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Unternehmerpaar gibt in Krise nicht klein bei

Unternehmerpaar gibt in Krise nicht klein bei

Auf vier Rädern kommen sie überall dorthin, wo Hilfe benötigt wird: Mit ihrem Corona-Testmobil sind Ulrike und Norbert Biebrach in den Landkreisen Bautzen und Görlitz unterwegs. Foto: RK

Manchmal braucht es einer gewissen Anstrengung und der Bereitschaft, in schwierigen Situationen andere Lebenswege zu beschreiten. Ein Ehepaar aus Bautzen hat sich auf seinen beruflichen Hintergrund besonnen und daraus ein Betätigungsfeld erschlossen. Und in dem gibt es in diesen Tagen und Wochen reichlich zu tun.

Bautzen. Ihre Zeit ist knapp bemessen. Eigentlich müssen beide gleich schon wieder zum nächsten Termin aufbrechen. Gegen halb drei Uhr nachmittags werden sie in Elstra erwartet. Der schwarze Kleinbus steht abfahrbereit auf dem Grundstück. Die Schutzausrüstung ist verstaut, auch das andere Equipment befindet sich in dem Wagen, auf dem die Aufschrift „Testmobil“ und eine Telefonnummer prangen. Im Auftrag des Gesundheitsamtes geht es von einem Standort zum nächsten. 

Not macht erfinderisch. Dieses alte Sprichwort findet inmitten der Corona-Pandemie seine volle Entfaltung. Vor allem in Branchen, deren Vertreter seit Monaten ihrer eigentlichen Tätigkeit aufgrund der von der Politik beschlossenen Einschränkungen zur Eindämmung des Erregers nicht nachgehen können. Ulrike Biebrach aus Bautzen ist da nur ein Beispiel. Mit ihrem Mann Norbert betreibt die rüstige Seniorin eine Veranstaltungsagentur. Beide waren zu DDR-Zeiten nicht nur in der Spreestadt angesagte DJs. Auch an der Ostsee oder im Erzgebirge tanzten die Menschen zu der von dem Ehepaar abgespielten Musik. Da sich vom zweiten Quartal 2020 bis zum heutigen Tag kaum noch Veranstaltungen organisieren ließen, hat Ulrike Biebrach ihren Event-Kleinbus zum mobilen Testzentrum umfunktioniert. Und mit dem unterstützt sie fortan die Bautzener Behörde bei ihrer Arbeit.

73.000 Schnelltests seien von Mitte März etwa bis zum Ende vergangener Woche in den im Landkreis etablierten Teststellen durchgeführt worden. 400 Infektionen seien in dem Zeitraum auf diese Weise festgestellt worden. Rund 100 kleine und größere sowie mobile Testmöglichkeiten gäbe es im Einzugsgebiet der Kreisverwaltung, so die Bautzenerin. Eine davon halten fortan sie und ihr Mann vor. „Wir mussten im Vorfeld natürlich Geld investieren, um eine gewisse Grundausstattung vorweisen zu können. Die Kassenärztliche Vereinigung zahlt fortan eine Kopfpauschale, die sich wiederum an der Anzahl der getesteten Personen orientiert.“ Deshalb würden sich solche Termine auszahlen, die von möglichst vielen Menschen wahrgenommen werden, um sich auf das Virus untersuchen zu lassen. 

Ihr Mann Norbert fügt hinzu: „Wir sind in der Lage, neben den Antigen-Schnelltests auch PCR-Testungen durchzuführen. Das erspart den Leuten einen Arztbesuch. Wo wir zu finden sind, erfahren sie auf den Internetseiten der Landkreise Bautzen und Görlitz. Und die schicken uns mitunter auch zu betroffenen Familien. In Ottendorf-Okrilla beispielsweise haben wir vor nicht allzu langer Zeit eine Testung durchgeführt, bei der mehrere Positivfälle registriert wurden. Deshalb arbeiten wir auch stets in Schutzkleidung.“ Dadurch, dass Biebrachs in das Netzwerk eingebunden sind, sind ihnen die Fakten und Umstände vertraut.

In dem Zusammenhang kommen in Ulrike Biebrach Erinnerungen auf – und zwar an die Nachwendezeit. „Viele waren gezwungen, ihr Leben neu zu organisieren, andere Arbeit als gewohnt zu machen und zurückzustecken. Keiner hat da geholfen, wenn beispielsweise Firmen pleitegingen, die Menschen arbeitslos wurden oder Verträge für einen Diskjockey einfach gestrichen wurden. Man musste sich kümmern.“ Das Ganze verbindet sie mit der Frage: „Bitteschön, warum nicht auch in Corona-Zeiten kreativ sein?“ 

Für die Veranstaltungsprofis zahlte sich eigenen Angaben zufolge das Umstellen auf ein anderes Betätigungsfeld inzwischen aus. „Wir besannen uns auf unsere medizinischen Grundausbildungen, und nach der Umrüstung unseres Event-Busses zum Corona-Testmobil erstellten wir umfangreiche Hygiene- und Testkonzepte für das Gesundheitsamt. Wir schrieben immer wieder Anträge und Begrün-dungen, installierten neue Abrechnungssoftware und ein Kartenlesegerät, schafften einen mobilen Drucker und einen kleinen Stromgenerator an, kauften professionelle Test-Kits einschließlich Schutzkleidung. Vor allem aber ließen wir nicht locker.“ 

Das Fazit des Bautzener Paares: „Mittlerweile haben wir ein sehr gutes Gefühl, einen wichtigen Beitrag zur Unterbrechung der Infektionsketten in der Pandemie zu leisten. Obendrein verdienen wir so viel Geld, dass wir auf staatliche Unterstützungen nicht zwingend angewiesen sind.“ 

Doch längst nicht nur Biebrachs führen Corona-Tests durch. Weitere Anlaufstellen im Landkreis Bautzen hat die Kreisverwaltung in einer Online-Übersicht zusammengestellt. 

Roland Kaiser / 16.05.2021

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