Oase für Tiere und Menschen im „Ziegenpark"

FÖJ-lerin Sina Bertko bringt den Ziegen eine Handvoll Heu, welches zu den Winterspeisen der Tiere gehört. Die Begeisterung ist groß. Foto: Beate Diederichs
Kamenz. Während auf den nahen Straßen der Verkehr rauscht, hört man im Kamenzer „Ziegenpark“ ganz andere Laute: Zwei der sechs Ziegen laufen laut meckernd herbei, als FÖJ-lerin Sina Bertko mit einem Korb Heu ihr Gehege betritt. Im Gehege daneben gackern die sechs Hühner.
Einer der beiden Pfauen lässt seinen durchdringenden Ruf hören. Kaninchen und Meerschweinchen blicken für einen Moment durch den Zaun, der sie von den prächtigen Vögeln trennt. Die zwei Emus laufen eilig durch ihr Revier. In drei Volieren flattern und scharren Fasane, Wachteln, Wellensittiche und Singvögel. Nur das Gehege für die Minischweine, wo Mitarbeiter Franko Horche gerade das Gatter inspiziert, ist derzeit leer.
Bis vor einigen Wochen lebte hier noch eine kleine Sau, deren tierischer Partner bereits das Zeitliche gesegnet hatte. Doch das Schweinchen hatte das für Vertreter seiner Rasse hohe Alter von zwölf Jahren erreicht und litt so sehr unter Altersbeschwerden, dass man es einschläfern musste. „Nach wie vor fragen Besucher oft, was aus dem Tier geworden ist, und sind traurig, dass es nicht mehr lebt“, erzählt Manuela Rutkowsky. Die Leiterin der Kommunalen Dienste Kamenz, kurz KDK, die den „Ziegenpark“ betreiben, macht den Tierfreunden aber Hoffnung: Im Frühjahr möchte man wieder ein Paar Minischweine anschaffen – von privaten Züchtern oder einem anderen Zoo. Vorher wird das Gehege in der bewährten Kooperation mit der Grundschule „Am Gickelsberg“ nach den Bedürfnissen der Tiere umgestaltet. „Wie das genau passieren soll, arbeite ich gerade mit den Kindern aus“, berichtet Sina Bertko. Die Schweine sollen unter anderem eine Suhle bekommen, in der sie sich im Sommer abkühlen können. „Wir legen den Fokus darauf, heimische Haus- und Hoftiere artgerecht zu halten“, betont Manuela Rutkowsky.
Anschauungsmaterial dafür könnte auch ein „Brüter“ bieten, wo Küken für alle sichtbar aus den Eiern schlüpfen und ihre ersten Lebenstage verbringen.
Die rund sechstausend Quadratmeter Tierpark an der Kamenzer Feigstraße sind nicht nur für Tiere eine Oase, sondern auch für Menschen. Vor allem in der warmen Jahreszeit kommen bei freiem Eintritt während der Öffnungszeiten zahlreiche Besucher hierher: Familien mit Kindern, die auch den Spielplatz nutzen, Menschen mit Behinderung, Schüler, Senioren.... „Wenn an Sommertagen viel los ist, machen wir die Abendfütterung manchmal auch später“, erzählt Manuela Rutkowsky. Den Tieren zweimal täglich Futter zu geben, zählt zu den Aufgaben der Mitarbeiter. „Außerdem reinigen wir die Gehege, mähen den Rasen, harken Laub, misten aus, entfernten Futterreste und Müll“, zählt Sina Bertko auf. Derzeit holen die Mitarbeiter die Rüben, die die Ziegen im Winter bekommen, und lagern sie unter dem kürzlich sanierten Pavillon, in dem sich ein Mehrzweckraum befindet. Bald wechseln die Vogelvolieren in den Kälteschutzmodus: Die Tiere gelangen dabei nur noch durch ein kleines Flugloch aus dem geheizten Innenraum nach draußen.
Die Kinder der Grundschule werden am 12. Dezember mit Sina Bertko eins ihrer jährlichen Feste im „Ziegenpark“ feiern: Sie wollen dann selbstgebackene Kekse gegen Spenden für den Park anbieten. Demnächst sollen die größeren Tiere auch endlich Namen bekommen. „Die Schüler suchen derzeit welche aus und basteln dafür Schilder auf Schiefertafeln, die an den Gehegen angebracht werden“, berichtet die FÖJ-lerin.
