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„Die Leidenschaft hält uns gesund“

„Die Leidenschaft hält uns gesund“

Die Rocklegenden Claudius Dreilich, Dieter Birr und Tony Krahl (v.l.) freuen sich auf ihr Konzert auf der Hutbergbühne.

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Perspektivwechsel: Die Rocklegenden Tony, Maschine und Claudius nehmen auch gern mal auf den Traversen der Hutbergühne Platz.

Die Rocklegenden kommen! Dieser Ruf hat in Kamenz einen besonderen Klang, stand doch eine der Legenden – Ex-Puhdy Dieter „Maschine“ Birr – hier bereits gefühlte hundert Mal auf der Hutbergbühne.

Kamenz. Vormittag auf dem Hutberg: Die Luft ist lau und lässt den bevorstehenden warmen Frühlingstag schon erahnen. Die Terrasse der Hutberggaststätte präsentiert sich fast leer; nur um einen der Tische drängen sich vier Männer im reifen bis fortgeschrittenen Alter.

Sie haben sich viel zu erzählen, alte Bekannte eben. „Wir könnten auch reingehen, aber hier draußen ist die Luft angenehmer“, sagt einer der Vier, verschmitzt lächelnd. Der Aschenbecher auf dem Tisch ist leer.
Seit 2014 touren Dieter Birr, Tony Krahl und Claudius Dreilich unter dem Label „Die ROCK LEGENDEN“ vornehmlich durch Ostdeutschland.

Vierter im Bunde, aber an diesem Tag in der Hutberggaststätte nicht mit dabei ist Matthias Reim. Er hat gerade ein neues Album herausgebracht und ist im „Medienstress.“ „Die Idee, Matthias mit dazu zu nehmen, hat uns von Anfang an gefallen. Wir hatten das Gefühl, das könnte passen“, erzählt Tony Krahl, Frontmann der in der DDR populären Band CITY. „Matze“ Reim komme zwar aus der „Schlagerecke“, man habe ihn sich aber auch gut als Rocker vorstellen können. Und – die bisherigen gemeinsamen Auftritte bestätigten diese Prognose, wie Produzent Rolf Henning – der vierte Mann am Tisch – versichert.

Einerseits verschwimmen die Grenzen zwischen den Bands. Die Dieter-Birr-Band, zu der unter anderem Jörg Weißelberg, aus Löbau stammender Gitarrist und Ehemann von Jeanette Biedermann, gehört, begleitet ebenso selbstverständlich Matthias Reim, der ohne eigene Band zu den Auftritten anreist. Auch Silly-Gitarrist Uwe Hassbecker ist mit von der Partie. Bei Karat sind Michael Schwandt und Bernd Römer noch aus DDR-Zeiten dabei. Und von City geht die gesamte Besetzung aus der Zeit von „Am Fenster“ an den Start. Bemerkenswert, haben diese Herren doch allesamt das Rentenalter locker erreicht. Insgesamt 17 Musiker spielen in den unterschiedlichsten Zusammensetzungen. Ein solches Kommen und Gehen auf der Bühne dürfte einmalig sein. Es ermöglicht aber auch, drei Stunden lang ununterbrochen am gleichen Set zu spielen, da Jeder seine verdiente Pause machen kann. Und wenn Matthias Reim, unterstützt von Maschines Rocker-Kollegen, seine Songs in die Menge schmettert, verschwimmen auch die Grenzen zwischen Schlager und Rock bis zur Unsichtbarkeit.

„Viel Bier trinken und Schnitzel essen.“ So antwortet Claudius Dreilich auf die Frage, wie es die Rocklegenden schaffen, noch so fit zu sein. Dabei richtete sich die Frage gar nicht an ihn, ist er doch mit noch nicht mal 50 der Jungspund in der Runde. Maschine ist mit 74 schon eher prädestiniert, darauf zu antworten: „Musiker sind alle fit, die Leidenschaft hält uns gesund.“ Und Tony Krahl (69) nickt bedächtig: „Natürlich tut auch jeder was für seinen Körper.“ Der Aschenbecher ist leer geblieben.

Die Hutbergbühne als „kleine Schwester der Berliner Waldbühne“, wie sie Dieter Birr bezeichnet, bietet Besuchern wie Künstlern ein „einmalig schönes Flair.“ Und die Aussicht, dass der Backstagebereich erneuert werden soll, entlockt Maschine keine Begeisterungsstürme. „Ich liebe es, etwas so vorzufinden, wie ich es kenne“, schmunzelt er. Was Produzent Rolf Henning umtreibt ist der Umstand, dass einen knappen Monat vor dem Konzerttermin in Kamenz doch noch mehrere hundert Karten „übrig“ sind: „Der Abverkauf läuft noch nicht ganz so, wie wir das gewohnt sind.“ Sollten die Rocklegenden, sollte der Kamenzer ehrenhalber Dieter Birr etwa an Zugkraft einbüßen? Kaum vorstellbar: „Das wird schon noch!“

Und nach dem Konzert rennen die Rocklegenden auch nicht gleich auseinander. „Wir übernachten alle im gleichen Hotel“, berichtet Dieter „Maschine“ Birr. Das ist auch nötig, denn „wir werten dann noch alles kritisch aus“, wie Claudius Dreilich versichert. Mit viel Bier und Schnitzeln – aber ohne Zigaretten. Die Aschenbecher bleiben leer.

Da gibt es einen trinkfesten Kollegen im Westen, hatte Rolf Henning für die Zusammenarbeit geworben. „Das hat uns natürlich gefallen“, kichert Tony Krahl. „Ich hätte mir nie vorstellen können, einmal ’Verdammt ich lieb’ dich zu singen“, sagt Maschine, und der Mund verzieht sich zu einem breiten Grinsen. Vor dem hochgewachsenen, gertenschlanken Mann, dessen Gesicht gar nicht so zerfurcht ist, wie man es von den meisten Promo-Bildern kennt, steht ein Glas Tee, das er sich anstelle des angebotenen Kaffees erbeten hat. „Ich auch nicht“, stimmt Claudius Dreilich zu. „Und trotzdem macht es Spaß.“ Bei den Rocklegenden verschwimmen Grenzen, und das gleich in mehrfacher Hinsicht.

Service: Die ROCK LEGENDEN treten am Samstag, 19. Mai, auf der Hutbergbühne Kamenz auf. Karten gibt es im Internet bei eventim.

Redaktion / 01.05.2018

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