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Volkstrauertag lehrt, worauf es wirklich ankommt

Volkstrauertag lehrt, worauf es wirklich ankommt

Heinz Kujau (†) nahm vor 15 Jahren achtzigjährig Abschied von seinem Vater auf dem Friedhof in Wien. Der Wunsch, das Grab des Vaters aufzufinden, ging damals in Erfüllung. Foto: privat

Das Massensterben im Krieg zwischen Russland und der Ukraine, in Gaza, Äthiopien sowie an vielen weiteren oft vergessenen Kriegsschauplätzen geht weiter. Dass die Trauer am Ende alles andere überstrahlt ist die tiefe Einsicht, die die meisten Menschen am Volkstrauertag – 2023 am 19. November – erfüllt. Ein Kollmer, der 2023 von dieser Welt schied, fand noch seinen persönlichen Frieden am Kriegsgrab seines Vaters.

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Heinz Kujau zwischen seinen Söhnen Dieter Kujau (links) und Wolfgang Kujau Foto: privat

Kollm/Görlitz/Daubitz/Niesky/Horka/Nieder Seifersdorf. „Es war im September 2022, als ich wieder einmal beim ältesten männlichen Einwohner von Kollm, Heinz Kujau, war und er an mich herantrat, wir müssten wieder einmal etwas auf dem Soldatenfriedhof Kollm unternehmen“ – es sehe dort nicht mehr bestens aus, berichtet René Gottschling vom Verein zur Klärung von Schicksalen Vermisster und Gefallener e.V. (VKSVG). Ihn und Heinz Kujau verband eine lange Freundschaft, denn schließlich stammt die Mutter des Nieskyers René Gottschling aus Kollm und verlor im Juni 1941 an der Front ihrem Bruder Robert in Finnland. „Heinz Kujau sollte Recht behalten, denn nachdem im Mai 2007 durch den Orkan Kyrill der Soldatenfriedhof zerstört und im November 2008 wieder eingeweiht wurde, sind ein paar Jahre vergangen“, so Gottschling, der weiter ausführt: „Nach einem Vor-Ort-Termin mit Bürgermeister Günter Holtschke wurde besprochen, dass wir eine Ausschreibung mit ansässigen Landschaftsgärtnern veranlassen.“ Heinz Kujau spendete selbst für den notwendigen vierstelligen Betrag, schließlich hatte er im Zweiten Weltkrieg seinen Vater verloren, der bereits 1939 eingezogen wurde und im April 1945 im Krankenhaus in Wien verstarb. Der VKSVG hatte die Grabstätte des Vaters in Wien ausfindig machen können, so dass Heinz Kujau 80-jährig das Grab noch besuchen konnte. Von Anfang an lag ihm in dieser Verbindung auch der Soldatenfriedhof in Kollm besonders am Herzen. So errichtete die CDU-Ortsgruppe 1952 ein Eichenholzkreuz auf der inzwischen kommunistisch geprägten Kriegsgräberstätte, da die Einzelgräber in eine gemeinsame Kriegsgräberstätte verändert wurden.

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Der Soldatenfriedhof in Kollm stellt sich wieder in gutem Zustand dar. Foto: René Gottschling

Nachdem Bürgermeister Günter Holtschke sich mit dem Gemeinderat beraten hatte und die Erneuerung – ohne die Kriegsgräberstätte zu verändern – beschlossen wurde, konnte die Firma Lausitzer Dienstleistungs Service GmbH in Niesky beauftragt werden. Mit LDS-Projektleiter Sven Miethe wurde ein Rückschnitt des Wildwuchses, ein Ausfräsen von Stubben sowie die Anpflanzung neuer Sträucher als Hecke besprochen. Zwei Winterlinden wurden gepflanzt und sind ein Symbol und Dank an Heinz Kujau, der im Juni diesen Jahres 95-jährig verstarb. Der Bürgermeister und der Heimat- Touristik-Verein Kollm laden zum diesjährigen Volkstrauertag am 19. November, 14.00 Uhr, auch in dieser Dankbarkeit an den Gedenkort neben dem Schloss, Zum Weinberg, ein. Bei schönem Wetter lässt sich ein Besuch gut mit einer Wanderung verbinden. Über Steinölsa-Waldhof kann man zum Beispiel durch das Farbenspiel des Herbstlaubes den „Gipfel“ der Hohen Dubrau und/oder den Monumentberg bei Groß Radisch ansteuern. 

Eine Gedenkveranstaltung zum Volkstrauertag gibt es auch in und seitens der Kreisstadt Görlitz mit den dortigen Kirchen und dem Görlitzer Kameradenkreis des ehemaligen Traditionsverbandes des Niederschlesischen Regiments 30. Diese findet natürlich ebenso am 19. November, 11.30 Uhr, in Görlitz am Ehrenmal in der Dr.-Kahlbaum-Allee neben dem Altenpflegeheim „Am Stadtpark“ statt. Auch Landtagsabgeordneter im Ruhestand Lothar Bienst hat der Redaktion eine Gedenkveranstaltung mit Posaunenchor mitgeteilt. Die Andacht auf dem Soldatenfriedhof in Daubitz beginnt am 19. November, 15.00 Uhr – eine Abordnung der Bundeswehr ist auch hier traditionell eingeladen. Weitere Gedenken soll es auf dem Waldfriedhof in Niesky um 14.00 Uhr, in Horka an der Wehrkirche um 10.00 Uhr und in Nieder Seifersdorf bereits am 18. November um 15.00 Uhr – hier ebenfalls an der Kirche – geben.

Landtag und sächsische Staatsregierung begehen zwei zentrale Veranstaltungen am 19. November in Dresden. Nach einem Gedenken auf dem Dresdner Nordfriedhof um 9.30 Uhr folgt eine Feierstunde im Landtag um 11.00 Uhr.

Till Scholtz-Knobloch / 18.11.2023

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