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Vor dem Feiern wird hart gearbeitet

Vor dem Feiern wird hart gearbeitet

Vereinschef Hans-Michael Volkmann (rechts) und sein Stellvertreter Günter Schneider. | Foto: fum

Zittau. Am nächsten Wochenende wird beim Kleingärtnerverein „Zur Weinau“ ganz groß gefeiert. Immerhin steht das 20. Gartenfest seit Vereinsgründung an. Doch zwischen blühenden Blumen, schwer an Früchten tragenden Obstgehölzen und gut hergerichteten Lauben gibt es auch manches Problem, das dem Vorstand ein Stirnrunzeln abringt.

Hans-Michael Volkmann und Günter Schneider sind voller Vorfreude: Vom 5. bis 7. August wird auf dem Festplatz des Kleingärtnervereins an der Händelstraße das alljährlich stattfindende Gartenfest gefeiert – ein Höhepunkt im Vereinsleben und willkommener Anlass für die Anwohner in der Weinausiedlung, sich ein bisschen Kultur zu gönnen, Bier, Bratwurst und Fischsemmel zu genießen und bei jeder Menge stimmungsvoller Musik ein paar gemütliche Stunden zu verleben. Am Samstagabend lassen es die Feuerwerker zudem ordentlich krachen. „Bei uns fliegen meist mehr Raketen in die Luft als beim Zittauer Stadtfest“, freuen sich der Vorsitzende und sein Stellvertreter. Nicht weil der Verein zu viel Geld hat, um es in den Himmel zu jagen, sondern weil die hierfür engagierten Kräfte übers Jahr Großpackungen für mehrere Veranstaltungen kaufen und übrig gebliebene Feuerwerkskörper dann beim Gartenfest zünden.

Allerdings hat das Kleingärtnerleben nicht nur Feierstunden zu bieten, sondern durchaus auch Momente, in denen richtig gearbeitet werden muss. Zum Beispiel an der Zukunft des Vereins. Immerhin sind von den einstmals 188 Parzellen aktuell nur noch 160 vorhanden, das Hochwasser im Jahre 2010 hatte eine derart vernichtende Wirkung entfaltet, dass sich mancher Pächter dazu entschloss, seine „grüne Idylle“ aufzugeben.
Nach wie vor gibt es Probleme mit der Verpachtungsquote: zehn Prozent der Gärten sind nicht belegt. Einige der 16 freien Parzellen sollen zu einer Streuobstwiese umfunktioniert werden. Dafür will man bei der Stadt eine Minderung des Pachtzins' beantragen. Denn sonst müssten die Kosten weiter auf alle Vereinsmitglieder umgelegt werden.

Fünf der leer stehenden Gärten, direkt an der Chopinstraße, sollen demnächst beräumt und das Gelände der Stadt als Verpächter zurückgegeben werden. „Diese Grundstücke will einfach keiner. Begründet wird das oft mit dem Straßenlärm, obwohl der durch den Wechsel von Kopfsteinpflaster zu Asphalt schon bedeutend geringer geworden ist“, sagt Hans-Michael Volkmann. Generell sei es schwierig, neue Pächter zu finden, obwohl man in diesem Jahr schon zwölf Neuverträge unterzeichnet hat. „Ich sage es nicht gern, weil es abgedroschen klingt – aber unser Gegner ist die demografische Entwicklung. Ältere Mitglieder hören auf oder sterben weg. Das jüngere Klientel hat zuweilen andere Vorstellungen von der Bewirtschaftung eines Kleingartens. Nur Party machen hat damit nämlich nichts zu tun.“ Denn die gepachtete Fläche müsse kleingärtnerisch genutzt werden, erläutert Günter Schneider. „Nach wie vor gibt es die im Bundeskleingartengesetz festgeschriebene Drittelregelung von Nutz-, Zier- und Erholungsgarten. Wird das nicht eingehalten, droht der Verein seine Gemeinnützigkeit zu verlieren.“ Das könnte die Mitglieder teuer zu stehen kommen: „Jetzt bezahlen wir 7,5 Cent pro Quadratmeter Pachtzins, im ungünstigsten Fall könnte das bis auf zwei Euro steigen. Dann müssten wir aufhören mit der Kleingärtnerei“, ergänzt Volkmann.

Soweit wollen es der Vorsitzende und sein Stellvertreter nicht kommen lassen. Beide sind froh darüber, dass sich die Stadt Zittau bei ihren 43 Kleingartenvereinen engagiert. Den Anstoß zu dieser positiven Entwicklung gab Anfang 2014 ein Schreiben der Linken-Stadträte, die sich über das Vereinsleben informieren wollten. Vorläufiger Endpunkt ist die Aufnahme des Kleingartenwesens in die Zittauer Stadtentwicklungskonzeption. Damit besteht Hoffnung, für den Rückbau nicht mehr genutzter Parzellen irgendwann Fördermittel beantragen zu können. Denn die Umstrukturierung des Pachtlandes muss auch beim Kleingärtnerverein „Zur Weinau“ in Zukunft weiter vorangetrieben werden, da weitere Kündigungen absehbar sind. „Das Durchschnittsalter unserer Pächter beträgt 61 Jahre, der älteste noch aktive Gartenfreund hat schon seinen 92. Geburtstag gefeiert“, begründet der Vereinschef.

Stolz ist man auf die vor einem Jahr erfolgte Neuverpachtung der Vereinsgaststätte „Vogelschänke“, denn dass dies gelingt, scheint alles andere als selbstverständlich zu sein. „Im Altkreis Zittau gibt es nur noch zwei geöffnete Gartenlokale. Unseres ist eins davon!“, so Volkmann.

Frank-Uwe Michel / 02.08.2016

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