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Telemedizin kann niemals den Arzt vor Ort ersetzen

Telemedizin kann niemals den Arzt vor Ort ersetzen

Auch Gesundheitsministerin Barbara Klepsch ist sehr interessiert an der Telemedizin. Ein Allheilmittel stellt sie jedoch nicht dar. Foto: Archiv

Diagnose und Therapie per Standleitung werden auch im Kreis Bautzen an Bedeutung gewinnen. Den Arzt vor Ort können sie aber niemals ersetzen.

Landkreis Bautzen. Die medizinischen Einrichtungen im Landkreis Bautzen werden in den kommenden Jahrzehnten verstärkt auf Telemedizin setzen müssen. Diese Auffassung vertritt der Geschäftsführer der Oberlausitz-Kliniken GmbH (OLK), Reiner E. Rogowski. Am vergangenen Montag sprach er im Sozial- und Generationenausschuss des Bautzener Kreistags zum Thema „Perspektiven der medizinischen Versorgung bis 2030.“

Die Bestandsaufnahme der bisherigen Projekte auf diesem Gebiet fällt allerdings sehr unterschiedlich aus. So stellt das Projekt „Gesundheitskarte“ laut Rogowski einen „Riesenflop“ dar. Sein Anliegen war es gewesen, wichtige persönliche- und medizinische Daten des Besitzers zu speichern und dadurch die Weiterbehandlung zu erleichtern. „Derzeit sind wir gerade mal in der Lage, die Wohnanschrift zu ändern“, so der OLK-Geschäftsführer. Als „sehr gutes Modell“ bezeichnet er hingegen das Schlaganfallnetzwerk Ostsachsen, in dessen Rahmen sich Kliniken im „ländlichen Raum“ mit dem Universitätsklinikum Dresden verbunden haben, um von der dortigen Fachkompetenz zu profitieren. Beim „Carus Consilium Sachsen“ („Gesundheitsregion“) hingegen wartet Reiner E. Rogowski „noch immer auf Ergebnisse.“ Generell gebe es zahlreiche Einzelprojekte verschiedener öffentlicher und privater Anbieter, die nicht ausreichend vernetzt seien. Und: „Auch die beste Telemedizin kann nie den Arzt vor Ort ersetzen.“

Auf dessen „Hege und Pflege“ verwenden die Oberlausitz-Kliniken viel Mühe und Ressourcen. „So finanzieren wir zwei Ausbildungsplätze für angehende Mediziner an der ungarischen Universität Pecs“, wie Reiner E. Rogowski erklärt. Überhaupt richte sich das Augenmerk bei der Ärztegewinnung stark auf Ost- und Südeuropa. Wohl wissend, in vielerlei Hinsicht nicht mit den Zentren Dresden, Leipzig oder Chemnitz konkurrieren zu können, setzen die Oberlausitz-Kliniken einen Anreiz, indem sie nach dem bundesweit einheitlichen Tarif des Marburger Bundes vergüten. „Auch unsere sehr gute und vielseitige Ausstattung bildet einen Grund für junge Mediziner, zu uns zu kommen“, versichert der OLK-Geschäftsführer. Starkes Engagement zeigt das landkreiseigene Unternehmen auch auf dem Gebiet der Hausarztversorgung, ohne in irgendeiner Weise dazu verpflichtet zu sein. So betreibt es über eine Tochtergesellschaft medizinische Versorgungszentren mit Haus- und verschiedenen Facharztpraxen in Bautzen, Bischofswerda, Kamenz, Kirschau und Göda. In Hoyerswerda unterhält sie als Außenstelle eine Praxis für Augenheilkunde. 
„Wir können bei weitem nicht den gesamten Bedarf abdecken. Uns liegen 55 Anfragen aus ganz Ostsachsen vor“, so Reiner E. Rogowski.

Frauenklinik Bischofswerda

Ein Thema bildete im Rahmen der Ausschusssitzung auch die Zukunft der Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe am Standort Bischofswerda. Landrat Michael Harig (CDU) bekräftigte dabei die Eigenständigkeit der Oberlausitz-Kliniken hinsichtlich des operativen Geschäftes: „Ich bin nicht bereit, politisch über medizinische Sachverhalte entscheiden zu lassen.“ 
Die Konzentration auf den Standort Bautzen bleibe erforderlich, auch wenn es dem AFD-Bundestagsabgeordneten Karsten Hilse tatsächlich gelungen sein sollte, einen zusätzlichen Facharzt für die Oberlausitz-Kliniken zu gewinnen (von dem allerdings noch keine Bewerbung vorliege.) Dazu Harig: „Ein Arzt allein löst das Problem nicht.“ Hilse hatte vermeldet, „die geplante Schließung der Geburtenstation im Klinikum Bischofswerda möglicherweise verhindert“ zu haben. Weiter hatte er erklärt: „Ich bin sicher, dass es eine Einigung geben wird und die Geburtenstation auch langfristig überlebt.“
OLK-Geschäftsführer Reiner E. Rogowski sieht in der Telemedizin einen Baustein, aber kein Allheilmittel für die medizinische Versorgung der Zukunft.
Uwe Menschner

Uwe Menschner / 21.11.2017

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