Was bringt der Titel Hochschulstadt?

Sie sind die wahren Protagonisten der Hochschulstadt Bautzen: Anni Dittrich, Jan-Martin König und Amy Dorn (v.l.n.r.), die sich im hiesigen Studierendenrat engagieren.

Für die älteren Bautzener wird das Gebäude an der Löbauer Kreuzung wohl immer die Ingenieurschule bleiben.
Bautzen weist künftig schon an seinen Zugängen auf den neu erworbenen Status hin. Doch welchen Nutzen haben die Stadt und ihre Umgebung davon?
Bautzen. Autofahrer, die am vergangenen Mittwoch Vormittag über die Friedensbrücke fuhren, haben sich vielleicht über den Auflauf rings um die erste Nische auf der Nordseite des Bauwerkes gewundert. Radfahrer mussten von ihren Drahteseln absteigen oder wechselten gleich ganz die Straßenseite, und auch Fußgänger kämpften sich nur mit Mühe durch die Menschentraube, deren Zentrum der sächsische Ministerpräsident Michael Kretschmer bildete.
Er war gekommen, um gemeinsam mit Oberbürgermeister Karsten Vogt, der Landrats-Beigeordneten Dr. Romy Reinisch sowie weiteren städtischen Honoratoren den neu errungenen Status von Bautzen als „Hochschulstadt“ zu zelebrieren. Der Demonstration dafür diente ein Ortsschild mit dem entsprechenden Zusatz (in Deutsch und in Sorbisch!), das bald an allen Zugängen zur Kernstadt stehen wird.
„Die Bildung ist eines der größten Pfunde, mit denen wir als Freistaat Sachsen wuchern können“, so der sächsische Ministerpräsident. Und das nicht nur in den Großstädten, wo sich beispielsweise die TU Dresden um den Status „Exzellenzuniversität“ bewirbt. Sondern auch im ländlichen Raum der Oberlausitz, der sich auf den Weg gemacht hat, eine außergewöhnliche Bildungs- und Forschungslandschaft zu entwickeln: „Die Duale Hochschule Bautzen bildet neben der Hochschule Zittau-Görlitz, dem Deutschen Zentrum für Astrophysik und dem Bauforschungszentrum mit Hauptcampus in Bautzen einen wichtigen Baustein dafür“, so Oberbürgermeister Karsten Vogt. Die Aufwertung der Berufsakademie zur Staatlichen Studienakademie im Rahmen der Dualen Hochschule Sachsen ermöglicht den Studierenden jetzt den Erwerb von vollwertigen akademischen Abschlüssen „ohne Wenn und Aber“, beziehungsweise ohne den Zusatz (BA), der von manchen Personalern in der Vergangenheit als minderwertig abgetan wurde.
Was hingegen bleibt, ist die enge Verzahnung von Theorie und Praxis, die durch die Anstellung der Studierenden bei ihren Praxisbetrieben gesichert ist. Professor Katharina Bühn, seit dem Frühjahr Rektorin der Staatlichen Studienakademie Bautzen, sieht auch unmittelbare Vorteile für die Stadt: „Wir erhöhen unsere Attraktivität als Studienort für junge Menschen weit über Sachsen hinaus, was sich auch im Stadtbild widerspiegeln wird.“ Und vielleicht gefällt es dem Einen oder der Anderen ja so gut, dass sie ihren Lebensmittelpunkt in die Oberlausitz verlegen.
Die Duale Hochschule Sachsen (DHSN) trat zum Jahresbeginn die Nachfolge der Berufsakademie Sachsen an. Sie verfügt über sieben Standorte, Hauptsitz ist Glauchau in Westsachsen. Mittelfristig sollen auch duale Master-Studiengänge angeboten werden. Eine wichtige Änderung stellt auch der erleichterte Zugang zum Studium ohne Abitur für Bewerber mit einer mindestens dreijährigen staatlich geregelten Berufsausbildung dar, der ausschließlich an der DHSN gilt.