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Bautzener machen mobil für ihre Krone

Bautzener machen mobil für ihre Krone

Das Brennpunktthema schlechthin: Die ungewisse Zukunft der inzwischen geschlossenen Stadthalle Krone beschäftigt immer mehr Bautzener und auch Menschen aus dem Umland. Foto: Archiv

Kein anderes Thema bewegt die Menschen in der Spreestadt derzeit mehr als die Ende Januar dicht gemachte Stadthalle Krone. Soll sich dort wirklich nie wieder der Vorhang öffnen dürfen? Die Rathausspitze lässt daran keine Zweifel. Doch dagegen regt sich immer mehr Protest.

Bautzen.
Im Stadtrat sind die Mehrheiten in punkto Krone momentan klar verteilt. Mit einem Grundsatzbeschluss wollen CDU, FDP, Bündnisgrüne und das Bürger Bündnis Bautzen BBBz den Kauf des 9.000 Quadratmeter großen Krone-Areals durch die Wohnungs-baugesellschaft (BWB) festzurren. Die letzte Fläche, die sich in der Innenstadt in Eigenregie entwickeln ließe, müsse kommunales Eigentum werden, darauf pochen die Bürgervertreter. Sie befürchten, dass bei einem Verkauf an Dritte unter anderem der Verlust von zahlreichen Pkw-Stellflächen droht – und zwar an einem neuralgischen Punkt, wo schon jetzt eine Parkplatznot beklagt wird. „Die Verhandlungen sind erfolgreich zum Abschluss zu bringen“, heißt es folglich in dem gemeinsamen Beschlussantrag, der dem Oberlausitzer Kurier vorliegt. Über diesen soll voraussichtlich in der Märzsitzung verhandelt und abgestimmt werden. Als Kaufsumme stehe dabei der Verkehrswert im Raum.

Bei diesem gehen die Vorstellungen mittlerweile weit auseinander. Der Eigentümer, die Berliner Onnasch-Gruppe, fordert für das Gebäude samt dem davor befindlichen Parkplatz circa 2,2 Millionen Euro. Die Stadt wiederum hatte im vergangenen Jahr ein Wertgutachten anfertigen lassen. Basierend auf diesem Papier ergab sich ein Preis von lediglich rund 1,7 Millionen Euro – vorausgesetzt, die Krone existiert in ihrem bisherigen Zustand weitere 20 Jahre und die gut 220 Stellflächen vor dem Haus werden ein weiteres Jahrzehnt baulich nicht angefasst. „Wenn sich die Onnasch-Gruppe dazu bringen lässt, auf die im Wertgutachten ermittelte Summe einzugehen, so denke ich, wäre ein Erwerb mit kommunalen Eigenmitteln denkbar“, meint BBBz-Stadtrat Karl-Heinz Lehmann. „Wichtig ist, dass wir wieder an den Verhandlungstisch zurückkehren.“

Das ist aber nur eine von mehreren Berechnungen, die in der Vergangenheit angestellt wurde. „Würde das Areal beispielsweise für den Bau von Eigentumswohnungen und ein Parkhaus vorgesehen, sinkt der Preis auf etwa 430.000 Euro“, schreibt die Verwaltung in einem hausinternen Faktencheck. „Zusätzlich müssten noch Abriss- und Umbaukosten berücksichtigt werden.

Am Ende stünde hier sogar ein Minusgeschäft zu Buche.“ Unabhängig davon argumentiert sie damit, dass größere Summen in die Sanierung investiert werden müssten, sollte die Krone bestehen bleiben. Die Rathausmannschaft bezieht sich dabei auf ein von der BWB in Auftrag gegebenes Wirtschaftlichkeitsgutachten.

