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Verdrängt die Bundespolizeit Geschlechterbilanz gezielt?

Verdrängt die Bundespolizeit Geschlechterbilanz gezielt?

Schleusungen in die Bundesrepublik haben sich zuletzt stärker auf Kleinbusse verlagert. Foto: Matthias Wehnert

Schöpstal / Ludwigsdorf / Pirna. In der vergangenen Woche beleuchtete der Niederschlesische Kurier in seiner Titelgeschichte „Einsatztaktik contra Transparenz an der Grenze“ Folgen der Schleusung von Migranten, die illegal aus Weißrussland über Polen in die Bundesrepublik kommen.

Darin war auch die Aussage aus dem Leitungsstab des Bundespolizeipräsidiums in Potsdam wiedergegeben: „Politische Statements oder Forderungen werden grundsätzlich nicht von der Bundespolizei kommentiert.“ Doch genau diesen Eindruck machte nun eine Antwort der Bundespolizeidirektion Pirna auf die Frage, wie viele der in ihrem Zuständigkeitsbereich im Oktober aufgegriffenen 1.794 Personen männlich und wie viele weiblich seien. Die Antwort darauf lautete: „Die genaue geschlechtliche Verteilung wird unmittelbar nicht statistisch erfasst und spielt für das Gesamtphänomen auch keine entscheidende Rolle.“ Der zweite Teil der Antwort kann nach Ansicht der Redaktion selbst als politisches Statement gedeutet werden, da hiermit gesellschaftliche Folgewirkungen der Zuwanderung künstlich ausgeblendet werden. Letztlich wurde fast verschämt angefügt: „Dennoch kann gesagt werden, dass der überwiegende Teil der festgestellten Personen unterschiedlichen Alters männlich ist.“
Die Ausgabe von vergangener Woche war just am Tag der bundesweiten Aufmerksamkeit um einen Todesfall an der Grenze in Schöpstal erschienen. Die Ermittlungen wegen des Verdachts des Einschleusens mit Todesfolge führt hierzu nun die Bundespolizeiinspektion Pirna. Während die Bundespolizisten am 29. Oktober den türkischen Fahrer des mutmaßlichen Begleitfahrzeugs gefasst hatten, geht die Fahndung nach dem 42-jährigen mutmaßlichen Lenker des Renault-Transporters weiter. Nach dem Hinweis auf eine mögliche Schleusung nahe der A4 hatten Beamte am 29. Oktober 22 Menschen aus dem Irak in einem Transporter angetroffen, darunter auch den Mann, bei dem eine Reanimation nicht gelang.

Gegen den Fahrer des Begleitwagens wurde zwischenzeitlich ein Untersuchungshaftbefehl erlassen.
„Die polizeiliche Bearbeitung der 21 erwachsenen Geschleusten ist abgeschlossen, sie wurden an das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge übergeben“, teilte die Bundespolizei am Montag mit. Im Nachgang lies Michael Engler von der Bundespolizeidirektion Ludwigsdorf die Redaktion telefonisch wissen, dass ein Iraker doch minderjährig gewesen sei Auch diese Gruppe habe jedoch komplett nur aus männlichen Personen bestanden. 

Till Scholtz-Knobloch / 10.11.2021

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