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Das Glücksspiel mit Tempo 30

Das Glücksspiel mit Tempo 30

Macht die Straßen sicherer und mindert Lärm – Tempo 30. Dennoch tun sich Verkehrsbehörden schwer damit. Foto: RK

Region. Wie einfach lässt sich vor Schulen, Kitas und Seniorenheimen das Tempo reduzieren? Bürgermeister aus verschiedenen Regionen des Landkreises haben gute und weniger erfreuliche Erfahrungen machen dürfen.
Im Rödertal beispielsweise bemüht sich die Gemeinde Wachau seit Längerem um eine Geschwindigkeitsbegrenzung von 30 km/h auf der viel befahrenen Staatsstraße S 177, die auch durch den Ortsteil Seifersdorf führt. In der Nähe der Asphaltpiste befindet sich eine neu erbaute Kindertagesstätte. Doch auch nachdem Bundesregierung und Bundesrat im vergangenen Jahr die bürokratischen Hürden zum Einrichten von Tempo-30-Zonen gelockert haben, sieht sich das in Kamenz ansässige Straßenverkehrsamt nicht in der Lage, dem Wunsch der Wachauer zu entsprechen. „Wir mussten den Antrag der Gemeinde ablehnen. Es war bislang der einzige“, teilt die Sprecherin der Landkreisverwaltung Frances Lein mit. Da der Behörde eigenen Angaben zufolge ein entsprechend ausformulierter Passus in der Novelle der Straßenverkehrsordnung noch nicht vorlag, stützte sie sich bei ihrer Entscheidung auf eine Drucksache des Bundesrates. Darin heißt es: „Nicht zum Tragen kann die Absenkung der Anordnungshürde jedoch für solche Einrichtungen kommen, die nicht mit unmittelbarem Zugang zur Hauptverkehrsstraße ausgestattet sind, sondern sich auf einem abseits gelegenen Gelände befinden.“ In Seifersdorf trifft dieser Fall zu.

Mehr Glück hatte da die Gemeinde Neschwitz. Deren Bürgermeister Gerd Schuster kann jedoch auch ein Lied davon singen, wie schwierig die Sache mit Tempo 30 ist. Vor der Kita an der Puschwitzer Straße müssen Autofahrer zwar bereits seit einiger Zeit aufs Bremspedal treten. Allerdings waren mehrere Anläufe notwendig, um dieses Ziel zu erreichen. Wie er schildert, mussten erst ein Unfall geschehen und sich die Eltern entsprechend ins Zeug legen, damit das Straßenverkehrsamt einlenkte. Dabei waren die Vorteile einer Geschwindigkeitsreduzierung an Ort und Stelle stets offensichtlich. „Die An- und Abfahrt vom Parkplatz der Kindertagesstätte kann an der Straße, die durch den Lkw-Verkehr zur Deponie in Wetro stark frequentiert ist, sicherer vonstatten gehen“, erklärt ein sichtlich zufriedener Gerd Schuster. Auch eine spürbare Lärmreduzierung schließt der Verwaltungschef nicht aus.

Seine Amtskollegen aus Ottendorf-Okrilla und Lohsa dürften inzwischen ebenfalls Post aus Kamenz erhalten haben. Ihre Anträge haben grünes Licht erhalten. Vor den Schulen in Ottendorf-Okrilla und Groß Särchen heißt es künftig: Runter vom Gas.

Wie Panschwitz-Kuckau, Großröhrsdorf, Pulsnitz und Hochkirch steht die Gemeinde Doberschau-Gaußig hingegen noch ganz am Anfang der Verhandlungen mit dem Straßenverkehrsamt. Sie möchte gern vor dem Evangelischen Schulzentrum im Ortsteil Gaußig eine Tempo-30-Zone einrichten lassen. „Diese soll dazu beitragen, dass Autofahrer mit einer angemessenen Geschwindigkeit an den vorhandenen Fußgängerüberweg heranfahren“, sagt Gemeindemitarbeiter René Ruppert. Ihn würden Schüler auf dem Weg vom Bus zum Unterricht und umgekehrt passieren. „Leider ist immer wieder festzustellen, dass Autofahrer den Fußgängerüberweg kaum beziehungsweise nur schlecht wahrnehmen und deshalb mit sehr hohen Geschwindigkeiten an diesen heranfahren.“ Am kommenden Dienstag können sich die Kamenzer Behördenvertreter selbst ein Bild von der Situation machen. Bürgermeister Alexander Fischer wird sie dann in Gaußig empfangen.

Die Stadt Bautzen darf selbst bestimmen, wo demnächst langsamer oder schneller gefahren wird. Der Verkehrsabteilung von Matthias Almert liegt momentan lediglich ein Antrag vor, eine Temporeduzierung in Höhe der Gagarinschule im Stadtteil Gesundbrunnen zu prüfen – und zwar für die Zeit, in der die Mädchen und Jungen der Fichte-Grundschule dort ein- und ausgehen.

Roland Kaiser / 28.03.2017

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Kommentare zum Artikel "Das Glücksspiel mit Tempo 30"

Die in Kommentaren geäußerten Meinungen stimmen nicht unbedingt mit der Haltung der Redaktion überein.

  1. Stephan G. schrieb am

    Warum wird immer bei jeder Geschwindigkeitsbegrenzung von einer "Zone" gesprochen? Geschwindigkeitsbegrenzungszonen werden durch ein viereckiges Schild gekennzeichnet und gelten auch auf allen Nebenstraßen; eine Zone halt. Was Sie meinen, ist ein Streckenverbot.

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