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Wie Zeppelin durch die Luft schweben

Wie Zeppelin durch die Luft schweben

Mit dem Luftschiff über die Region schweben – das bietet die Ballon-Crew Sachsen exklusiv für ganz Ostdeutschland an. Foto: Ballon-Crew Sachsen

Wie ein Vogel durch die Luft zu schweben – wohl kaum ein Wunsch ist tiefer in der Geschichte der Menschheit verankert als dieser. Heutzutage gibt es im Gegensatz zu früher viele Gelegenheiten, sich diesen Traum zu erfüllen. Eine ganz spezielle Möglichkeit wird jetzt in Haselbachtal angeboten.

Haselbachtal. Ferdinand von Zeppelin (1838 bis 1917) war ein berühmter Mann. Durch seinen Erfindergeist schaffte er es, dass eine ganze Klasse von Luftfahrzeugen bis heute seinen Namen trägt und diesen damit unsterblich macht.

Im frühen 20. Jahrhundert waren Fahrten mit dem Luftschiff – oder eben mit dem „Zeppelin“ – schwer in Mode. Dem setzte das Unglück der „Hindenburg“ 1938 in Lakehurst (USA) ein jähes Ende.

Seitdem führen die zigarrenförmigen Fluggeräte am Himmel eher ein Schattendasein. Nur wenige Unternehmen gibt es, die Fahrten (oder in diesem Fall darf man, im Gegensatz zum Ballon, auch sagen: Flüge) mit dem Luftschiff anbieten. Seit diesem Jahr zählt dazu auch die Ballon-Crew Sachsen mit Sitz in Gersdorf (Gemeinde Haselbachtal) als einziger Anbieter in ganz Ostdeutschland. „Seit 2009 überlegen wir, neben unseren Ballonfahrten, die wir seit 1994 durchführen, auch Luftschiffe einzusetzen“, erklärt Inhaber Jens Großmann. Über viele Jahre versuchte die Ballon-Crew vergeblich, große Firmen als Werbepartner zu gewinnen: „Die Investitionskosten für ein Luftschiff belaufen sich auf weit über 200 000 Euro. Allein mit Passagierfahrten ist eine Rentabilität nicht zu erreichen.“ So kommt es auch, dass die Zahl der Anbieter deutschlandweit seit 2005 zwischen lediglich vier und sechs schwankt.

Im Frühjahr 2016 ergab sich für die Ballon-Crew Sachsen die Gelegenheit, die gebrauchte Ausrüstung eines Schweizer Luftfahrtunternehmens zu kaufen. „Diese haben wir genutzt und ein Luftschiff mit drei Hüllen erworben“, so Jens Großmann. Nach der Überführung und Registrierung erfolgten die erforderlichen technischen Prüfungen im einzigen in Deutschland zugelassenen Luftfahrttechnischen Betrieb für Heißluftschiffe. Dieses Wort beschreibt auch schon eine wichtige Charakteristik der in Haselbachtal stationierten Luftfahrzeuge:

„Unsere Luftschiffe werden nicht, wie herkömmlich, mit Gas betrieben, sondern wie die bekannten Ballone mit Heißluft“, erklärt der Inhaber der Ballon-Crew. Dies hat nach seinen Worten zahlreiche Vorteile: „Für Heißluft-Luftschiffe findet sich fast überall ein geeigneter Start- und Landeplatz. Dadurch können die Zuschauer viel näher an den Ort des Geschehens heran.“ Gas-Luftschiffe verursachen im Gegensatz zu ihren Heißluft-Pendants auch bei Nichtgebrauch hohe Kosten: „Unsere Luftschiffe können dagegen einfach auf einem Spezialanhänger verpackt werden“, so Jens Großmann. Um ein Gas-Luftschiff an den Einsatzort zu bringen, bedarf es eines hohen technischen und logistischen Aufwandes. Die Crew umfasst acht bis zehn Mitarbeiter. Die Bodenmannschaft der Ballon-Crew hingegen kommt mit drei Personen aus.

Was macht nun aber das Besondere einer Fahrt – oder eines Fluges – mit dem Luftschiff aus? Bei dieser Frage gerät Jens Großmann ins Schwärmen: „Das Luftschiff gleitet mit 20 bis 30 Stundenkilometern majestätisch durch die Lüfte und ermöglicht durch seine halboffene Gondel Atem beraubende Blicke in alle Himmelsrichtungen.“ Insbesondere die Panoramafahrten über Dresden und die Sächsische Schweiz seien ein unvergessliches Erlebnis. Anders als ein Ballon lässt sich das Luftschiff steuern und kann daher vorher festgelegte Ziele überfliegen. Dies können touristische Sehenswürdigkeiten, aber auch Stadien sein. Drei Mitarbeiter der Ballon-Crew haben erfolgreich die Prüfung zum „Luftschiffer“ absolviert und sind somit berechtigt, die „Zeppeline“ zu steuern. Passagiere müssen keine besonderen Voraussetzungen erfüllen; sie sollten jedoch in der Lage sein, die 60 Zentimeter hohe Außenwand der Gondel zu übersteigen, gegebenenfalls auch mithilfe einer Trittleiter. Die Landung ist ruhiger und sanfter als bei einem Ballon, versichert Jens Großmann. Doch auch für Werbetreibende bietet das Luftschiff ganz neue Möglichkeiten: „Wer ihm einmal fasziniert nachgeschaut hat, wird diesen Anblick so schnell nicht vergessen“, versichert Jens Großmann. Einen kleinen Wermutstropfen gibt es jedoch: Die Fahrt mit dem Luftschiff ist – ebenso wie die mit dem Ballon – stark vom Wetter abhängig. Die Starts erfolgen bis zu vier Stunden ab Sonnenaufgang oder ab vier Stunden vor Sonnenuntergang (im Winter also auch mitten am Tag). Bei Niederschlag, Gewitterneigung und starker Thermik (Bodenwinde) muss das Luftschiff am Boden bleiben.

Uwe Menschner / 16.11.2016

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