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Neue Säulen für die Grenze zu Polen

Neue Säulen für die Grenze zu Polen

Nach dem Abziehen der beschmierten und beschädigten Schutzhülle kommt die Betonsäule aus DDR-Zeit zum Vorschein. Foto: Archiv

Ein kleiner Bautrupp ersetzt seit einigen Tagen die alten Markierungspfähle an der Neiße. Für Einige ist es höchste Zeit.

Region.
Das Stück Beton und die es umgebende Schutzhülle aus Plaste haben schon bessere Zeiten gesehen. Wind und Wetter, aber auch menschlicher Übermut setzten der schwarz-rot-goldenen Säule auf der Böschung unmittelbar über der Neiße jahrzehntelang zu. Und nun ist der Zeitpunkt gekommen, an dem sie ihren angestammten Platz räumen und einer „Nachfolgerin“ weichen muss.

„Die Säulen an der Grenze zur Polnischen Republik stammen noch aus den Sechzigerjahren, also aus der DDR-Zeit“, weiß Barbara Wolters. Die Referatsleiterin im Staatsbetrieb Geobasisinformation und Vermessung Sachsen (GeoSN) hat schon miterlebt, wie die Grenzsäulen an der sächsisch-tschechischen Grenze ausgewechselt wurden. Und nun kommen die 307 Mini-Bauwerke an der circa 120 Kilometer langen sächsisch-polnischen Grenze an die Reihe. Oder genauer gesagt: Die 291 Säulen, die noch übrig sind. Im Oktober 2018 waren nämlich bereits 16 Obelisken im Bereich Zittau ausgetauscht worden. Danach sollte es eigentlich zügig ab dem Frühjahr 2019 weitergehen, um das Projekt bis zum Jahresende abschließen zu können. Nun beginnt der restliche Austausch erst zu diesem Zeitpunkt, der Abschluss ist nunmehr für „Anfang 2020“ vorgesehen. Gründe für die Verzögerung nennt das GeoSN nicht; allerdings ist jetzt eine Görlitzer Firma an der Neiße tätig – im Vorjahr war es eine aus Spremberg.

Anders als an der Nahtstelle zu Tschechien sind die paarweise stehenden Grenzsäulen beider benachbarter Staaten hier durch ein natürliches Hindernis – die Lausitzer Neiße – voneinander getrennt. „Die Grenze verläuft in der Mitte des Flusses, gemessen von den Uferlinien aus“, erklärt Barbara Wolters. Eine andere Regelung gilt bei schiffbaren Flüssen: Dort bildet die Mitte der Fahrrinne den Grenzverlauf. Doch dies ist für die Lausitzer Neiße – auch wenn man sie mit Kanus und Schlauchbooten befahren kann – nicht relevant. Nasse Schuhe bekommen die Bauarbeiter dennoch, die sich seit einigen Tagen wieder an der Neiße entlang arbeiten.

Etwa alle 400 Meter steht eine Säule. Die Geländeverhältnisse sind höchst unterschiedlich: von schwer erreichbar auf einem Acker bis leicht zugänglich an einer Straße, von der grünen und vom Tau feuchten Wiesenböschung bis zur betonierten Industriebrache reicht die Palette. Säule Nr. 107 setzt dem Bautrupp nur wenig Widerstand entgegen: Nachdem die Manschette vom Bagger aufgehackt wurde, lässt sich der stark lädierte Betonkörper leicht aus der Erde ziehen. Das entstandene Loch nimmt die drei Meter lange neue Säule, die aus glasfaserverstärktem Kunststoff besteht, gleich auf. Das ausgehobene Erdreich, ein paar Schaufeln frischer Sand und eine neue Betonmanschette geben der 2,10 Meter aus der Erde emporragenden neuen Säule genügend Halt für die nächsten etwa 50 Jahre. Nur etwa eine Stunde hat die Prozedur gedauert. „Das geht aber nicht überall so schnell“, betont Barbara Wolters. Die Gesamtkosten werden bei knapp unter einer Million Euro liegen und von der Bundesrepublik getragen.

Uwe Menschner / 27.10.2019

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