.03.2020

Was sagen Sie zu dem Thema?

Schreiben Sie uns Ihre Meinung

Die Mail-Adresse wird nur für Rückfragen verwendet und spätestens nach 14 Tagen gelöscht.

Mit dem Absenden Ihres Kommentars willigen Sie ein, dass der angegebene Name, Ihre Email-Adresse und die IP-Adresse, die Ihrem Internetanschluss aktuell zugewiesen ist, von uns im Zusammenhang mit Ihrem Kommentar gespeichert werden. Die Email-Adresse und die IP-Adresse werden natürlich nicht veröffentlicht oder weiter gegeben. Weitere Informationen zum Datenschutz bei alles-lausitz.de finden Sie hier. Bitte lesen Sie unsere Netiquette.

Weitere aktuelle Artikel