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Sonnenuhrendorf feilt 
an einem neuen Knüller

Sonnenuhrendorf feilt 
an einem neuen Knüller

Führt seit mehreren Jahren Touris durchs Sonnenuhrendorf Taubenheim: Jürgen Walter. Der Berliner hat sich dem Erbe von Martin Hölzel verschrieben. Foto: RK

Abseits der B 98 öffnet sich allen Liebhabern von Sonnenuhren und Neugierigen eine ganz eigene Welt. Diese könnte in absehbarer Zeit um einen Höhepunkt reicher werden. Bereits am Monatsende startet im Dorf Taubenheim die neue Saison. Es gibt Führungen und eine jede Menge zum Staunen.

Taubenheim. Bekommt das Sonnenuhrendorf bald ein Sonnenuhrenmuseum? Diese Frage scheint durchaus angebracht. Geht es nach dem Willen von Jürgen Walter, könnte ein solches in den nächsten zwei Jahren im Gebäude der einstigen Gemeindeverwaltung sein Domizil finden. Wie der ehrenamtliche Besucherführer sagt, soll das Haus ab 2018 saniert werden. In diesem Zusammenhang ließe sich die Idee umsetzen. Mit der Verwaltung in Sohland sei man dazu im Gespräch. Zuletzt waren an überall den Orten in Taubenheim Granitsäulen mit Hinweistafeln aufgestellt worden, an denen sich Sonnenuhren finden lassen. Interessierten Gästen wird auf diese Weise jeweils die Historie erklärt.

Jürgen Walter verschrieb sich vor wenigen Jahren ganz dem Erbe von Martin Hölzel. Jener gilt im Dorf als Vater der Sonnenuhren. Völlig unbewusst begann der 1994 verstorbene Maler und Grafiker seinerzeit damit, den Ort zu einem Anlaufpunkt für Touristen zu machen. Zunächst hatte er zwei historische Sonnenuhren aus dem 18. Jahrhundert restauriert. Das war Mitte der 70er Jahre. Danach setzte er sogar eigene Vorstellungen künstlerisch um. Ein Dresdener, dessen Bekanntschaft er in diesem Zuge machte, brachte dem Künstler das so notwendige Berechnen von Sonnenuhren bei. Aus diesen wagen Anfängen entwickelte sich ein regelrechter Wettstreit im Dorf. Mittlerweile existieren, meist an Gebäudefassaden angebracht, 38 Uhren, die mittels Sonnenlicht die Zeit anzeigen. Acht von ihnen sind in kommunaler Hand. „Die Taubenheimer identifizierten sich recht früh mit der Marke Sonnenuhrendorf“, erinnert sich Jürgen Walter an das Jahr 1986. Damals spielten die Medien erstmals mit dem Begriff.

Seit 1995 kümmert sich Peter Domschke, ebenfalls Grafiker aus Berufung, um die Entwürfe für neue Zeitmesser, deren Anfertigung und Montage. Er gilt gar als Bewahrer der Hölzel-Uhren. Denn an denen nagt so langsam der Zahn der Zeit. Regen, Wind und Feinstaub haben mitunter sichtbare Spuren an einigen der Kunstwerke hinterlassen. Zum Einsatz kommen jedoch keine Asbestplatten mehr, wie in der Vergangenheit oft üblich. Peter Domschke greift auf sein ganz eigenes System aus Aluminium und Kunststoff zurück. Alle Werke von damals bis heute sind in einem Sonnenuhrenkatalog erfasst und nachzuschlagen. Sie verteilen sich auf die gesamte Ortslage. Und es könnten weitere folgen. „Inzwischen stellen wir fest, dass sich unsere Sonnenuhren, egal ob Goldene Hochzeit oder Geburtstag, zu einem schönen Geschenk gemausert haben“, erzählt Jürgen Walter. „Die Motive dürfen die Gratulanten selbst festlegen. Wir haben uns mittlerweile irgendwie alle vom Virus anstecken lassen, von dem bereits Martin Hölzel befallen war“. Der Besucherlotse möchte zum 110. Geburtstag des „Taubenheimer Sonnenuhrenvaters“ die gesamte Historie in Form einer 80-seitigen Broschüre herausbringen.

Wenn er auf die Resonanz zu sprechen kommt, die das Engagement der AG Sonnenuhren inzwischen erfährt, ist ein breites Lächeln in seinem Gesicht zu erkennen. Im vergangenen Jahr ließen sich von dem einstigen Berliner rund 370 Touristen aus ganz Deutschland durch Taubenheim führen. Insgesamt habe die Zahl der Tagestouristen um ein Dreifaches zugelegt. Gerade in den Monaten, in denen es Klärchen besonders gut meint, ist Jürgen Walter ein gefragter Mann. In diesem Zusammenhang Beweis genug scheint ihm die starke Nachfrage nach den bebilderten Flyern, die einst mit Hilfe eines grenzübergreifenden Förderprogrammes herausgebracht wurden.

Auch für 2017 liegen bereits erste Anmeldungen für Besucherrundgänge vor, sagt der 68-Jährige stolz. Reservierungen nimmt er per E-Mail unter walter.sonnenuhrendorf@gmx.de gern selbst entgegen. Über die Touristinformation in Sohland/Spree lassen sich ebenfalls Termine für geführte Rundgänge durchs Sonnenuhrendorf vereinbaren. Telefon: (035936) 398 21.                  

Roland Kaiser / 14.03.2017

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