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Warten auf den Ladesäulenbauer

Warten auf den Ladesäulenbauer

Akku aufladen in 30 Minuten: An der A4 geht das. Foto: privat

Bautzen. Wie soll in naher Zukunft in der Spreestadt beim Bau von neuen Elektrotankstellen verfahren werden? Die Stadtverwaltung kennt auf diese Frage nur eine Antwort und die richte sich nach der Nachfrage am Markt, die bislang noch sehr verhalten sei. „Generell ist anzumerken, dass Kommunen rechtlich gesehen nicht dazu verpflichtet sind, eine Infrastruktur für die Besitzer von Elektrofahrzeugen bereitzustellen“, teilte Rathaussprecherin Laura Ziegler auf Anfrage mit. „Sollte sich jedoch ein privater Betreiber finden, der in Bautzen ein rentables Ladenetz aufbauen möchte, trifft er im städtischen Wirtschaftsförderungsamt auf offene Ohren und kann mit kommunaler Unterstützung rechnen.“ Dies gelte allerdings in erster Linie für den Fall von organisatorischen Fragen. „So ist beispielsweise zu klären, inwieweit überhaupt geeignete Flächen für Großtankstellen in Bautzen existieren und was das Stromnetz an welcher Stelle in der Stadt hergibt“, sagte Amtsleiter Alexander Scharfenberg. Und er fügte hinzu: „Bisher liegen uns keine Informationen vor, wonach es zu wenige Kapazitäten in Bautzen gibt.“

Linken-Stadtrat Steffen Grundmann sieht hingegen einen gewissen Handlungsbedarf. Er plädiert für eine Infrastruktur, die Autofahrern genügend Anreiz bietet, vom Diesel oder Benziner auf das E-Fahrzeug umzusteigen. „Ich kann solch eine Installation nur begrüßen – idealerweise an den Pendlerparkplätzen und eventuell an einem gut erreichbaren, zentralen Ort.“ Dass Deutschland bei der E-Mobilität noch immer hinterherhinkt, bedauert der Bautzener. Die Befürchtung, das Stromnetz könnte schnell überlastet werden, will er nicht teilen. „Dafür müsste von heute auf morgen eine Vielzahl an Autofahrern umsteigen.“ Auch ENSO-Sprecherin Claudia Kuba bezeichnet das Ganze als beherrschbar: „Angepeilt sind bis zum Jahr 2022 bundesweit etwa eine Million Elektrofahrzeuge, allein in Sachsen ist die Rede von 25.000 Modellen. Diese würden Berechnungen von Experten zufolge gerade einmal 0,5 Prozent des Gesamtstrombedarfs verbrauchen. Es ist Aufgabe des jeweiligen Stromversorgers, die Mittel- und Niederspannungsnetze entsprechend auszubauen. Wir sind also in der Lage, die notwendige Vorsorge zu treffen.“ Noch muss das in der Spreestadt ernsthaft niemand tun, und auch in der Schlange stehen braucht kein Autofahrer, nur um den Akku seines Fahrzeuges aufzuladen. Nach Angaben des Landratsamtes waren dort mit Stand Februar 2018 gerade einmal 13 Elektroautos zugelassen. Allerdings könnte sich das ändern, wenn die Voraussetzungen dafür stimmen.

Der Landkreis lässt daher ein grundlegendes Papier zur Einordnung und zum weiteren Umgang mit der Elektromobilität ausarbeiten. Ergebnisse sollen den Angaben zufolge im Laufe dieses Jahres vorliegen. Behördensprecher Peter Stange: „Das Konzept soll die Basis für die weiteren Schritte zur Umsetzung und Förderung der Elektromobilität im Landkreis Bautzen sein und gliedert sich in vier Schwerpunkte: Grundlagenermittlung, Potenzialanalyse, Handlungsrahmen mit Umsetzungskonzept und eine begleitende Beteiligung und Öffentlichkeitsarbeit.“

Die Stadt Bautzen hat bereits vorsorglich rund 18.000 Euro in ihren Etat eingestellt. Das bestätigte Laura Ziegler dem Oberlausitzer Kurier. „Grundsätzlich lässt sich dazu ausführen, dass mit dem Posten im Haushalt nicht der Bau einer größeren, öffentlichen Tankstelle gemeint ist, sondern vielmehr die Errichtung von Ladesäulen für den Fuhrpark der Stadtverwaltung.“ Jedoch sei das perspektivisch zu sehen. Aktuell würden keine Planungen laufen – weder für eine interne noch öffentliche Ladesäule. Besitzer von E-Autos wie der 23-jährige Philipp Haufe sind vorerst dazu angehalten, weiterhin die bereits vorhandenen Elektrotankstellen anzusteuern oder daheim den Akku ihres Fahrzeuges mit Strom zu versorgen. Lademöglichkeiten existieren nach Rathausangaben im Centrum-Parkhaus, an einem Bettenhaus an der Wendischen Straße, an der Löbauer Straße 62 sowie an den beiden Autobahnrastplätzen Oberlausitz Nord und Oberlausitz Süd. „Es ist schön, dass es die Ladesäulen an der A 4 bereits gibt. Jedoch sind die meines Erachtens zu weit außerhalb von Bautzen gelegen, um sie für eine schnelle Nachladung zu nutzen. Mein Vorschlag wäre, Schnellladesäulen im Stadtgebiet aufzustellen. Beispielsweise ist die Stromtank-stelle im Centrum-Parkhaus unbrauchbar, da mit der dort verfügbaren Ladeleistung eine lange Wartezeit einhergeht. Praktisch wären am Touristen- und Pendlerpark so genannte Triple-Schnelllader mit einer Ladeleistung von 50 Kilowatt oder mehr, mit denen sich innerhalb von 30 Minuten eine ausreichende Reichweite herstellen lässt.“ Übrigens: Die schon vorhandenen Ladestandorte will die kommunale Wirtschaftsförderung besser vermarkten. Alexander Scharfenberg: „Wir werden alle Möglichkeiten nutzen, um die in der Region vorzufindenden Tankstellen zu bewerben.“

Roland Kaiser / 30.06.2018

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Kommentare zum Artikel "Warten auf den Ladesäulenbauer"

Die in Kommentaren geäußerten Meinungen stimmen nicht unbedingt mit der Haltung der Redaktion überein.

  1. Lothar schrieb am

    Das ganze ist ein nettes Ringelspiel. Keiner kauft ein Elektroauto weil es keine Tanksäulen gibt. Tanksäule werden nicht gebaut weil es keine Elekroautos zum Betanken gibt. Wenn der Staat (Tanksäulen) und die Autoindustrie (bedeutend höhere Reichweiten der Autos) nicht in Vorleistung gehen ändert sich nichts.
    Warum auch Risiko - irgendwann zwingen wir den kleinen Mann per Gesetz, das er die Vorleistung erbringt (Diesel und Benzin verbieten).

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