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Sportlicher Höhenflug sucht seinesgleichen

Sportlicher Höhenflug sucht seinesgleichen

Die Spieler des FSV 1990 Neusalza-Spremberg präsentieren sich als verschworene Gemeinschaft. Foto: privat

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Štefan Mihálik vom FSV 1990 Neusalza-Spremberg war vor mehreren Jahren einer der besten Torschützen in der Region. Foto: privat

Neusalza-Spremberg. „Für uns war es ein Tag mit gemischten Gefühlen. Vor dem Spiel waren wir alle aufgeregt und angespannt. Nach dem 0:3 Auswärtssieg in der Berglandarena beim SV Neueibau herrschte bei uns Erleichterung und pure Freude“, erinnert sich Teammanager Georg Schröer. Dreifacher Torschütze war damals Štefan Mihálik,  einer der besten Torjäger der Region zu jener Zeit. 

Völlig ausgelassen war die Stimmung unter den „Aufstiegshelden“ allerdings nicht. „Unser Mannschaftskollege Thomas Jentsch schwebte damals in akuter Lebensgefahr und rang mit dem Tod“, berichtet Georg Schröer. Der Abwehrspieler hatte mehrere Wochen zuvor das Training abgebrochen und anschließend in der Kabine kollabiert. Er wurde daraufhin mit dem Krankenwagen abgeholt und ins künstliche Koma versetzt. Thomas Jentsch  verlor leider einige Tage später den Kampf. Sein Schicksal wird ewig mit diesem sportlichen Erfolg verbunden sein. Beides jährte sich nun zum zehnten Mal.

Für den FSV 1990 Neusalza-Spremberg war es der Aufbruch zu einem sportlichen Höhenflug, der wohl in unserer Region seinesgleichen sucht. Denn in den Folgejahren marschierte die Mannschaft bis in die Sachsenliga durch. Damit vollzog der Verein quasi den Schritt zum leistungsorientierten Fußball. Von nichts kommt bekanntlich nichts. Die Spieler trainierten fortan wesentlich mehr und härter. Auf eine höhere Trainingsbeteiligung wurde viel Wert gelegt. Einige Kicker konnten und wollten diese gestiegenen Ansprüche aber nicht immer mittragen. Zudem brachten neue Spieler, wie Thomas Hentschel und Robert Heiße, mehr Erfahrung und Professionalität aus dem höherklassigen Fußball mit an den Hänscheberg. Später – zu Landesklassezeiten – war auch Ralf Marrack dafür ein wichtiger Baustein.

Das Umfeld konnte nicht immer mit dem sportlichen Erfolg Schritt halten. Zunächst fehlte es an einem ordentlichen Trainings- und Ausweichplatz. Auch die internen Strukturen des Clubs mussten schnell mitwachsen. Zu einem ganz wichtigen Bestandteil des sportlichen Aufschwungs des FSV 1990 Neusalza-Spremberg in Vergangenheit und Gegenwart zählt der treue Hauptsponsor all-inkl.com – Neue Medien Münnich. 

„Das ist für uns natürlich die halbe Miete“, sagt Georg Schröer und verweist auch auf die vielen kleineren Unternehmen, „die uns finanziell unterstützen.“ 

Das sportliche Erfolgsrezept sieht der Teammanager ganz klar in der Kontinuität beim Verein. Bei den wenigen Misserfolgen blieben die Verantwortlichen immer ruhig und sachlich. „Zudem machen wir uns schon immer viele Gedanken über die sportliche Entwicklung der Mannschaft und des Vereins“, sagt er. Viele Dinge seien dann meistens gut aufgegangen. Natürlich würde auch immer ein Quäntchen Glück dazugehören.

Und wie viel Bewunderung hat der FSV 1990 Neusalza-Spremberg von außen, sprich von anderen Vereinen in der Region, für diese sportliche Entwicklung am Hänscheberg verspürt? Anfänglich sei viel Neid und Missgunst dabei gewesen. Das habe sich aber in den vergangenen Jahren in Form von vielen positive Reaktionen gewandelt. Das liegt sicher daran, dass der FSV 1990 Neusalza-Spremberg in der Landesliga Sachsen einer unter vielen Clubs mit stabilen finanziellen Möglichkeiten ist und seinen Weg konsequent mit jungen Talenten und Spielern geht. Nur Lobeshymnen flüstern sich die Verantwortlichen aufgrund des sportlichen Erfolgs jedenfalls nicht zu: „Wir sind gerade intern sehr kritisch mit uns selbst und versuchen immer wieder, den Finger in die Wunde zu legen.“

Gerade in dieser coronabedingt abgebrochenen Saison schlitterte der FSV 1990 Neusalza-Spremberg in der Landesliga in eine kleine sportliche Krise. „Das war schon ungewohnt. In den letzten Spielen hat sich die Mannschaft aber mit toller Moral wieder aus dem Tief herausgekämpft“, sagt der Teammanager. Die Landesliga Sachsen ist für den Verein mit seinen aktuellen Strukturen das oberste Limit: „Damit sind wir auch ein stückweit zufrieden.“ Für eine kleine Stadt wie Neusalza-Spremberg sei das natürlich gigantisch, sich mit Vereinen aus Riesa, Pirna, Bautzen, Dresden und Leipzig zu messen.

Die sogenannte Corona- Pandemie ist für den Teammanager eine totale Katastrophe, nicht nur für den Fußball in Neusalza-Spremberg, sondern auch für die vielen Kinder, die Sport unbedingt brauchen und darunter leiden, sich nicht betätigen zu können. „Ich kann es auch nicht nachvollziehen, dass jungen und gesunden Menschen verboten wird, an der frischen Luft Sport zu treiben“, sagt er. Die Ansteckungsgefahr liegt beim Freiluftsport seiner Meinung nach fast bei Null: „Polen macht es vor – dort geht der Trainings- und Spielbetrieb auch im Amateurbereich nahezu ohne Einschränkungen normal weiter.“

Die Spieler in dieser „verordneten Zwangspause“ bei Laune zu halten, ist laut dem Teammanager sehr schwer: „Anfangs haben alle noch Hausaufgaben mitbekommen. Mittlerweile ist das nicht mehr zu vermitteln, weil wir kein sportliches Ziel mehr vor Augen haben. Ich hoffe, dass wir bald alle wieder uneingeschränkt trainieren und spielen können.“

Mit Andre Kohlschütter wird jedenfalls der dienstälteste und erfolgreichste Coach der Vereinsgeschichte ab Sommer nicht mehr auf der Trainerbank des FSV 1990 Neusalza-Spremberg sitzen („Oberlausitzer Kurier“ berichtete). Dass so ein verdienter Trainer, der zwei Aufstiege zu verantworten hat, eine großes Lücke hinterlässt, ist ganz klar. „Wir möchten uns als Verein an dieser Stelle nochmals ganz herzlich für seine Verdienste bedanken – eigentlich müssten wir ihm im Club ein Denkmal bauen“, sagt der Teammanager. Mit Enrico Kuntke hat der FSV 1990 Neusalza-Spremberg einen jungen und hungrigen Trainer gefunden, der die erfolgreiche Arbeit seines Vorgängers fortsetzen will und dabei seine eigenen Ideen einbringen soll und möchte.

Steffen Linke / 23.05.2021

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