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Was tun, wenn der Hund mal muss

Was tun, wenn der Hund mal muss

Beutelspender für Hundekot und andere Verunreinigungen sind in Bautzen vielerorts zu finden. Allerdings müssen die Tüten in Papierkörben oder daheim entsorgt werden. Foto: RK

Bautzen ist an sich eine recht saubere und gepflegte Stadt. Darauf können die Menschen hier zu Lande durchaus stolz sein. Dennoch gibt es Dinge, die sich noch besser machen lassen. Cunewalde zeigt, wie es in punkto Hundetoiletten geht.

Bautzen. Wenn Heiko Doppichei seine Fanny ausführt, vermisst er in der Spreestadt etwas ganz Entscheidendes: echte Hundetoiletten. Sobald seine Dackeldame ihr Geschäft erledigt hat, kann der Bautzener zwar eine Tüte an einem der zahlreich aufgestellten Spendenboxen ziehen. Die Entsorgung erfolgt jedoch im nächstbesten Mülleimer oder daheim. Und das stößt ihm sauer auf: „Wer sitzt schon gern bei schönem Wetter auf einer Bank im Grünen, wenn der Papierkorb daneben unangenehme Gerüche abgibt“, sagt der 47-Jährige. Dabei würden kleinere Gemeinden wie Cunewalde oder Schleife im Landkreis Görlitz zeigen, dass es auch anders geht. Dort lassen sich die aufgesammelten Exkremente der Tiere gleich an Ort und Stelle beseitigen. „Hundetoiletten sind wichtig, um das Stadtbild zu verbessern“, meint der Familienvater. „Sie gehören einfach zu unserer Zeit.“ Ans Rathaus gerichtet schlägt er vor, endlich flächendeckend derartige Entsorgungseinheiten aus langlebigem Edelstahl oder feuerverzinktem Material aufzustellen. „Der steuerzahlende Bürger hat ein Recht auf solche Investitionen“, denkt Heiko Doppichei. Dass es immer wieder auch schwarze Schafe unter Hundehaltern gibt, ist ihm bewusst. „In solchen Bereichen wie rund um den Husarenhof, wo doch hin und wieder starke Verschmutzungen zu beobachten sind, muss die Stadt aktiv werden. Voraussetzung dabei sind Hundetoiletten.“

Auch Stadtrat Steffen Grundmann von der Linkspartei kann ein Lied davon singen. Hundehalter würden zwar Tüten aus den Spendenboxen benutzen, diese dann gelegentlich jedoch auf Wegen und Wiesen liegenlassen. „Vor diesem Hintergrund scheint ein Ausbau sinnvoll“, erklärt er. Dann gäbe es noch diejenigen, die sich kein Stück um eine Entsorgung der Tierexkremente scheren und meinen, sie würden doch Hundesteuer zahlen, also könne sich die Kommune darum kümmern. Dieser Denkweise widerspricht die allgemeine Definition. Ein Anspruch auf individuelle Gegenleistung besteht demnach nicht. „Angesichts von Hundehaufen inmitten der Altstadt frage ich mich, wo überall solche Hundetoiletten installiert werden müssten, um auch dem letzten ignoranten Hundehalter klar zu machen: ‚Räumt die Sch.... weg’. Vor diesem Hintergrund sollten Vergehen deutlich härter bestraft werden. Wenn man die Leute zur Kasse bittet, ist leider eher mit Verständnis zu rechnen, als mit einem Appell an den gesunden Menschenverstand.“

Der Stadtrat begründet seinen Vorstoß damit, dass durch Hundekot Krankheiten übertragen werden können. „Wenn die Halter ihn nicht wegräumen, besteht durchaus die Möglichkeit, dass gerade Kinder und andere Tiere dadurch Schaden nehmen.“