Bei FDP-Mann Mike Hauschild werfen die bislang von der Stadt kommunizierten Zahlen indes Fragen auf. „Die Gutachten haben allesamt ihre Schwachstellen, da sie bisher von einer Nutzungsidee ausgehen – nämlich der Weiterbetreibung der Stadthalle wie zu ihren besten Zeiten. Aber ist eine Aussage über Kosten überhaupt möglich, solange für das Areal noch gar kein Zukunftskonzept vorliegt“, möchte er gern von Oberbürgermeister Alexander Ahrens wissen. Doch nicht nur die Bürgervertreter von CDU, FDP, BBBz und Bündnis 90/Grüne sehen Handlungsbedarf. Auch eine neu formierte Bürgerinitiative verlangt nach Antworten. Unter der E-Mail-Adresse rettung.der.krone.bautzen@gmx.de können sich Befürworter der Stadthalle melden und sich der Protestbewegung anschließen. Diese arbeitet eigenen Angaben zufolge momentan ein Konzept für das Veranstaltungsgebäude aus. So könnten neben Vereinen auch Selbsthilfegruppen für ihre Zwecke das Domizil nutzen. Und davon gibt es zahlreiche im Ort. „Wir treten für den Erhalt und eine Weiternutzung der Krone und des Parkplatzes ein“, erklärte Sprecherin Utta Winzer. „Dabei werden wir von Bautzenern und Menschen aus dem Umland gleichermaßen unterstützt, die zu verschiedenen Anlässen schöne Zeiten in der Stadthalle verbrachten. Darunter sind auch junge Leute, die ihre ganz eigenen Wünsche an das Haus haben.“

Was eine Finanzierung anbelangt, hat die Bürgerinitiative ebenfalls klare Vorstellungen. „Eine mögliche Finanzierung sehen wir darin, dass die Kommune beim Sächsischen Finanzministerium einen Antrag auf 1,66 Millionen Euro aus dem SED-Vermögen stellt.“ Die Differenz zum geforderten Kaufpreis in Höhe von 2,2 Millionen Euro, so heißt es weiter, dürfte aufzubringen sein. Bürger würden für ihre Krone auch spenden, mutmaßt Utta Winzer. Künstler könnten darüber hinaus ein Benefizkonzert zu Gunsten der Stadthalle geben. „Die Kosten der Unterhaltung deckt der Parkplatz mit jährlich 170.000 Euro“, zeigen sich die Mitstreiter der Bürgerinitiative überzeugt. Wenn zudem ein Organisationstalent, wie früher ein Kulturhausleiter, sein Handwerk versteht, werde die Krone zu einem Gewinn für alle Altersgruppen in dieser Gegend.

Nichtsdestotrotz kündigte das Stadtoberhaupt bereits an, sein Veto einlegen zu wollen, sollte das Stadtparlament mehrheitlich für den Millionendeal mit der Onnasch-Gruppe votieren. Grund: Die Verwaltung sieht für das gesamte Gelände lediglich einen Kaufpreis von 430.000 Euro als gerechtfertigt an. Alles andere betrachtet OB Ahrens unter anderem als Verstoß gegen Paragraf 89 der Sächsischen Gemeindeverordnung. Diesem zufolge soll die Kommune vor dem Hintergrund des Haushaltsgrundsatzes der Wirtschaftlichkeit und Sparsamkeit Vermögensgegenstände nur erwerben, wenn dies zur Erfüllung ihrer Aufgaben erforderlich ist.

Ausdrücklich untersagt wird der Erwerb dadurch nicht. „Die Sächsische Gemeindeordnung sieht grundsätzlich keine Mitwirkung der Rechtsaufsichtsbehörde beim Vermögenserwerb vor“, teilte ein Sprecher des Bautzener Landratsamtes auf Anfrage mit. Außerdem stellte er klar: „Hier geht es um eine Selbstverwaltungsangelegenheit der Stadt. Beschließendes Gremium ist der Stadtrat.“
Bewohner der Spreestadt halten dagegen: Wozu brauchen wir einen Schliebenkreisel, für dessen Gestaltung eine sechsstellige Summe ausgegeben werden soll? In dem Fall blieb die Verwaltung bislang eine schlüssige Antwort schuldig.

Roland Kaiser / 04.03.2018

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Kommentare zum Artikel "Bautzener machen mobil für ihre Krone"

Die in Kommentaren geäußerten Meinungen stimmen nicht unbedingt mit der Haltung der Redaktion überein.

  1. Familie Meltke schrieb am

    Die Krone gehört zu Bautzen. Es wird für viele Obkekte viel Geld ausgegeben.z.B. für die Nicolairuine.Der Oberbürgermeister ist kein Bautzener und kann wahrscheinlich nicht nachvollziehen, dass wir Bautzener an der Krone hängebn. Viel kleinere Orte und Städte schaffen es, einen Veranstaltungsstätte zu haben, zu sanieren oder sogar neu zu bauen. Die
    Schützenplatzhalle ist keine Alternative. Der Verlust des Parkplatzes wäre eine Katastrophe. Es ist für uns Innenstadtbewohner schon jetzt schlimm
    genug, einen Parkplatz zu finden,vor allem für den ruhenden Verkehr.

