Eine ganze Stadt in Osterstimmung
Leierkastenmann „Pumphut“ mit drei Osterhasen im Schlepptau als Vorboten: In einer Woche wird sich Bautzen wieder in Deutschlands „Osterhauptstadt“ verwandeln. Foto: Peter Stange
An der Spree darf endlich wieder Normalität gelebt werden. Die braucht es auch, um Bautzen wie schon vor der Pandemie zur „Osterhauptstadt“ Deutschlands zu machen. Dort werden neben christlichen ebenso sorbische Bräuche zelebriert. Die Besucher erwartet nach zwei Jahren Corona wieder ein unvergessliches Osterwochenende.
Menschen in sorbischen Trachten sind für auswärtige Besucher immer wieder ein begehrtes Fotomotiv. Foto: P. Stange
Bautzen. Wir sind heiß auf Ostern. Mit diesen Worten verabschiedete Amtsleiter Markus Gießler am Montagvormittag nach einem Pressegespräch im Ratssaal die vor Ort erschienenen Medienvertreter. Kurz zuvor hatten Vertreter der Stadt, des Tourismus- und des Innenstadtvereins über die Vorbereitungen zum herannahenden Fest in Bautzen informiert – seit langer Zeit wieder ohne Maske vor Mund und Nase. Nachdem sich jüngst auch das Land Sachsen von einem Großteil der staatlich verordneten Einschränkungen zur Eindämmung des Corona-Virus verabschiedete, ließ sich somit in erleichterte Gesichter blicken. Denn offenbar kommen die Veranstalter bei der Organisation gut voran, was dazu führt, dass erstmals nach zwei Jahren Zwangspause Gastronomen, Hoteliers und selbst Einzelhändler wieder mit regem Begängnis in ihren guten Stuben rechnen dürfen. Auch aufgrund des abwechslungsreichen Programmes in der Karwoche und an den Osterfeiertagen geht Dietmar Stange – vorausgesetzt Petrus spielt mit und lässt die Himmelsschleusen zu – schon von einer fünfstelligen Besucherzahl aus. Der Vorsitzende des Tourismusvereins, sein Stellvertreter, Norbert Reichel, und all die anderen Vereinsmitglieder werden am Karsamstag einen Ostermarkt auf dem Hauptmarkt ausrichten.
Mehr als 20 Händler bieten in dem Rahmen unter anderem bunt verzierte Ostereier, Gartenkeramik, Marmeladen aber auch Alpadecken und andere Waren an. Kinder dürfen sich beim Malen und Blumenbasteln ausprobieren. Die Landfrauen schlagen dazu ein Pavillonzelt auf. Das traditionelle Eierverzieren in sorbischer Technik lässt sich hingegen sowohl in der Tourist-Information als auch im Sorbischen Museum live mitverfolgen. „In der sorbischen Kulturinformation ist es zwischen 10.00 und 12.00 Uhr möglich, selbst sorbische Ostereier in Bossiertechnik zu gestalten“, warf Rathaussprecherin Josephine Brinkel in die Gesprächsrunde ein. Jedoch werde um eine vorherige Anmeldung gebeten.
Außerdem dürfe das Osterblasen am Karsamstag nicht fehlen. Dieses finde, wie gewohnt, auf dem Protschenberg statt. Mit Blick auf die Altstadtkulisse werde der Bläserchor die frohe Osterbotschaft anstimmen, sobald die Domglocken läuten. Dietmar Stange wollte aber auch den österlichen Mittelaltermarkt in der Mönchskirchruine nicht unerwähnt lassen, der 12.00 Uhr dort starte.
Tags darauf setzen sich 10.45 Uhr mehr als 50 Osterreiter von Bautzen aus in Bewegung, um die Botschaft von der Auferstehung Jesu Christi in die Nachbargemeinde Radibor zu tragen. Bis zu ihrer Wiederkehr bekommt Eierjokel seinen großen Auftritt am Protschenberg. Das Eierschieben, das ebenfalls durch den Tourismusverein Bautzen e.V. organisiert wird und das bei Familien bereits in der Vergangenheit stets hoch im Kurs stand, fehlt in diesem Jahr ebenfalls nicht.
Rund um die Hammermühle wird es indes einen Ostermarkt und ein Familienfest geben. Zudem öffnen die Bautzener Museen, Gedenkstätten, Theater und weitere Einrichtungen ihre Türen, um den Besuchern ein ein umfangreiches Programm am Osterwochenende anzubieten. In den Kirchen finden zahlreiche Gottesdienste und Konzerte statt.
Der Tourismusverein hat das gesamte Programm in einem Osterflyer zusammengefasst. Dieser liegt als Druckversion an den gängigen Orten in der Innenstadt aus. Er steht auch online zum Herunterladen bereit – und zwar an dieser Stelle. Dort sind auch wichtige Details wie Parkmöglichkeiten zu finden.
Erstmals werde die Organisation von Feierlichkeiten im Stadtgebiet dadurch erleichtert, dass der Stadtrat eine Gesamtsumme von 50.000 Euro in den Haushalt einstellte, meinte der Leiter des Amtes für Wirtschaft, Kultur, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Markus Gießler. Nicht nur er zeigte sich gegenüber den Bürgervertretern dankbar dafür. „In der Vergangenheit war es für Vereine eher schwierig, an Gelder zu kommen. Doch damit ist es möglich, ehrenamtliches Engagement zu unterstützen und wertzuschätzen.“ Der Tourismusverein könne nun mit einer Finanzspritze aus dem Geldtopf rechnen. Dessen Vorsitzender Dietmar Stange schätzte die Kosten auf rund 20.000 Euro, wohlwissend, dass er sich darüber hinaus anderer Geldquellen bedienen muss.
Ähnliches gilt für den Innenstadtverein (IBV), der bereits für diesen Samstag ein Oster-Warmup plant. Musikalische Unterhaltung in der Innenstadt und im Kornmarkt Center sowie frühlingshaft dekorierte Schaufenster sollen für ein besonderes Einkaufserlebnis sorgen, ließ IBV-Chef René Meißner wissen. Er und seine Mitstreiter haben dafür unter anderem die aus Löbau stammende Deutsch-Rock-Sängerin Anne Großhäuser gewinnen können. Zudem wird Alleinunterhalter „Pumphut“ mit seinem Leierkasten und Luftballonfiguren Jung und Alt gleichermaßen in österliche Stimmung versetzen.
Für Aufregung sorgte hingegen bereits Ende März eine Aktion auf der Friedensbrücke. Dort soll an den Ostertagen ein besonderer Festschmuck die Laternen zieren. Um herauszufinden, welche Bedingungen auf der mitunter starken Winden ausgesetzten Spreequerung dafür erfüllt sein müssen, hatten Mitarbeiter der Stadt auf einer der Leuchten probehalber einen Hula-Hoop-Reifen montiert. Das wiederum sorgte kurze Zeit für Staus auf der wichtigen Verbindungsachse. In welcher Weise sich die Brücke zum Fest Passanten und Autofahrern präsentieren wird, das bleibt abzuwarten. Markus Gießler ließ nur so viel wissen: Es handelt sich um kunstvoll geschmiedete Kränze.
