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Kaiser fragt nach: Casapietra: Halleluja auf sein Publikum

Kaiser fragt nach: Casapietra: Halleluja auf sein Publikum

Der bekannte Opernsänger und gebürtige Genuaner Björn Casapietra hatte aufgrund der Corona-Pandemie mehrere Konzerte verschieben müssen. Am 5. September ist er in der Christuskirche Bischofswerda zu erleben. Pressefoto

Die Gesundheit seines Publikums ist ihm heilig, sagt einer, der demnächst die Kleinstadt Bischofswerda ansteuert. Inzwischen kann Tenor Björn Casapietra wieder Auftritte planen, nachdem Sachsen seine coronabedingten Einschränkungen weitgehend gelockert hat. Im Oberlausitzer Kurier spricht der bekannte Künstler über die Zwangspause, deren Folgen und womit er nun die Schiebocker beglücken möchte.

Herr Casapietra, die Corona-Pandemie hat viele Lebensbereiche ordentlich durcheinandergewirbelt. Nichts scheint mehr so zu sein, wie es einmal war. Auch Künstler sind von der Krise betroffen. Wie gehen speziell Sie damit um?

Björn Casapietra: Ich habe diese Pandemie von Anfang an sehr ernst genommen, auch weil ich mitbekommen habe, was in meinem Geburtsland Italien los war. Selbst in meiner Familie. Vor diesem Hintergrund erklärt es sich von ganz allein, weshalb wir in der Zeit keine Konzerte gegeben haben. Natürlich trage ich die Maske und halte so gut es geht Abstand. Das sind die beiden Schlüssel dafür, dass unser Land so glimpflich durch diese Pandemie gekommen ist – und zwar mit einer vergleichsweise recht niedrigen Todesrate. Dank einer aufmerksamen Bevölkerung, einer klugen Bundesregierung und sehr klugen Virologen, wie ich finde. Mir kommt das Wort stolz nicht leicht von den Lippen anhand meiner Kenntnis der deutschen Geschichte. Aber in diesem Fall können wir wirklich einmal stolz auf uns sein – stolz sein auf dieses Land.

Welcher Verzicht war für Sie damit verbunden und wie kamen Sie damit zurecht?

Björn Casapietra: Nun ja, sagen wir so: Wir hatten halt alle plötzlich eine Menge Zeit. Ich habe diese genutzt, um meiner Tochter möglichst viel bei den zahlreichen Hausaufgaben unter die Arme zu greifen. Ich habe versucht, das nächste Jahr anzugehen und dort möglichst viele Konzerte zu organisieren. Außerdem habe ich einiges an Serien und Filmen geschaut. Und, das gebe ich gerne offen zu, der Genuss von Rotwein ist nicht gerade weniger geworden in dieser Zeit (lacht).

Wenn Sie Ihre Kollegen und die Künstlerszene an sich beobachten: Was fällt Ihnen da konkret auf?

Björn Casapietra: Ich bin teilweise sprachlos. Sprachlos darüber, wie viele sich einen feuchten Kehricht um ihr Publikum scheren. Erst war Schweden das große Beispiel. Als das dermaßen in die Hose ging, suchten sie sich andere Ausreden. Und dabei ging es ihnen nicht um ihr Publikum, sondern nur darum, möglichst bald wieder Kohle zu verdienen. Und das hat mich tatsächlich geschockt. Bei einigen Kollegen hätte ich das ehrlich gesagt nicht erwartet. Auf der anderen Seite kann man es jetzt, so glaube ich, verantworten, langsam wieder Konzerte zu geben. Denn die Kultur, die Musik, das Berühren von Menschen durch diese Kunst ist etwas, auf das wir nicht verzichten können. Wir alle nicht.

