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Der Traumberuf: Feuerwehrfrau

Der Traumberuf: Feuerwehrfrau

Madlen Neitsch ist die einzige Frau bei der Bautzener Feuerwehr und ist stolz darauf. Täglich steht sie in ihrem Job ihren Mann. | Foto: CF

Bautzen. Die Arbeit bei der Feuerwehr ist nicht selten hart und setzt bestimmte Vorraussetzungen voraus. Starke Männer mit breiten Schultern, stahlharten Muskeln und furchtlos – so könnte das Bild eines Feuerwehrmannes aussehen. Aber weit gefehlt, bei der Bautzener Berufsfeuerwehr steht Madlen Neitsch seit drei Jahren ebenso ihren Mann wie ihre Kollegen.

Der Freitag in der vergangenen Woche begann für Madlen Neitsch, Bautzens erste und bisher einzige Feuerwehrfrau, stressig. Nach der Fahrzeugübernahme um 6.45 Uhr und der Ortsstraßenkunde ertönt die Sirene. Die Einsatzwagen fahren Richtung Autobahn A4, da steht ein LKW in Flammen. Der Brand wird schnell gelöscht, es war nur ein technischer Defekt und niemand kam zu Schaden.

Wieder in der Einsatzzentrale am Gesundbrunnenring 23 angekommen, geht es mit Schulungen am Vormittag und am Nachmittag weiter. Da die Feuerwehrmänner und die eine -frau gerade für den Bootsführerschein lernen, endet der Tag für Madlen Neitsch erst gegen 19.00 Uhr. „Das ist aber nicht immer so, nur jetzt in der Ausbildung sind die Tage halt etwas länger“, erzählt sie. Sobald aber das Alarmsignal ertönt, heißt es natürlich: rein in Stiefel, Hose und Jacke – die exakt vorbereitet vor den Fahrzeugen stehen, und ab zum Einsatzort.
Ihren Berufswunsch bekam die 28-Jährige quasi in die Wiege gelegt, denn auch ihr Vater war bei der Feuerwehr tätig. Schon zeitig begann sich die junge Frau für die Arbeit ihres Vaters zu interessieren und sie wurde Mitglied in der Jugendfeuerwehr Malschwitz. Nach der Schule bewarb sie sich dann bei der Berufsfeuerwehr in Bautzen, wusste aber, dass es verdammt schwer werden würde. „Auch mein Papa war von dieser Entscheidung nicht wirklich begeistert. Bis dahin hatte es in Bautzen noch keine Feuerwehrfrau gegeben, bis heute sind es in ganz Sachsen auch nur fünf“, so Madlen Neitsch.

Doch dank ihres unbändigen Willens und der sogenannten Frauenquote schaffte die sportliche Blondine die Aufnahmeprüfung und muss sich seit dem gegen die männlichen Kollegen beweisen. „Ich war damals schon sehr ehrgeizig. Wenn es um die Ausdauer ging, habe ich immer versucht, zum Beispiel mehr Liegestütze zu schaffen als die Jungs“. Das Verhältnis im Kollektiv ist sehr freundschaftlich,  Madlen sagt sogar familiär. „Wir helfen uns gegenseitig, wo es nur geht und ich freue mich jeden Tag auf meine 35 Kollegen“, sagt sie lächelnd.

Die ersten Jahre bei der Feuerwehr in Bautzen waren organisatorisch noch etwas gewöhnungsbedürftig. „Es gab keine separaten Räume, Toiletten oder Duschen für die Frauen. Auch ein Ruheraum musste extra für mich bereitgestellt werden, und so wurde einfach der Raum des Feuerwehrleiters für mich umfunktioniert“, so die Bautzenerin. Vielleicht wird sie nicht lange die Einzige sein, denn in der Freiwilligen Feuerwehr gibt es schon mehrere Frauen.

Auch bei großen Löscheinsätzen war Madlen Neitsch schon dabei, so zum Beispiel 2014 bei dem verheerenden Brand in der Textilfabrik in Kirschau. „Einfach ist der Beruf nicht immer. Gerade bei Großbränden kommt es 100-protzentig auf die eigene Sicherheit und die der Kollegen an. Da ist man schon angespannt“, weiß die Feuerwehrfrau.

Es gibt auch Einsätze, die sie nicht so gerne fährt, zum Beispiel wenn Wohnungen geöffnet werden müssen. „Wenn wir an den Wohnungen ankommen und der Briefkasten quillt über, ahnen wir leider oft,  dass wir eine leblose Person finden werden. Dann halte ich mich immer zurück und betrete die Wohnung nur sehr ungern. Ich finde es immer traurig, wenn wir verstorbene Personen finden, die anscheinend keiner vermisst“, sagt sie nachdenklich.

Aber egal wie hart oder nervenzehrend ein Einsatz ist, Madlen Neitsch liebt ihren Beruf und macht ihn mit Leidenschaft.

Cornelia Fulk / 21.05.2016

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