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Wölfe treten nicht in die Fußstapfen des SV See 90

Wölfe treten nicht in die Fußstapfen des SV See 90

V.l.n.r. zeigen Lars Oboth, Michael Schönknecht, Daniel Höher, Oliver Nitsche, Mathias Schönknecht, Hagen Höher und Marc Höher Flagge für ihren neuen Verein. Foto: privat

See hat nach acht Jahren Pause wieder einen eigenen Fußballklub. Statt großer Ambitionen mit Höhenflug und Absturz einst, setzt man nun auf gesunde Strukturen aus und für die Dorfgemeinschaft.

See. Die Schiebetür des Kleinbusses fällt ins Schloss, als kurz danach die Idee das erste Mal laut ausgesprochen wird. „Lasst uns in See wieder einen Fußballverein aufbauen“, sagt Daniel Höher, eines der späteren Gründungsmitglieder.

Der Hals des ersten Flaschenbieres ist im Juli 2021 auf dem Weg zum Junggesellenabschied des heutigen ersten Vorsitzenden, Michael Schönknecht, noch nicht ganz ausgetrunken, da ist aus der Idee ein fast schon reifer Plan entsponnen.

Es ist dann der 25. Januar dieses Jahr, als der Brief des Amtsgerichtes Dresden eingeht. Mit Bestätigung der Vereinseintragung steht fest: der Nieskyer Ortsteil hat wieder einen Fußballverein. Der Seer Wölfe F.C. ist geboren. In der Saison 2022/23 wird nach acht Jahren Pause wieder Fußball im Ligabetrieb gespielt. In der Kreisklasse geht es los. „Der Wolf wacht ab sofort über See“, fasst Marc Höher zusammen.

Der Weg zur Neugründung ist schnell geebnet, weil auf Worte Taten folgten. Nach der Gründungsveranstaltung Anfang Oktober im legendären Lokal „Zum Waldfrieden“ auf der Zeche steht das Grundgerüst und die Agenda fest.

Neben den Höher-Brüdern gehört auch Vater Hagen zum Gründungskreis. Mit Michael und Mathias Schönknecht geht es familiär weiter. Oliver Nitsche, Jan Beier und Lars Oboth vervollständigen den Vorstand. „Es sind vor allem Freunde, die sich nicht zum Zweck, sondern aus Lust auf Fußball zusammengetan haben“, sagt Michael Schönknecht.

Verfolgt man die Fährte des Gründungsrudels zurück, um im Bild zu bleiben, hat sich diese Konstellation nicht ohne Grund ergeben. Der Großteil sah bereits Spiele der 1978 gegründeten BSG Traktor, spielte entweder beim Vorgängerverein der Wölfe, den Seer Löwen. Bei anderen waren es die Väter, die auf dem Sportplatz an der oberen Siedlung um Titel, Punkte und jeden Ball kämpften.
In einer Nachfolge zum SV See 90 – also den Löwen – sehen sich die Gründer indes nicht. Mathias Schönknecht bekundet auch, er wüsste gar nicht genau, ob der FC Stahl Rietschen-See den Namensbestandteil See nur angeklebt habe oder ob es eine reguläre Fusion der Löwen gegeben habe, die ihre Landesligalizenz 2014 an den Retortenklub FC Inter Leipzig abgetreten hatte. Der übersprang damals frisch gegründet zahlreiche Klassen. Gerüchten zufolge traute der frühere Leipziger Oberbürgermeister und aktuelle Thüringer Wirtschafts- und Wissenschaftsminister, Wolfgang Tiefensee dem Red-Bull-Konzern in Sachen eines langfristigen RB-Engagements nicht wirklich und wollte sich mit einem quasi von der Stadt mitgesteuerten Verein für den Fall eines Red-Bull-Rückzuges ohne den Ballast einer Stellungnahme pro Lok oder pro Chemie absichern.

Die Geschichte der ausgezehrten Löwen soll aber nicht einfach wiederholt, sondern vielmehr soll eine neue, andere Geschichte geschrieben werden. Das Ende der Löwen in Streit und schließlich der Vereinsauflösung soll keine Rolle mehr spielen. „Viele haben zwar eine Vergangenheit in See, doch Zurückblicken bringt uns nichts“, sagt Mathias Schönknecht. Bei den Wölfen gehe es um Kumpels, um Familie und den Club. Um Fußball am Sonntagvormittag und die Dorfgemeinschaft.

„Wir symbolisieren den Neuanfang ja auch mit einem anderen Namen und anderen Farben“, bekundet Michael Schönknecht. Als Farben weist die Satzung Schwarz-Weiß-Gold aus. Der Wolf nimmt im Gegensatz zum Löwen Bezug auf die Region und wacht im Wappen über das Ufer am Schacht. Wegen des ehrlichen Fußballs am Sonntagvormittag und der Verbundenheit mit der Heimat haben sich bereits einige in der Region bekannte Gesichter in die Spielerliste eingetragen und ihre Töppe schon einmal aus dem Schrank geholt.

„Ungeachtet dessen, bleibt noch Zeit, sich dem Rudel aus See anzuschließen. Nicht nur für den Sport, sondern auch, um sich im Seer Ortsleben zu engagieren. Denn das soll Teil des Vereins und umgekehrt sein“, zeigen sich die Pioniere gegenüber dem Niederschlesischen Kurier einvernehmlich. Und Oliver Nitsche fügt hinzu: „In Anlehnung an das Rudel bei Wölfen gibt es zwar eine Arbeitsteilung und Funktionen, Entscheidungen werden aber gemeinsam getroffen. Genauso wie Spiele gemeinsam gewonnen und verloren werden.“ Wenn der sportliche Start genommen ist, dann könne man der Dorfgemeinschaft später vielleicht auch noch mehr geben und Jugendfußball anbieten. Der Blick auf das Facebookprofil der Seer Wölfe F.C. wird also noch manche Neuigkeiten in sich bergen.
 

Till Scholtz-Knobloch / 07.04.2022

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