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Der Verfall wartet nicht auf Investoren

Der Verfall wartet nicht auf Investoren

Thomas Göttsberger setzt sich dafür ein, dass die Mandaukaserne wieder ein Teil des Stadtlebens von Zittau wird. | Foto: Steffen Linke

Thomas Göttsberger engagiert sich seit dem Jahr 2013 für den Erhalt der Zittauer Mandaukaserne. Der 50-Jährige verfügt sogar über die „Schlüsselgewalt“ des stadtbildprägenden Gebäudes. Unsere Redakteur Steffen Linke unterhielt sich mit dem stellvertretenden Vorstandsmitglied des Stadtforums Zittau.

Herr Göttsberger, wie haben Sie damals Feuer und Flamme für die Zittauer Mandaukaserne erfasst?

Thomas Göttsberger: Das Stadtform war mit dem Verwalter der Mandaukaserne in Kontakt gekommen. Wir haben uns damals schon bemüht, Investoren für das Objekt zu finden und immer wieder Interessenten das Gebäude vorgestellt – allerdings ohne Erfolg.

Wie war zu jener Zeit die Ausgangslage der Mandaukaserne?

Thomas Göttsberger: Das Gebäude befand sich in einem desolaten Zustand. Die Eigentumsverhältnisse waren schwierig.

Welche Bedeutung hat für Sie die Mandaukaserne für die Stadt Zittau?

Thomas Göttsberger: Die Mandaukaserne, Baujahr 1868, ist ein wichtiges Einzeldenkmal, ein wichtiger Solitärbau und eine der ältesten Kasernen in ganz Deutschland. Große Teile von ihr sind im Wesentlichen im Original erhalten. Die Mandaukaserne auf dem Martin-Wehnert-Platz ist ein Bindeglied zwischen Südvorstadt und Innenstadt. Diese Bebauung muss unbedingt erhalten bleiben.

In Zittau ist immer wieder kontrovers darüber diskutiert worden, ob die leerstehende, marode Mandaukaserne abgerissen oder erhalten werden soll. Wie haben Sie dieses Geschehen aus Ihrer Sicht verfolgt?

Thomas Göttsberger: Jeder hat dazu seine eigene Meinung. Ich habe nichts gegen konstruktiven Streit. Es darf nur nicht unter die Gürtellinie gehen. Anfangs hat uns und anderen Gruppierungen sehr der Gegenwind ins Gesicht geblasen. Wir waren aber davon überzeugt, dass die Mandaukaserne erhalten werden muss. Das ist uns auch von der Denkmalschutzkommission bestätigt worden.

Wie viel müsste denn ein neuer Investor auf den Tisch legen, um etwas aus der Mandaukaserne zu machen?

Thomas Göttsberger: Das hängt von der Nutzung und den Nutzungsideen sowie von der Qualität der Sanierung ab und inwieweit in das Bauwerk eingegriffen wird. Wir selbst haben uns vorrangig mit der Notsicherung beschäftigt, um den weiteren Verfall zu stoppen.

Nun gab es im Laufe der Zeit schon eine Reihe von potenziellen Investoren für die Mandaukaserne. Da war unter anderem schon von einem grenzüberschreitenden Markt, einer Gehörlosenschule, einer Pflegeeinrichtung bis jetzt zum aktuell neuesten Stand einer Dreifelderhalle mit Büroräumen für den Schul- und Vereinssport sowie Events die Rede. Bisher waren das alles Luftblasen. Können Sie nachvollziehen, dass viele Menschen den Glauben an ein Nutzungskonzept verloren haben?

Thomas Göttsberger: Wenn oftmals Investoren große Versprechen machen und es dann nicht klappt, sind die Menschen natürlich kritisch. Das kann ich schon verstehen.

Was macht Sie optimistisch?

Thomas Göttsberger: Die oberste Priorität besteht darin, die Schäden zu beheben. Früher oder später wird sich eine Nutzung finden. Angebot und Nachfrage müssen sich irgendwo treffen. So ähnlich war es doch bei der Schauburg auch. 2013 war nicht abzusehen, dass die Schauburg mal wieder genutzt werden kann. Mitte 2015 haben wir das Objekt in einem gesicherten Zustand an den neuen Eigentümer weitergegeben.

Wie sehen Sie die Rolle der Stadt Zittau im Fall der Mandaukaserne?

