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Bund macht Strukturmittel für Kulturhausumbau locker

Bund macht Strukturmittel für Kulturhausumbau locker

Verwaister Kulturtempel am Platz des Volkes in Bischofswerda: Mit den abrufbaren Geldern aus dem Strukturwandeltopf kann das Haus einer blühenden Zukunft entgegensehen. Rund 16,2 Millionen Euro soll dessen Sanierung und Umbau kosten.

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In Bischofswerda wurden zahlreiche Ideen zur künftigen Nutzung des noch zu sanierenden Gebäudekomplexes zusammengetragen. Fotos: Archiv

Bischofswerda. Im Rathaus herrscht in diesen Tagen Erleichterung und ein Stück weit Freude über das Erreichte. Nun kann die Arbeit richtig beginnen, bringt es Stadtsprecher Sascha Hache auf den Punkt. Die Rede ist von der Sanierung des einstigen Kulturhauses und dessen Umbau zu einem Kommunal- und Kulturzentrum. Der Bund hat jetzt grünes Licht für eine Förderung im Rahmen des Strukturwandels in der Lausitz erteilt. Die Kommune rechnet in dem Zusammenhang mit einer Zuwendung in Höhe von 90 Prozent. Wann die Baumaßnahme am Platz des Volkes allerdings starten kann, hänge vom Förderverfahren ab, ließ der Rathausmitarbeiter wissen. „Sobald uns der Fördermittelbescheid der Sächsischen Aufbaubank vorliegt, werden die nächsten Arbeitsschritte eingeleitet. Erster Arbeitsschritt wird die Vergabe der Planungsleistungen sein. Nach Beauftragung dieser Leistungen erfolgt die detaillierte Bauplanung, sodass mit dem Baubeginn nicht vor dem ersten Quartal 2023 zu rechnen ist.“ Zur möglichen Bauzeit konnte sich Sascha Hache noch nicht konkret äußern. Diese ergäbe sich aus den Planungen und Auftragsvergaben. Er schob jedoch hinterher: „Wunsch ist die Fertigstellung bis Ende 2025.“

Dann sollen die Schiebocker und deren Gäste in dem Gebäudekomplex wieder Kultur im Großen Saal genießen dürfen. Aber nicht allein diesem Zweck werde das Haus in Zukunft dienen, so Sascha Hache. Die Nutzungsliste, die ihm vorliegt, weist mehrere Punkte auf. Vorgesehen sei, und so hatte es der Stadtrat bereits in einer seiner früheren Sitzungen beschlossen, dass mehrere Horteinrichtungen vor Ort konzentriert werden – in unmittelbarer Schulnähe. Auch sehe das Konzept der Stadt vor, die Bibliothek dort anzusiedeln. „Die Erbengemeinschaft, die im Besitz des Bischofssitzes ist und wo sich die Bücherei aktuell noch befindet, weiß davon“, hatte Oberbürgermeister Holm Große vor einigen Wochen im Gespräch mit dem Oberlausitzer Kurier festgestellt. „Die Carl-Lohse-Galerie wird aber im sanierten Bischofssitz verbleiben und damit die Altstadt kulturell beleben.“ Indes verbindet die Kommune mit dem perspektivischen Umzug des Bücherschatzes so einige Vorteile. „Wir schaffen für die Hauptnutzer eine räumliche Nähe zu Hort und Schule“, meint Sascha Hache. „Zudem lassen sich kulturelle Angeboten sehr gut verknüpfen.“ Zudem erhalten Teile der Stadtverwaltung im früheren Kulturhaus ein Dach überm Kopf. Dazu zählen das Bauamt, das Familien- und Ordnungsamt sowie das Archiv. Dieses werde von einem anderen sanierungsbedürftigen Objekt an den Platz des Volkes verlagert und neu strukturiert. Ziel sei die Schaffung eines modernen Archivs, so der Rathaussprecher. Zu guter Letzt bietet sich mit dem Standort die Möglichkeit, die Landeseinrichtung SAKD unterzubringen. 

OB Große verteidigt Projekt gegen Bürgermeisterkritik

Für eine Kleinstadt wie Bischofswerda ist ein solches Mammutprojekt von großer Bedeutung. Bei Bürgermeistern aus dem Lausitzer Revier war dieses allerdings auf Unverständnis gestoßen. Sie bezweifeln die Wirkung des Vorhabens für den Strukturwandel. Mit dem geplanten Kohleausstieg droht in wenigen Jahren der Wegfall mehrerer tausend Arbeitsplätze im Energiesektor. „Durch Bürgerschaft, Wirtschaftsförderverein Bischofswerda e.V. und Stadtrat wurde das Entwicklungsmodell im Jahr 2020 im Zuge des anstehenden erneuten Strukturwandels in der Lausitz komplett neu gedacht und ein zukunftsfähiges Konzept mit wichtigen Infrastrukturen für die Strukturentwicklung als innovatives, multifunktionales ‚Kommunal- und Kulturzentrum‘ erarbeitet“, entgegnet Schiebocks Stadtoberhaupt Holm Große.

„Die Wiederbelebung des in Folge des für Stadt und Umland dramatischen Strukturwandels der 90er Jahre mit Wegbrechen von Industrie, Kreissitz und weiterer zentraler Funktionen verfallenen, ehemaligen Kreiskulturhauses bietet im Ergebnis eine einmalige Chance, die es unbedingt zu nutzen gilt. Es wird aus einem Kulturdenkmal mit hohem Identitätsfaktor ein Impuls zur Entwicklung einer modernen, bürgernahen Verwaltungsstruktur sowie besten Bildungsangeboten für junge Menschen mit sprichwörtlicher Bühne für die Kultur als wichtigem Standortfaktor gegeben.“ Das Projekt erfülle die Kriterien zur Förderfähigkeit und die Förderwürdigkeit nach dem Strukturstärkungsgesetz. Das sei durch die Zustimmung aller im Verfahren Beteiligten im nunmehr abgeschlossenen Antragsvorverfahrens vollauf bestätigt wurde.

Und wie geht es jetzt weiter? Sascha Hache kennt den Fahrplan: „Die Antragstellung über das Förderportal der Sächsischen Aufbaubank ist ab dem 16. September möglich und bis zum 15. Oktober 2021 abzuschließen.“

LUA kann umziehen

In einer ersten Finanzierungsrunde dürfen neben dem Schiebocker Projekt 53 weitere im Einzugsgebiet des Lausitzer und Mitteldeutschen Reviers angepackt werden. Dafür stellt der Bund rund 350 Millionen Euro zur Verfügung. Schiebock hat in dem Kontext doppelten Grund zur Freude. Denn auch für eine Ansiedlung der Landesuntersuchungsanstalt für das Gesundheits- und Veterinärwesen (LUA), der in der Kleinstadt eine große Bedeutung beigemessen wird, gab es nunmehr eine Zustimmung der Entscheidungsträger. Mit ihr sollen in der Kommune neue hochqualifizierte Arbeitsplätze aus den Bereichen der Human- und Veterinärmedizin sowie der Lebensmitteluntersuchung geschaffen werden. Inwieweit die Menschen in der Region davon profitieren, bleibt jedoch abzuwarten. 

Roland Kaiser / 01.09.2021

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