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Wie die Kamelien den Winter überstehen

Wie die Kamelien den Winter überstehen

Mit etwas mehr Abstand als in den Vorjahren präsentieren die Kameliendamen Franziska (li.) und Lilly die ersten Kamelienblüten der Saison.

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Kameliendame Lilly greift auch mal zur Gießkanne, gerade jetzt brauchen die Kamelien viel Wasser.

Nach dem jetzigen Stand der Dinge wird wohl im kommenden Jahr niemand außer den ehrenamtlichen „Gärtnern“ die Blüten bewundern können. Doch Trübsal Blasen gilt nicht.

Königsbrück. Alle Jahre wieder im Dezember erfüllt freudige Erwartung die Mitglieder des Königsbrücker Heimatvereins. Nicht nur die Aussicht auf das bevorstehende Weihnachtsfest, sondern auch die auf die baldige Öffnung des Kamelienhauses auf dem Schlossgelände lässt das Herz schneller schlagen.
So war es zumindest in den Vorjahren, und 2019 ganz besonders – gab es doch da Probleme mit dem Stromanschluss, die der Verein durch geschickte Verhandlungen mit dem regionalen Versorger lösen konnte.

Sämtliche Einnahmen weggefallen

Dieses Problem wurde also relativ zügig geklärt. Zu diesem Zeitpunkt ahnte allerdings noch niemand, dass wenige Monate später ein Problem ganz anderer Tragweite auftauchen würde: Die Corona-Pandemie. „Das Kamelienhaus musste bereits Mitte März geschlossen werden. Und ob wir 2021 wieder Besucher empfangen dürfen, steht in den Sternen“, erklärt der Vorsitzende des Königsbrücker Heimatvereins, Peter Sonntag. Dem Verein brechen dadurch Einnahmen weg, die sich nur schwer kompensieren lassen. Bis zum Zeitpunkt der Schließung im Vorjahr hatten fast 5.000 Besucher die Königsbrücker Kamelien gesehen, wobei die Duftkamelien besonders gezogen hatten. „Noch drei Mal hätten wir geöffnet“, so Peter Sonntag.

Nun ist also kluges Wirtschaften Pflicht. Denn: Die Pflege der wertvollen Pflanzen darf keineswegs unter den fehlenden Einnahmen leiden. Zumal sie kurz vor der Blüte gute Ansätze zeigen, wie Doris Füssel vom Heimatverein einschätzt. Drei Blüten waren vor knapp zwei Wochen bereits geöffnet, zwischenzeitlich dürften es schon wieder einige mehr sein. Schade, dass sie außer den mit der Pflege beauftragten Vereinsmitgliedern vorerst niemand bewundern darf. „Seit dem Spätsommer wurden die Pflanzen verschnitten und gedüngt, die Schädlingsbekämpfung ist ebenfalls sehr wichtig“, erklärt Doris Füssel. 

Unkraut muss gezupft, abgefallene Blätter müssen beseitigt werden, auch, um die Bildung von Schimmel zu verhindern. Jetzt, in der beginnenden Blütezeit, benötigen die Kamelien regelmäßig Wasser. „Im Prinzip muss all das gemacht werden, was auch im Garten fällig ist“, schmunzelt die „Kamelienpflege-Beauftragte“ des Heimatvereins. 

Von größeren Havarien blieb die wertvolle Pflanzenzucht in den letzten Jahren verschont. Anders als im Sommer 2004: Damals stießen mehrere Pflanzen mit ihren Wurzeln auf kalkhaltigen Bauschutt – tödliches Gift für die Kamelien. In einer Hauruck-Aktion mussten die betroffenen Pflanzen ausgegraben und umgepflanzt werden. Hätte man das Strom-Problem im Vorjahr nicht so rasch lösen können, wäre es auch „brenzlig“ geworden, denn die empfindlichen Kamelien sind unter anderem auf eine funktionierende Lüftung und Steuerung der Jalousien angewiesen.

Kompensation durch Parfüm und Kalender

Doch wie reagiert der Heimatverein auf den Einnahmeausfall, der sich im kommenden Jahr zu verschärfen droht? Wie gewohnt – mit Tatkraft und Ideen. „Durch den Verkauf von Pflanzen, Kalendern und anderen Souvenirs und – seit dem letzten Jahr – von unserem einzigartigen Kamelienparfüm werden wir einen gewissen Ausgleich schaffen“, zeigt sich Vorsitzender Peter Sonntag optimistisch. „Kamelien riechen generell nicht und die Existenz von Duftkamelien war bisher kaum bekannt. Niemand war daher vor uns auf die Idee gekommen, ein Parfüm unter Verwendung von Blütenblättern dieser Duftkamelien herzustellen“, berichtet er. 
Der Heimatverein bekam seine ersten Duftkamelien vor fünf Jahren aus Coswig. Mittlerweile verfügen die Königsbrücker über acht verschiedene Sorten von Duftkamelien – darunter auch, und das ist wirklich eine absolute Rarität – als Hängepflanze. Das Parfüm wird aus „Minato no akebono“ hergestellt und hat laut Peter Sonntag ein „sehr starkes, angenehmes Aroma.“ Allerdings sind die Margen nicht sehr hoch, der Verkauf dient eher dem Standortmarketing für Königsbrück, sodass der Verein darüber hinaus auch auf Spenden angewiesen ist. 

Info: Bestellungen für Kamelienpflanzen, Parfüm und oder Kalender/Souvenirs, auch als Gesamtpaket, können bei der Königsbrück-Information, 035795 42555, information @koenigsbrueck.de oder beim Heimatverein Königsbrück, heimatverein@koenigsbrueck.de, aufgegeben werden. 

Uwe Menschner / 13.12.2020

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