  2. Hagen Miersch schrieb am

    Die Krone gehört zu Bautzen. Es kommt doch auch niemand auf die Idee, den Reichenturm abzureißen!

  3. Reinhart Munzig schrieb am

    Ich, als schon länger hier in Bautzen wohnender, der seine "Jugendzeit" in der "Krone" fast wöchentlich dort verbracht hat, fordere eindeutig, die "Krone" muss wieder der Stadt Bautzen gehören. Diese Ziel ist unumstößlich! Die "Krone" ist wichtiger als diese scheiß geplante Brücke zur Ortenburg. Als Bautzener zählt i.d.S. auch nicht die Meinung des Bürgermeisters, sondern nur die des Stadtrates und des Willens der Bautzener!
    Für dieses Ziel bin ich auch gern bereit, auf die Straße zu gehen!
    Nebenfrage: weshalb und von wem wurde die "Krone" verkauft, und wieso wird der "Investor" nicht verklagt, denn er hatte doch die Aufgabe, zu "investieren".

    Freundliche Grüße

  4. Scholz, Reiner Bautzen schrieb am

    Wer so ein Veranstaltungshaus wie die Krone nicht in Besitz der Stadt nehmen will und
    sogar über einen Abriss nachdenkt, zeigt sein absolutes Desinteresse für die Belange
    der Bürger dieser Stadt.
    Eine kleine Stadt wie Löbau (Landesgartenschau, Tag der Sachsen ) hat vorgemacht, was
    der engagierte Einsatz eines Bürgermeisters vollbringen kann. Mit dem OB von Bautzen
    ( den ich leider mal gewählt habe ) ist so etwas wahrscheinlich undenkbar.
    Die Verbundenheit mit Bautzen und seinen Bürgern scheint bei Herrn Ahrens nicht sehr
    groß zu sein. Leider!
    Gerade deshalb muss weiter für den Erhalt der Krone gekämpft werden, denn so ein
    Fehler wie beim Stausee damals, sollte sich nicht wiederholen.

  5. Lehmann schrieb am

    Auch ich als heute "Nicht mehr Bautzener" widerspreche entschieden der Meinung des OB Ahrens. Auch wenn ich inzwischen 30 km entfernt wohne, verfolge ich gern das Geschehen in meiner Heimatstadt.

    Am Verhalten des OB Ahrens spürt man, dass er nur noch seine persönliche Meinung durchsetzen will. Das sieht man schon an seinem angekündigtem Veto zum Kauf der Krone. Bockig wie ein Kind, das seinen Willen nicht bekommt. Er ist derart abgehoben, dass ihn die Bürgermeinung gar nicht mehr interessiert.

    Seine „Wähler“ hat er mit Versprechungen getäuscht. Hoffe doch, dass es sich bei der nächsten Wahl rächen wird. Es gibt viele Beispiele wo die Stadt viel Geld für Dinge ausgegeben hat, wo man sich um den Sinn streiten kann, z.B. Plan zur Gestaltung Schliebenkreisel mit sechsstelliger Summe, viel Geld für den Erhalt einer alten Klosterruine, Erhalt der alter Posthalterei am Lauenareal, usw.

    Gern unterstütze ich die Bautzener Bürgerinitiative, die sich stark macht für den Erhalt der Krone und damit für den Willen der vielen Bürger. Dieser Initiative sollten sich noch viele mehr anschließen.

    Die Krone gehört zu Bautzen wie das Rathaus. Sie hat eine kulturelle Tradition und wird von der Mehrheit gewünscht. Ich stimme dem zu: Wer kein echter Bautz'ner ist, wie Herr Ahrens, wird es nie verstehen und sollte nicht an der Spitze der Stadt stehen!

    Voll und ganz stimme ich der Meinung von Familie Hesse vom 06.03.2018 zu.

  6. Gutsch schrieb am

    Ich bin in Bautzen geboren, aufgewachsen und lebe nun mit meiner Familie hier. Die Krone kenne ich aus meiner Kinder- und Jugendzeit. Ich hatte dort meine Jugendweihe und die ein oder andere Party wurde auch dort gefeiert.

