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Musikszene hofft auf beständige Zukunft

Musikszene hofft auf beständige Zukunft

Künstler sollen künftig wieder Publikum um sich scharen können. Wie andere Leidensgenossen befindet sich das Jugendblasorchester Bautzen in Aufbruchstimmung. Pressefoto

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Die Rockband „The Hazing Strangers“. Foto: M. Bulang

Das mit Corona artverwandte Omikron-Virus sorgt nach wie vor für zahlreiche Infektionen auch hierzulande. Dennoch sollen nun laut einem Bund-Länder-Beschluss alle „tiefgreifenden“ Corona-Beschränkungen enden. Was bedeutet das für die Kulturszene in der Oberlausitz? Wir haben nachgefragt.

Region. Die Mitglieder des Spielmannszuges in Oberlichtenau können es kaum erwarten, dem Publikum wieder von Angesicht zu Angesicht ihr Können unter Beweis zu stellen. Schon am Maifeiertag soll es dafür am örtlichen Sport- und Freizeitzentrum eine erste Gelegenheit geben. Dann starten die Juniorband sowie das Marsch- und Drillkontingent in die Saison, bevor im Juli die Weltmeisterschaft des World Music Contests im niederländischen Kerkrade ansteht, an der, sofern alles wie geplant klappt, die Lausitzer das fünfte Mal teilnehmen werden. Auf diesen Höhepunkt sei aktuell der ganze Fokus gerichtet, meint Janet Kunath. Sie ist langjähriges Mitglied im Verein. „Wir intensivieren allmählich die Probentätigkeiten, selbstverständlich immer unter Wahrung der geltenden Abstands- und Hygieneregeln, aber mit dem Ziel, endlich wieder gemeinsam Musik machen zu können“, sagte sie in dem Zusammenhang. Im Zuge der von Bund und Land erlassenen Einschränkungen zur Eindämmung des Erregers hätten sich die Übungseinheiten aufs Internet beschränkt. Auf diese Weise sei es möglich gewesen, die musikalische Ausbildung und ein Mindestmaß an sozialen Kontakten aufrechtzuerhalten. „Trotz erschwerter Bedingungen gelang es uns, einzelne Titel zu erlernen – zwar einzeln und jeder für sich, aber dennoch irgendwie in Gemeinschaft.“ 

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Schlagersängerin Patricia Larrass. Pressefoto

Auch die Jungs der Bautzener Rockband „The Hazing Strangers“ mussten in den zurückliegenden Monaten kürzer treten. „Wir durften während der letzten zwei Jahre nur eine Handvoll Auftritte spielen“, erinnert sich Lukas Wucht. „Daher haben wir uns vor allem auf das Songwriting konzentriert und viel daran gearbeitet, nach Corona bessere Musiker zu sein als vorher.“ Inwieweit letzterer Plan aufgegangen ist, werden in erster Linie die Fans der Formation, die in der Lage sind, Vergleiche zu ziehen, unter anderem beim Bautzener Frühling in Erfahrung bringen können. Während des Volksfestes will die Band am 29. Mai ihr Comeback auf der Bühne feiern. Außerdem soll es im Rahmen der Fête de la Musique, die in der Spreestadt 2022 ihre Premiere erlebt, ein Wiedersehen geben. Doch auch wenn nun alles wieder so allmählich in die Gänge kommt, glaubt Lukas Wucht nicht an den großen Durchbruch. „Die Wirkung, die die Pandemie auf die Kulturbranche hatte, wird noch langfristig weitreichende Folgen haben“, denkt er. „So ist es auch weiterhin schwierig an Konzerte zu kommen, da viele Veranstalter momentan noch nicht die finanziellen Möglichkeiten haben, um regelmäßig Events veranstalten zu können. Vor allem für kleine Bands sind Konzerte, die nicht in unmittelbarer Nähe stattfinden, ein Problem, da diese dann mit einem deutlich höheren finanziellen Aufwand verbunden wären. Durch die ausbleibende Unterstützung verantwortlicher Stellen wird sich dieses Problem eine Weile fortsetzen.“

