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Stuttgart stänkert gegen Kamenz

Stuttgart stänkert gegen Kamenz

Kamenz war nach Paris der weltweit zweite Ort, an dem Daimler sein neues E-Mobility-Showcar präsentierte. Jetzt neidet Stuttgart der Lessingstadt die Investition in den Batteriebau.

Kamenz/Stuttgart. Das auf den Bau von Verbrennungsmotoren spezialisierte Daimler-Werk in Stuttgart-Untertürkheim will etwas vom Kuchen der E-Mobilität abhaben und fordert deshalb, dass ein Teil der in Kamenz geplanten Investitionen für den Batteriebau ins „Ländle“ fließt.

„Wir streben keinen Standortkonflikt an“, stellt Alexandra Wolf vom Untertürkheimer Betriebsrat zwar klar. Und doch legen die Aussagen ihres Chefs, des Betriebsratsvorsitzenden Wolfgang Nieke, etwas anderes nahe. Dieser hatte im Umfeld einer Betriebsversammlung, die Anfang dieser Woche in Untertürkheim stattfand, unter anderem folgendes erklärt: „In der Belegschaft wird erwartet, dass das Unternehmen die Investitionen am Batteriestandort Kamenz nochmals prüft und auch Kapazitäten für die Produktion von Batterien in Untertürkheim schafft.“ Und an anderer Stelle: „Die Beschäftigten am Standort Untertürkheim haben bisher immer eine hohe Flexibilität gezeigt und die von den Fahrzeugwerken angeforderten Getriebe, Motoren und Achsen immer pünktlich geliefert. Deshalb erwarteten Belegschaft und Betriebsrat jetzt auch, dass das Werk Untertürkheim in Zukunft Batterien und elektrifizierte Antriebsstränge in die Fahrzeugwerke liefert.“

In der „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ wird Wolfgang Nieke darüber hinaus noch wie folgt zitiert: „Es kann nicht sein, dass 2023 oder 2025 in Kamenz 500 Leute eingestellt werden und in Stuttgart kommt es zu Personalabbau.“ Tatsächlich kein Standortkonflikt?
Dabei waren die Ansagen von Daimler-Entwicklungsvorstand Thomas Weber anlässlich des ersten Spatenstiches für das zweite Werk der Deutschen Accumotive mehr als eindeutig. Demnach sollen bis 2025 eine Milliarde Euro in den Aufbau eines weltweiten Produktionsverbundes von Batterien fließen, davon die Hälfte – also 500 Millionen Euro – nach Kamenz als „Kompetenzzentrum“ dieses Verbundes. Von einer Verdopplung der Beschäftigtenzahl am ostsächsischen Standort war dabei die Rede – dies würde einen Sprung von derzeit 350 auf 700 Beschäftige bedeuten, von denen jetzt die Stuttgarter Kollegen einen Teil für sich reklamieren.

Zum Vergleich: Im Mercedes-Benz-Werk Untertürkheim arbeiten laut Unternehmensangaben circa 19.000 Beschäftigte. Und von einem möglicherweise geplanten Stellenabbau ist in den Verlautbarungen von der eingangs erwähnten Betriebsversammlung keine Rede. Wie sich das Aufteilungsverhältnis gestalten soll und welchen betriebswirtschaftlichen Sinn es macht, diese Kapazitäten zu teilen – davon steht in den Stellungnahmen des Untertürkheimer Betriebsrats (noch) nichts.

Uwe Menschner / 12.12.2016

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