Die FDP hingegen hatte eigenen Angaben zufolge bereits in der zurückliegenden Legislaturperiode für eine flächendeckende Ausstattung mit Hundetoiletten geworben. „Danach wurden wenigstens die ersten Beutelspender aufgestellt, an die Entsorgung wurde jedoch nicht gedacht“, erinnert sich Stadtrat Mike Hauschild. Wie viele andere zeigt auch er sich in punkto Sauberkeit in Bautzen mittlerweile für jeden Schritt dankbar. In den vergangenen zwei Wochen ließ die Verwaltung nach eigenen Angaben ergänzend zu den bereits vorhandenen 22 Spendenboxen acht weitere im Stadtgebiet montieren, so zum Beispiel am Hauptmarkt und vorm Finanzamt. Deren Wartung und Unterhaltung erfolge durch die kommunale Stadtwerke-Holding Beteiligungs- und Betriebsgesellschaft Bautzen mbH (BBB). Neuanschaffungen seien Aufgabe der Kommune. „Die willigen Hundehalter nehmen das Angebot als Erleichterung gern an“, weiß Rathaussprecher André Wucht. Anderenfalls müsse derjenige, der die Ausscheidungen seiner Tiere achtlos liegen und sich dabei auch noch erwischen lässt, in sein Portemonnaie greifen. Bei Unterlassung drohe im Zuge eines Ordnungswidrigkeitsverfahrens ein Verwarngeld von mindestens 40 Euro. Lässt sich indes ein Vorsatz nachweisen, werde bereits ein Bußgeld über 80 Euro fällig. Noch einmal André Wucht: „Bei entsprechenden Feststellungen durch den Gemeindlichen Vollzugsdienst beziehungsweise bei konkreten Anzeigen von Bürgern erfolgt in jedem Fall die Einleitung eines Ordnungswidrigkeitsverfahrens.“ Allerdings, so schränkt der Mitarbeiter der Stadtverwaltung ein, seien konkrete Feststellungen eher selten. „Die betreffenden Hundeführer achten schon darauf, dass das Nichtberäumen des ‚Geschäfts’ möglichst unbeobachtet bleibt.“ Im Übrigen gelte gleiche Verfahrensweise auch für nicht weggeräumte Pferdeäpfel. Denn, so geht es aus Bautzens Polizeiverordnung hervor: „Der Führer oder Halter eines Hundes oder eines anderen Tieres hat dafür zu sorgen, dass öffentliche Straßen, Grün- und Erholungsanlagen, nicht durch den Kot des Tieres verunreinigt werden. Ist dies dennoch geschehen, hat der Führer oder Halter des Tieres die Verunreinigung unverzüglich zu beseitigen.“

Ähnliche Vorschriften haben die Kommunen im Umland erlassen. Um Hundebesitzern einen möglichen Ärger mit dem Gesetz zu ersparen, ließ beispielsweise die Gemeinde Cunewalde bereits vor 15 Jahren zehn Hundeklos im Wert von jeweils 400 Euro aufstellen – und zwar inklusive einer Entsorgungseinrichtung an Ort und Stelle. Demnächst sollen nach Auskunft einer Gemeindemitarbeiterin fünf weitere entlang des Radweges hinzukommen. Damit möchte die Kommune verhindern, dass Beutel mit Hundekot in öffentlichen Papierkörben landen. „In der Regel müssen jährlich ein bis zwei Hundetoiletten komplett beziehungsweise einzelne Teile ersetzt werden, unter anderem aufgrund von Zerstörung“, erläutert Bettina Klose vom Cunewalder Ordnungsamt. „Zweimal wöchentlich werden die Hundetoiletten durch den Bauhof geleert und neu mit Tüten bestückt. Für die Anschaffung der Hundekotbeutel gibt die Kommune dabei pro Jahr etwa 500 Euro aus.“ Die Dorfbewohner und auch Besucher würden das Angebot sehr gut annehmen. Ein Dankeschön richtet Bettina Klose in diesem Zusammenhang an die Bürger. „Sind die Tüten ausgegangen oder wurden die Toiletten beschädigt, teilen sie uns dies in der Regel zeitnah mit.“

Und weil das alles so problemlos funktioniert im Tal mit Weitblick, wie Cunewalde sich gern selbst sieht, schnappt sich Heiko Doppichei hin und wieder seine Dackeldame und führt sie dort aus.
Indes hat nicht nur er schlechte Karten in Malschwitz. Dort gibt es erst gar keine Hundetoiletten, wie Bürgermeister Matthias Seidel auf Anfrage wissen ließ. „Es sind auch keine geplant.“           

Roland Kaiser / 19.05.2018

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