Das Jugendblasorchester Bautzen will vor dem Hintergrund der angekündigten Lockerungen die Chance nutzen, um ein der jüngsten Entwicklung geschuldetes Vorhaben in Angriff zu nehmen. „Gemeinsam mit unseren Instrumentallehrern überlegen wir gerade, ein Benefizkonzert zur Unterstützung der ukrainischen Bevölkerung durchzuführen“, sagte die stellvertretende Vorsitzende des Förderkreises, Daniela Samuel, ohne dabei ins Detail zu gehen. Die Bautzener Musiker zeigen sich erleichtert darüber, dass die ehrenamtliche Tätigkeit im Vergleich zu den zurückliegenden Wochen und Monaten nun wieder einfacher wird. „Wir freuen uns auf gemeinsame Aktivitäten mit unseren Musikerinnen und Musikern aber auch unseren Mitgliedern, die anstehenden Auftritte, Kontakte mit Gleichgesinnten und auf viele schöne Stunden in gemeinschaftlicher Runde.“ Daniela Samuel und ihren Mitstreitern schwebt dabei ein bestimmtes Ziel vor Augen, das sich eventuell nun endlich in die Tat umsetzen lässt. „Seit 2019 steht der Aufbau einer Juniorband, in der sich die Jüngeren auf ihren Einsatz im Jugendblasorchester vorbereiten können, auf unserer Agenda. Wir hoffen, dass es uns in diesem Jahr gelingt, die Band ins Leben zu rufen. Das bedarf erhöhter Öffentlichkeitsarbeit, insbesondere in den Grundschulen der Stadt aber auch im Umland von Bautzen. Diese Präsenz war aufgrund der pandemiebedingten Einschränkungen in den letzten zwei Jahren kaum möglich.“ Am 30. April werde das Jugendblasorchester im Steinhaus anlässlich eines musikalischen Workshops zu erleben sein. Weitere Auftritte in der Region sind geplant.

Seit mittlerweile 15 Jahren existiert im rund 37 Kilometer entfernten Kamenz die „Red Tower Big Band“. Dieses Jubiläum wollen die Musiker mit einem gebührenden Konzert feiern. „Des Weiteren planen wir Auftritte für den Sommer, den Herbst und die Vorweihnachtszeit und bereiten diese vor“, weiß die musikalische Leiterin, Daniela Lenk, zu berichten. Dazu zähle der gemeinsame Auftritt mit dem Sunshine-Orchester einer bekannten Musikschule. Dieser soll am 11. Juni in Großkoschen über die Bühne gehen. In dem Kontext probe die Band aus der Lessingstadt ein circa 45-minütiges Solo-Programm ein. „Beide Klangkörper werden sechs gemeinsame Songs spielen“, erklärte Daniela Lenk. Eine gemeinsame Probe soll im Mai stattfinden. In der Perspektive schwebe der Band eine Zusammenarbeit mit Sängern und Soloinstrumentalisten vor. Alles andere bleibe vorerst Vereinsgeheimnis. Fest stehe jedoch: Auch in den Reihen der Kamenzer sei die Hoffnung auf ein nun wieder beständigeres kulturelles Leben groß.

Auch der Terminkalender der aus Bautzen stammenden Schlagersängerin Patricia Larrass füllt sich wieder zusehends. Sie drückt ganz fest beide Daumen, dass die geplanten Konzerte alle stattfinden dürfen. „Anfang April geht es für mich beispielsweise in die Schweiz“, führt die Künstlerin aus. „Dort findet zusammen mit ‚Fantasy‘ ein großes Konzert statt, auf das ich mich schon riesig freue. Im Juni werde ich gemeinsam mit den ‚Draufgängern‘ in der Nähe von Potsdam die Bühne bei ‚Schlager unter Tannen‘ rocken. Zudem steht mein erstes Konzert in Frankreich an.“ Dass dieser „Spielraum“ achtsam genutzt wird, das wünscht sie sich. „Keiner von uns möchte, dass die ganze Spirale gleich wieder von vorn losgeht.“ Zwar hätten sich Interpreten wie sie mit den sogenannten Social Media Kanälen eine Alternative geschaffen. „Aber das echte Live-Erlebnis, das kann man einfach nicht ersetzen. Das sage ich als Künstlerin und auch selbst als Musikfan.“ Auf die Frage, ob aus ihrem Munde einmal ein Corona-Song schallen wird, betonte Patricia Larrass: „Die Pandemie möchte ich aktuell bewusst in meinen Liedern nicht thematisieren. Ich denke, davon hatten wir alle genug persönlich erlebt.“

Roland Kaiser / 20.03.2022

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