Thomas Göttsberger: Wir begrüßen jeglicher Engagement der Stadt für die Mandaukaserne. Wir sind natürlich auf diese Unterstützung angewiesen.

Sie selbst haben die Schlüsselgewalt für die Mandaukaserne. Wie kam es denn dazu?

Thomas Göttsberger: Ich habe offiziell vom Verwalter die Genehmigung erhalten, Bauarbeiten an der Mandaukaserne durchführen zu lassen.

Nach der Sanierung des Südturms sind unter Federführung des Stadtforums Zittau die Notsicherungsarbeiten am Nordflügel der Mandaukaserne im Gange. Die Bauarbeiten umfassen ein Volumen von 111.000 Euro. Davon sind 74 Prozent durch eine Zuschuss der Denkmalbehörde abgesichert. Der Landtagsabgeordnete Dr. Stephan Meyer hat den Einsatz von öffentlichen Mitteln angeprangert, ohne dass Eigentumssituation und die perspektivische Nutzung der Mandaukaserne geklärt sind.

Thomas Göttsberger: Er hat auch das Engagement der Retter begrüßt. Dr. Stephan Meyer ist Mitglied im Schlossverein Hainewalde. Der Schlossverein sichert ähnlich wie wir die Mandaukaserne das Hainewalder Schloss. Dieses Objekt gehört wie bei uns auch einem Dritten und es gibt wohl noch kein Konzept zur Endnutzung und keinen Investor. In das Hainewalder Schloss fließen auch Fördermittel hinein. Wir begrüßen es ausdrücklich, dass dieses Denkmal gerettet werden soll. Es soll hier wie dort in Teilabschnitten vorangehen. Der Verfall wartet nicht auf eventuelle Nutzungskonzepte oder Investoren, sondern muss gestoppt werden, wenn die Verfallserscheinungen aufgetreten sind.

Was ist aber nun, wenn ein neuer Investor im Fall der Mandaukaserne völlig andere Vorstellungen hat?

Thomas Göttsberger: Wir arbeiten an der historischen Bausubstanz, sodass schon davon auszugehen ist, dass diese Bauteile beibehalten werden. Für uns ist es wichtig, dass nicht der erstbeste, sondern der beste Investor zum Zuge kommt. Wir legen Wert auf eine behutsame und denkmalgerechte Sanierung, damit die Zittauer auch danach „ihre“ Mandaukaserne noch wiedererkennen. Eventuell bringen wir uns im Rahmen eines breiten bürgerschaftlichen Engagements auch selbst in die Sanierung mit ein.

Am Samstag, 17. Dezember, von 14.00 bis 16.00 Uhr, findet eine Schal-, Mützen- und Sockenaktion in der Mandaukaserne statt. Was hat es damit auf sich?

Thomas Göttsberger: Wir verkaufen diese Sachen, um Spenden für die Mandaukaserne einzuwerben. Renate Weber von der Bürgerinitiative „Bessere Mitte“ engagiert sich dafür sehr. Viele Bürger unterstützen uns bei dieser Aktion zugunsten des Objekts.

Herr Göttsberger, fühlen Sie sich ein bisschen wie der Retter der Mandaukaserne?

Thomas Göttsberger: Nein. Das bin nicht ich allein, sondern eine Vielzahl von Helfern aus dem Stadtforum und den anderen Gruppierungen setzen sich in aufopferungsvoller Weise für die Mandaukaserne ein.

Welche Wünsche begleiten Sie für die Zukunft der Mandaukaserne?

Thomas Göttsberger: Ich wünsche mir, dass die Mandaukaserne ein Teil des Stadtlebens und der Stadtgeschichte ist, dass dort Licht brennt und künftig wieder Leben in das Gebäude einzieht.

Redaktion / 04.12.2016

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Kommentare zum Artikel "Der Verfall wartet nicht auf Investoren"

Die in Kommentaren geäußerten Meinungen stimmen nicht unbedingt mit der Haltung der Redaktion überein.

  1. Peter Würgatsch schrieb am

    Sehr geehrter Herr Göttsberger,

    welche Nutzungsmöglichkeiten sehen Sie? Welchen Bedarf gibt es in Zittau für welche Nutzungsmöglichkeiten (z.B. Betreutes Wohnen, Wohnen, Markt ...)?

    Könnten Sie mir Grundrisse zur Verfügung stellen, um mir einen Überblick verschaffen zu können?

    Danke und viele Grüße
    Peter Würgatsch

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