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Brücke und Tunnel: Spreeauenalternative?

Brücke und Tunnel: Spreeauenalternative?

Ludwig Sachße aus Radibor plädiert im Fall einer neuen Spreequerung für eine Kombination aus Brücke und Tunnel. Eine nachhaltige Lösung, wie der studierte Bergmann meint. Foto: RK

Geht es nach dem Willen der Bautzener Stadträte, wird es schon in naher Zukunft im Bereich der Ortenburg die Möglichkeit geben, in luftiger Höhe auf direktem Wege und zu Fuß vom Parkplatz an der Schliebenstraße aus in die Altstadt zu gelangen. Favorisiert wird der Bau einer so genannten Spannbandbrücke. Doch es gibt einen Alternativvorschlag, der bislang wenig Beachtung fand.

Bautzen. Vor acht Jahren hat sich Ludwig Sachße erstmals so seine Gedanken zu einer weiteren Spreequerung in der Seidau gemacht. Schon damals sorgte eine entsprechende Idee für Diskussionsstoff in Bautzen. Die vom studierten Bergbauingenieur vorgeschlagene Kombination aus zwei Tunnelabschnitten und einer Brücke allerdings schien bis dato niemanden zu interessieren. Jetzt, nachdem die Stadträte bezüglich der Errichtung eines zusätzlichen Übergangs in der Spreeaue Einigkeit demonstrieren, wagt der Radiborer einen neuen Vorstoß. Denn er befürchtet, dass der Denkmalschutz für die im Gespräch befindliche Lösung, die aller Voraussicht nach in Höhe des Burgplateaus errichtet werden soll, kein grünes Licht geben wird. Gleichzeitig gesteht er ein, dass sein vorgebrachter Alternativvorschlag sehr viel kostenintensiver wäre, dafür jedoch nachhaltig und im Winter rutschfest. „Seine“ Brücke, die er vorm geistigen Auge vom Flusslauf aus betrachtet in etwa der halben Distanz sieht, beschreibt der 70-Jährige als eine Stahlkonstruktion mit einer Stütze in der Mitte. Diese wiederum könnte als barrierefreier Wendelaufgang nützliche Dienste erweisen. Zudem ließe sich das Bauwerk von außen mit einem Holzfachwerk verkleiden. Und: Es könnte ein Dach aus Dachziegeln erhalten, ähnlich wie die Kapellbrücke in Luzern, die er in dem Zusammenhang gern als Pendant anführt. „Nicht eingeweihte Besucher der Stadt denken bei dem Anblick bestimmt, die Konstruktion ist ein Teil der alten Stadtbefestigung“, ist sich der Lausitzer sicher. Links und rechts davon kann sich der Bergmann gut vorstellen, dass Passanten durch Tunnel auf die Brücke gelangen. Der eine nimmt seinen Anfang am Parkplatz Schliebenstraße, der andere am Burgplatz.

Insgesamt wäre auf diese Weise eine Distanz von rund 400 Metern zu überwinden. „Es gibt heutzutage Sprengverfahren, die keine Schäden an Gebäuden verursachen“, erklärt Ludwig Sachße, der sich zuvor entsprechende Erkundigungen eingeholt hat. Seine Idee geht so weit, dass er an verschiedenen Stellen Treppenschächte ins Erdreich einlassen möchte, so zum Beispiel in Höhe der Fichteschule. „So kämen die Schulkinder aus der Altstadt auf kürzestem Wege und gefahrlos zu Fuß zum Unterricht, ohne die Friedensbrücke passieren zu müssen“, führt der Radiborer einen weiteren vermeintlichen Vorteil seines erdachten Bauwerks an. Gleichzeitig empfiehlt er, den im Burgtheater existierenden Aufzugsschacht bis in den künftigen Tunnel zu vertiefen. „Hier sehe ich eine behindertengerechte Option“, sagt Ludwig Sachße. Weiteren Fahrstühlen im Bereich der Ortenburg erteilt er eine Absage. „Die würden die kurzzeitig auftretenden Besucherströme an Tagen des alljährlichen Sommertheaters nicht bewältigen.“ Wie störanfällig solche Anlagen sein können, zeige das Beispiel des Aufzuges zum Burgberg der Albrechtsburg in Meißen.

Unterm Strich steht für ihn fest: Auch seine Konstruktion würde Touristen aus ganz Europa anlocken.
Baubürgermeisterin Juliane Naumann reagierte verhalten auf den Vorschlag aus der Nachbargemeinde. „Ich nehme Ihre Anregungen zur Kenntnis und baue auf Ihre Geduld“, schrieb sie zu Jahresbeginn in einer E-Mail an Ludwig Sachße. Die wird seitdem auf eine harte Probe gestellt. Denn bis heute hat sich niemand mehr aus dem Rathaus bei ihm gemeldet. Indes bezeichnete FDP-Stadtrat Mike Hauschild, der sich seit Monaten gemeinsam mit Karl-Heinz Lehmann vom Bürger Bündnis Bautzen für eine weitere Spreequerung stark macht, gegenüber dem Oberlausitzer Kurier das Ganze als innovative Idee, die allerdings noch umstrittener sein wird als die Seilbahn und Seilbrücke – allein schon aufgrund der Kosten für einen Tunnel im Bautzener Granit. Sobald sich jedoch die notwendige Arbeitsgruppe bestehend aus Vertretern der Kommune, des Landkreises und des Freistaates gefunden habe, möchte er innerhalb dieses Gremiums den Vorschlag zur Sprache bringen. „Die Arbeitsgruppe stellt die Weichen für die nächsten Schritte“, betonte der Bürgervertreter. „Und sie hat es in der Hand, ob es überhaupt einmal eine Spreequerung gibt.“ Für weitere Ideen zeigt sich Mike Hauschild eigenen Angaben offen. „Am Ende können wir eine von den Bürgern gewünschte und akzeptierte Brücke schlagen.“

Roland Kaiser / 23.10.2017

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