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Tom Schilling erobert Kleinwelka

Tom Schilling erobert Kleinwelka

Fabian-Darsteller Tom Schilling am Freitagnachmittag vor den Schwesternhäusern in Kleinwelka: „Ein schönes Fleckchen Erde“. Foto: RK

Bautzen. In Kleinwelka an den Schwesternhäusern sind am Freitag die Dreharbeiten für den Kinostreifen „Fabian“ fortgesetzt worden. Am Filmset war auch wieder Hauptdarsteller Tom Schilling zu erleben. In Erich Kästners tragischer Geschichte mimt er einen jungen Werbetexter im Berlin der 20er Jahre, der letztlich als Nichtschwimmer beim Versuch, ein Kind zu retten, ertrinkt.

Der Schauspieler, der bereits im Jahr 2008 in Zittau zusammen mit Götz George für die Hitler-Farce „Mein Kampf“ vor der Kamera stand, zeigte sich begeistert von der Umgebung. „Das ist ein schönes Städtchen“, verriet er dem Oberlausitzer Kurier auf dem Weg zur mobilen Garderobe. Von den Dorfbewohnern seien er und die Filmcrew gut aufgenommen worden.

Auch Anwohner zeigten sich erfreut über die Anwesenheit der Filmleute. So sagten bereits vor dem morgendlichen Drehbeginn zwei 57-jährige Damen, dass die Schwesternhäuser endlich die Aufmerksam erfahren würden, die ihnen zustehe. „Ich begrüße es sehr, dass die Gelegenheit genutzt wird, um hier Filmaufnahmen zu machen“, meinte eine von beiden. „Das ist ein besonderer Flecken Erde, der von der Filmcrew erkannt wurde. Diese nutzte auch die Möglichkeit, sich im Gemeindegarten zusammenzusetzen, um dort gemeinsam zu essen.“ Dann schießt sie hinterher, dass die Herrnhuter Siedlung mit den Schwesterhäusern für das Dresden seinerzeit steht. Damit kommt der Bautzener Ortsteil bald ganz groß in den Kinos raus. „Wir sind schon gespannt auf das Ergebnis.“

Just in diesem Moment surrt eine Drohne in luftiger Höhe über das geschichtsträchtige Gebäudeensemble, in dem für den Filmdreh von der etwa 40-köpfigen Filmcrew innerhalb kürzester Zeit ein gut sortierter Seifenladen etabliert wurde. Im Schaufenster liegen mehrere Seifenprodukte aus, die in dem Streifen auch zu sehen sind. Wenige Stunden später herrscht reges Treiben am Set. Noch bis in die Abendstunden hinein müssen Anwohner mit Einschränkungen rechnen. 

Erich Kästners Klassiker „Fabian“ beschreibt den seelischen Niedergang eines deutschen Hauptstädters kurz vor Hitlers Machtergreifung. „Fabian zeigt die Arena einer politisch-porösen Zeit. Anhand der Figuren ist zu sehen, wie man sich in einer solchen Zeit positionieren kann: Stellt man sich dagegen? Profitiert man davon? Es ist sehr nah an der Lebensrealität. Vielleicht merken die Zuschauer, dass die heutige von der damaligen Zeit gar nicht so weit entfernt ist“, sagte Produzent Felix von Boehm der Lausitzer Rundschau. Von dem Film verspreche er sich einen neuen und überraschenden künstlerischen Zugang zu der von Kästner geschilderten Zeit. Der Roman erschien 1931.

Unter der Regie von Dominik Graf wird der gleichnamige Kinofilm von der Lupa Film in Szene gesetzt. Bereits in den zurückliegenden Tagen hatte der Filmstab zahlreiche Aufnahmen in der Filmstadt Görlitz absolviert. Neben Tom Schilling bekleiden Saskia Rosendahl, Eva Medusa Gühne, Meret Becker und Albrecht Schuch wichtige Filmrollen. Die Kinos erobern soll der Streifen voraussichtlich im Herbst des kommenden Jahres.

Die Schwesternhäuser in Kleinwelka gelten als einzigartiges Kulturdenkmal. Hier errichtete die Herrnhuter Brüder-Unität in den Jahren 1770 bis 1896 die sechs Gebäude mit teils barockem Charakter. Für die Schwestern der Glaubensgemeinschaft der Herrnhuter Brüder-Unität war das Gebäudeensemble in Kleinwelka nicht nur Wohnstatt und geistliches Zuhause, sondern auch Arbeitsstätte für verschiedenste handwerkliche Tätigkeiten. Seit 2000 blieben die Gebäude ungenutzt. Belebt wird das Areal vor allem durch den jährlich stattfindenden Kultursommer, der ein begeistertes Stammpublikum in den Bautzener Ortsteil zieht. Auch die Stadt Bautzen bemüht sich um eine Sanierung des Gebäudekomplexes.

Roland Kaiser / 23.08.2019

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