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Schüler adoptieren Heilig-Geist-Kirche

Schüler adoptieren Heilig-Geist-Kirche

Zur Heilig-Geist-Kirche kann man hinauf-, aber auch auf sie herunterschauen.

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Die Schüler aus dem Evangelischen Schulzentrum haben sich intensiv mit der Heilig-Geist-Kirche beschäftigt.

Die Schüler des Evangelischen Schulzentrums Löbau haben eine ganz besondere Beziehung zur Heilig-Geist-Kirche. Diese ist jetzt auch preisgekrönt.

Löbau. Ein Kind kann man adoptieren, symbolisch vielleicht auch einen Hund oder eine Katze. Aber eine Kirche? Doch, genau das haben Kinder und Jugendliche aus dem Evangelischen Schulzentrum Löbau getan. Im Rahmen des sachsenweiten Wettbewerbs „Schüler adoptieren Denkmäler“ nahmen sie die Heilig-Geist-Kirche unter ihre Fittiche. Und das so erfolgreich, dass sie für ihren Wettbewerbsbeitrag einen Sonderpreis des Sächsischen Kultusministeriums erhielten.

„Den gab es für den Schulart übergreifenden Charakter unserer Arbeit“, erklärt Hans-Georg Matthes, Schulreferent des Diakoniewerks Oberlausitz als Träger des Evangelischen Schulzentrums. Berufsfachschüler, Förderschüler und Grundschüler arbeiteten nämlich gemeinsam daran, die Entwicklung der kleinen Kirche, der man von der Brücke aus quasi „auf den Kopf spucken“ kann, nachzuzeichnen.

„Den Auslöser für das Projekt bildeten überraschenden Funde, die während der jahrelangen Sanierung der Heilig-Geist-Kirche zutage getreten waren“, erklärt Hans-Georg Matthes. Dabei kamen zum Beispiel zwei gegenüberliegende Türöffnungen zum Vorschein, was für einen Kirchenbau eher unüblich ist.

Diese wiesen auf die erste von vier verschiedenen Nutzungsperioden der Heilig-Geist-Kirche hin: Einer Zeit, in der sie als Kirche für Kaufleute und Handelsreisende diente. „Diese betraten das Gotteshaus auf der Stadt abgewandten Seite, sprachen rasch ein Gebet und verließen es auf der anderen Seite wieder“, so der Schulreferent. Worum die fahrenden Händler mit ihren schwer bepackten Wagen (die natürlich draußen bleiben mussten) den lieben Gott gebeten haben, bleibt im Dunkel der Geschichte verborgen; „es wird aber doch hauptsächlich darum gegangen sein, um gute Geschäfte und einen nutzbringenden Aufenthalt in Löbau zu ersuchen.“
Später – in dieser Zeit mag sich wohl auch der Name „Heilig-Geist-Kirche“ etabliert haben – diente das kleine Gotteshaus dann als Spitalkirche, also dem geistlichen Beistand für Kranke und Pfleger eines nahe gelegenen Hospitals. Noch später, dem weit reichenden Einfluss Martin Luthers geschuldet, lernten Heerscharen Löbauer Kinder in ihr den Katechismus, eine Art Glaubenslehre.

Heute nun – und damit schließt sich der Kreis – stellt sich die Nutzung als der vorherigen recht ähnlich dar. Denn wiederum sind Kinder und Jugendliche die Hauptnutzer der Heilig-Geist-Kirche – nämlich die Jungen und Mädchen aus dem Evangelischen Schulzentrum, die hier allmontäglich ihre Andachten und darüber hinaus verschiedene Gottesdienste feiern. Und besser lässt sich ihnen wohl kaum erklären, dass zu jeder Zeit die jeweiligen Nutzer den Charakter eines Hauses – sei es nun eine Kirche oder ein anderes – prägen. Wenn also einmal künftige Generationen die Geschichte der Heilig-Geist-Kirche erforschen, dann werden sie zwangsläufig auf Spuren jener jungen Menschen stoßen, die heute darin beten und feiern: „So sind wir alle ein Teil dieser Geschichte.“

Uwe Menschner / 10.07.2018

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