Nach den vollzogenen Lockerungen steht es auch Ihnen wieder frei, auf Tournee zu gehen – zwar im kleineren Rahmen aber immerhin. In dem Zusammenhang sagen Sie selbst, dass ein großer Teil Ihres Publikums zur Corona-Risikogruppe zählt. Welche besonderen Sicherheitsmaßnahmen werden unter anderem bei Ihrem Auftritt in Bischofswerda ergriffen, damit keiner Ihrer Fans daheim bleiben muss?

Björn Casapietra: Wir werden selbstverständlich Abstand halten. Am Eingang der Kirche wird es zudem Desinfektionsmittel geben. Wenn man sich in dem Gotteshaus bewegt, sollte man eine Maske tragen. Beim Sitzen dürfen die Besucher den Mund-Nasen-Schutz abnehmen. Wie ich Ihnen schon sagte, wir Deutschen haben diese Pandemie von Anfang an sehr ernst genommen. Jetzt müssen wir weiter konzentriert bleiben. Denn dieses Virus verschwindet ja nicht einfach so von heute auf morgen. Doch wenn wir weiter alle so klug damit umgehen, dann schaffen wir das.

Worauf können sich Ihre Zuhörer freuen, die Sie sehr vermisst haben?

Björn Casapietra: Die Himmelslieder-Tournee, so darf ich feststellen, ist die schönste, die ich jemals gegeben habe. Unser Programm ist abwechslungsreich. Ich singe auf der einen Seite einen Gospel von Elvis Presley oder das „Halleluja“ von Leonard Cohen. Andererseits bekommt mein Publikum das „Ave Maria“ von Franz Schubert oder das „Wiegenlied“ von Johannes Brahms zu Gehör – meistens im Duett mit meiner elfjährigen Tochter. Die Lieder haben alle einen Bezug zum Himmel. Wir wollen die Liebe feiern, das Gute. Mitgefühl, Empathie – all das, was uns stark gemacht hat. Wir singen die Vertonung von Bonhoeffers wundervollem Gedicht „von guten Mächten wunderbar geborgen“. Ich singe einen Song von George Harrison („The Beatles“) „My Sweet Lord“. Kurzum: Das Repertoire soll abwechslungsreich sein und das Programm Freude machen. Ich möchte nicht nur für die Ohren singen. Ich will tiefer rein in den Menschen, in seine Seele, ins Herz. Er soll eine Gänsehaut bekommen. Mir ist daran gelegen, dass mein Publikum nach dem Konzert das Gefühl hat, dass die Sterne am Himmel etwas heller leuchten. Musik hat die Aufgabe, unsere Welt etwas besser zu machen. Das ist mein Auftrag – und mein Job zugleich.

Was ist in nächster Zeit von Björn Casapietra zu erwarten – in musikalischer aber vielleicht auch in schauspielerischer Hinsicht, um auf Ihr früheres Mitwirken in der Ärzteserie „In aller Freundschaft“ anzuspielen?

Björn Casapietra: Wissen Sie, ich bin ganz froh, dass ich nicht zu den Schauspielern gehören muss, die den ganzen Tag lang herumsitzen und darauf warten, dass das Telefon klingelt und ihnen eine Rolle angeboten wird. Ich bin ein wenig stolz darauf, dass ich es geschafft habe, selbstständig zu sein, von meiner Arbeit leben und mein Kind davon ernähren zu können. Ich bin mein eigener Chef. Für mich gibt es nichts Schöneres als in einer Kirche zu stehen und für die Menschen Lieder zu singen. Ich möchte diesen Moment mit gar nichts tauschen, auch nicht mit der Arbeit vor der Kamera. Auf Bischofswerda freue ich mich ganz besonders. Wir haben ungefähr zehn Jahre darauf hingearbeitet, um in der Kleinstadt einen Konzerttermin hinzubekommen. Ich kenne den Ort aus meiner Kindheit. Mein Vater, der berühmte Dresdener Dirigent Herbert Kegel, war mit mir des Öfteren dort gewesen. Gerade in Schiebock möchte ich ein Konzert singen, dass niemand mehr vergisst. Das ist mein Anspruch.

Roland Kaiser / 17.08.2020

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