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Lernstoff pauken in „perfecta” Kulisse

Lernstoff pauken in „perfecta” Kulisse

So könnte es auf der Perfecta-Brache an der Jordan-Straße schon bald aussehen, wenn die neue Grundschule gebaut wird. In den letzten Tagen wurde das Areal als Lagerfläche genutzt. Foto: RK

Lange Zeit hat die Stadt Bautzen nach einem geeigneten Standort für eine neue Grundschule gesucht. Inzwischen scheint dieser gefunden. Finanzbürgermeister Dr. Robert Böhmer spricht im Oberlausitzer Kurier über dessen Vorteile, warum der einstige Favorit, die Löbauer Straße, nun doch nicht in Frage kommt und woran ein gemeinsamer Schulhausbau in Göda scheitert.

Herr Dr. Böhmer, mehrere mögliche Grundschulstandorte hat die Stadt von Experten auf Herz und Nieren untersuchen lassen. Inwieweit trifft es zu, dass nunmehr die Perfecta-Brache an der Jordan-Straße als der perfekte Lernort das Rennen gemacht hat?

Dr. Robert Böhmer: Zunächst einmal lässt sich sagen, dass bislang noch keine Entscheidung getroffen wurde. Ein Planungsbüro untersuchte seit November vergangenen Jahres die möglichen Standorte genauer. Vorher handelte es sich bei der Perfecta-Brache lediglich um eine Empfehlung der internen Machbarkeitsuntersuchung der Stadtverwaltung. Das daraufhin beauftragte Büro spricht sich im Zuge der aktuellen Machbarkeitsstudie nun eindeutig für diesen Standort aus. Es sieht dabei konkret folgenden Vorteil: Eine Bebauung mit Schule und Hort ist sofort und ohne Einschränkungen möglich. Fördermittel, die die Stadt Bautzen zur Beräumung des Grundstückes erhalten hat, müssen bei einer solchen Nutzung nicht zurückgezahlt werden.

Und welche Punkte sprechen noch für die Perfecta-Brache?

Dr. Robert Böhmer: Das Gelände befindet sich im Besitz der Stadt. Der Grundriss ist den Fachleuten zufolge bestens geeignet, um genügend Platz für Schule, Hort, Sporthalle und Sportplatz zu schaffen. Zudem fügt sich die Einrichtung in ein intaktes Wohngebiet ein, so dass die Grundschüler kurze Schulwege hätten. Wir verfügen des Weiteren über eine Anbindung an den öffentlichen Personennahverkehr. Selbst die vom Schulgesetz geforderte enge Kooperation mit Kindertageseinrichtungen lässt sich in Bezug auf den Schiller-Kindergarten und weitere Kitas an der Tzschirner- und Jordan-Straße optimal umsetzen. Es liegen im Vergleich zu anderen, von uns in Betracht gezogenen Standorten keine Schadstoffbelastungen vor. Und was noch erfreulich erscheint in diesem Zusammenhang: Wir könnten ohne jegliche zeitliche Verzögerungen planen und bauen. Das Fazit des beauftragten Planungsbüros lautet daher unterm Strich, dass die Perfecta-Brache zu empfehlen ist.

Damit ist der Favorit der Verwaltung – das einstige BSZ an der Löbauer Straße – Geschichte?

Dr. Robert Böhmer: Das Gelände wird nicht als Unterrichtsort für Erst- bis Viertklässler empfohlen. Als Hauptgrund führten die Fachleute Probleme mit der Statik an. Diese resultieren daraus, dass sich unter der Erdoberfläche einmal ein Steinbruch befand. Damit wären eine räumlich ungünstige Überbauung des Grundstückes notwendig und wiederum keine größeren zusammenhängenden Außenspielbereiche mehr vorhanden. Außerdem müssten die vorhandene Bausubstanz entkernt und grundsaniert, Hort und Turnhalle zusätzlich komplett neu errichtet werden. Auch den Standort Schlachthofstraße ziehen wir nicht mehr näher in Betracht. Er ist mit Altlasten versehen und müsste auf den „Stand Z0“, was soviel bedeutet wie absolut frei von jeglichen Schadstoffen, saniert werden. Was durchaus problematisch wäre.

Inwieweit trifft es zu, dass vom Gelände an der Löbauer Straße auch deshalb Abstand genommen werden soll, da sich unter dem Sportplatz aufgrund des ehemaligen Steinbruchs kontaminiertes Erdreich und Munition befinden und ein Umbau der vorhandenen Bausubstanz sich als zu teuer herausstellen könnte?