    Ich finde es sehr schade, dass ein Wahrzeichen der Bautzener einfach weichen soll, weil angeblich das Geld fehlt. Man sollte aber eher sagen, es soll fehlen, denn soweit ich weiß, ständen Mittel zur Verfügung die nur mobil gemacht werden müssten bzw. beantragt werden müssten aber wahrscheinlich ist das wieder zu viel Arbeit...

    Dann heißt es lieber für einige, und ich denke allen ist klar wen ich meine, den Weg des geringsten Widerstand zu gehen.
    Einfach eine Schande!!

  7. Guenter ExnerAls schrieb am

    Als uralter Bautzener verlange ich die Erhaltung der "Krone" mit Umland!

  8. Maschy schrieb am

    Ganz ehrlich, wenn die Krone dem Erdboden gleich gemacht wird verkommt Bautzen immer mehr. Was bitteschön muss denn noch alles weichen?! Es kann doch nicht so schwer sein dem Gebäude wieder zu neuen Glabz zu verschaffen um mit neuen Konzepten und Möglichkeiten eine neue Ära einzuleuten. Dieses Gebäude bietet so viele Möglichkeiten. Gleichzeitg könnte man auf dem Parkplatz ein Parkhaus bauen für die Besucher der Veranstaltungen und zur Entlastung der Innenstadt. Aber wer kein echter Bautz'ner ist wird es nie verstehen und sollte nicht an der Spitze in "unserer " Stadt stehen!

  9. A. Richter schrieb am

    Die "Krone", ein wichtiger kultureller Mittelpunkt unserer Stadt mit langer Tradition verkam durch den Verkauf an diese Onasch-Gruppe zu einem niveaulosen Loch. Jetzt soll der Stadtrat diesen Fehler wieder gutmachen und das ganze Areal zurück kaufen und für die Bürger unserer Stadt erhalten und wieder zu einer kulturellen Begegnungsstätte werden lassen.

  10. Dietrich Hesse und Familie schrieb am

    Die Krone gehört zu Bautzen genauso wie das Rathaus. Sie wurde in den 1960er Jahren durch viele Bautzener Betriebe umfangreich zu einer damals modernen Stadthalle umgestaltet und war für die Bautzener Bürgerschaft stets ein Ort für vielfältige Kulturveranstaltungen in einem ordentlich gepflegten Saal mit guter gastronomischen Betreung. Desweiteren diente er Schulen,Betrieben,Organisationen,der Jugend sowie der Politik für die Durchführung wesentlicher Veranstaltungen. Der Standort der Krone darf nicht zweckentfremdet werden.Die Stadt Bautzen setzte im letzten Jahr sehr viel Geld für den Erhalt einer alten Klosterruine ein. Mit gleichen Elan muß der Rückerwerb des Areals der Krone einschließlich Parkplatz erfolgen.In enger Zusammenarbeit der Stadträte mit Kulturschaffenden und der Bautzener Bürgerschaft bei Unterstützung durch den Landkreis und den Freistaat Sachsen sind die Fragen der künftigen Nutzung und Organisation im Interesse der Bürger aus Bautzen und der Oberlausitz gemeinsam zu erarbeiten und anschließend umzusetzen.

  11. Rentsch Andreas schrieb am

    Sehr geehrter Herr Kaiser,

    vielen Dank für Ihre Zuarbeit zum Thema Krone. 1A !!!

    Erst im Herbst hat die Kolpingfamilie Bautzen in diesem Saal ihr 150. Geburtstag gefeiert. 350 Gäste aus ganz Deutschland haben an der sehr schönen Feier teilgenommen. Alle haben uns um so einen schönen Saal beneidet. In Bautzen gibt es nichts was mit der Krone einer Kreisstadt gleichzusetzen ist. Gegen das Veto des OB kann ich nur sagen: Kein Bautzener auch sein Herz schlägt nicht für diese Stadt.

    Dieses Haus muss für die Stadt Bautzen erhalten bleiben. Bautzen ist auf Grund seiner wirtschaftlichen Lage (von Schulden frei)in die Pflicht genommen alles für den Erhalt einer solchen Einrichtung zun tun.!!!

    Andreas Rentsch Kreisrat und Ortschaftsrat

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