Dr. Robert Böhmer: Diese Aspekte sind in die Bewertung des Planungsbüros eingeflossen. Unklar ist, wie stark der Boden mit Schadstoffen belastet ist und ob es tatsächlich Überreste von Kampfmitteln gibt. Vor allem aber ist eine Bebauung des Steinbruchgeländes schwierig. Zudem kann die Sporthalle nicht in den Bestandsgebäuden untergebracht werden. Dafür wäre ein Neubau nötig. Außerdem steht das Bestandsgebäude unter Denkmalschutz. Das ist kein Ausschlusskriterium, wohl aber mit gewissen Einschränkungen verbunden.

Wie viel Geld soll in den neuen Grundschulstandort investiert werden?

Dr. Robert Böhmer: Das Planungsbüro hat am Standort Perfecta-Brache für das Schul- und Hortgebäude samt Mensa, Schulturnhalle und Außengelände Gesamtkosten in Höhe von knapp 19 Millionen Euro berechnet. Dabei wären rund zwölf Millionen Euro an Eigenmitteln notwendig. Etwa sieben Millionen Euro resultieren aus Fördermitteln. Die Bauzeit erstreckt sich aller Voraussicht nach bis zum Jahr 2024.

Wann wird die Verwaltung dem Stadtrat eine entsprechende Beschlussvorlage unterbreiten?

Dr. Robert Böhmer: Unser Ziel ist es, voraussichtlich im Oktober einen Grundsatzbeschluss zu fassen. Bis dahin, so ist es vorgesehen, wird die Verwaltung eine Vorlage erarbeiten. Indes können die    Stadträte die Zeit nutzen, um sich mit den Ergebnissen der Machbarkeitsstudie vertraut zu machen und darüber zu beraten. Sie entscheiden am Ende, welcher Standort gewählt und ob die Schule tatsächlich gebaut wird.

Mit Göda wurde für die nächsten zwölf Jahre ein gemeinsamer Grundschulbezirk gebildet, der von Bautzener Kindern in Anspruch genommen werden kann, um die Bildungseinrichtungen in der Spreestadt zu entlasten. Warum wird nicht kurzerhand in der Nachbargemeinde eine gemeinsame Grundschule errichtet und die Perfecta-Brache, sagen wir, für Wohnbauzwecke genutzt, was sicherlich durchaus möglich und sinnvoll wäre?

Dr. Robert Böhmer: Ganz klar: Eine Wohnbebauung wäre möglich, wenn wir auf der Perfecta-Brache auf die Errichtung eines Schulhauses verzichten würden. Allerdings ist für die Zuweisung der Erstklässler an eine Grundschule die Wohnortnähe ein wesentliches Kriterium. Die Grundschule Göda liegt aus Sicht der Stadt Bautzen relativ abseits, weshalb eine Umlenkung der Schüler aus dem Stadtgebiet – mit Ausnahme der Mädchen und Jungen aus den westlichen Stadtteilen – sicher nicht angemessen wäre. Der Bedarf an Grundschulplätzen in Göda wird mit einer zweizügigen Grundschule gedeckt.

Erst in dieser Woche haben Sie gemeinsam mit den Stadträten über den Etat für nächstes Jahr beraten. Ein Punkt, der schon in der Vergangenheit eine Rolle spielte, ist der angedachte Bau einer Dreifeldsporthalle für die Gymnasien der Stadt an der Müllerwiese. Inwieweit wird dieser vor dem Hintergrund der zu erwartenden Kosten für die neue Grundschule weiter betrachtet?

Dr. Robert Böhmer: Das ist eine Entscheidung der Stadträte im Zuge der Verabschiedung der Haushaltssatzung 2019.

Wie viel Geld spart die Kommune ein, sollte die Turnhalle keine Berücksichtigung finden?

Dr. Robert Böhmer: Für den Bau der Turnhalle auf dem sogenannten bao-Gelände sind Ausgaben in Höhe von circa 4,5 Millionen Euro veranschlagt. Ein Teil davon würde gefördert werden. Die Errichtung der Sportstätte wäre aller Wahrscheinlichkeit nach 2023 denkbar.

Mit welchen Einnahmen und Ausgaben rechnet die Verwaltung 2019 im Vergleich zu diesem Jahr?

Dr. Robert Böhmer: Zur Höhe der Einnahmen und Ausgaben kann aufgrund der laufenden Haushaltsdiskussion noch keine Aussage getroffen werden.

Vielen Dank für das Gespräch.

Roland Kaiser / 30.06.2018

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