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"Wir sind für die Taubenheimer da"

"Wir sind für die Taubenheimer da"

Hans-Dieter Beyer und Silvia Hauptmann vor dem Bahnhofsgebäude in Taubenheim: Ein bisschen Farbe tat dem Haus echt gut. Foto: RK

Sohland/Spree. Diesem Bauvorhaben fiebern Silvia Hauptmann, Wolfgang Polcin und Hans-Dieter Beyer vom Dorfclub bereits seit längerer Zeit entgegen: In diesem und dem kommenden Jahr will die Gemeinde die ehemalige Ortsverwaltung in Taubenheim zu einem Haus der Vereine umfunktionieren lassen. In diesem Zusammenhang sind laut Bürgermeister Hagen Israel Sanierungsarbeiten im Wert von rund 520.000 Euro vorgesehen. Ein Teil des Gebäudekomplexes an der Sohlander Straße soll darüber hinaus dem Erdboden gleichgemacht werden. „Vor uns liegt viel Arbeit“, meint Dorfclubchef Hans-Dieter Beyer. „Das in der Ortsverwaltung untergebrachte Archiv muss während der Baumaßnahme in Sicherheit gebracht werden. Deshalb würden wir es begrüßen, wenn die Gemeinde zunächst das Dachgeschoss in Ordnung bringen lässt. Auf diese Weise könnten die umfangreichen Akten innerhalb des Hauses umziehen und müssten nicht erst in ein Interimsdomizil transportiert werden.“

Sobald die Sanierung 2019 ihren Abschluss gefunden hat, gehen die Dorfclubmitglieder davon aus, dass sie in dem Gebäude wie andere Vereine auch Veranstaltungen abhalten können. Pro Jahr stehen zahlreiche Termine an. Derzeit beschäftigt sich bereits der im Verein etablierte Geschichtsstammtisch mit der Recherche für den Sagen-Grill im Sommer. Das Freiluftvergnügen auf dem so genannten Galgenberg, bei dem auf spielerische Art den Besuchern besondere Ereignisse aus der Taubenheimer Geschichte vermittelt werden, zieht wieder Hunderte Schaulustige aus nah und fern an. Davon geht Silvia Hauptmann (59) aus. Sie verweist gern auf eine ähnliche Veranstaltung im vergangenen Jahr. Damals gab es den ersten Krimi-Grill. Der Dorfclub hatte dazu das Archiv bemüht und tatsächlich einige Kriminalfälle aus der Zeit des 18. und 19. Jahrhunderts aufgestöbert, die sich in Taubenheim zutrugen. Anschließend setzte der Kulturstammtisch, eine weitere Säule des Vereins, das Ganze in Szene. Jüngstes Kind ist der Chor, der aus 25 Frauen besteht. Für diesen sucht Initiator Wolfgang Polcin (74) noch einige Männerstimmen – um der Gesangsgemeinschaft sozusagen eine breitere Klangfarbe zu verpassen.
Ein weiterer Höhepunkt im Veranstaltungskalender des 33 Mitglieder umfassenden Vereins ist das traditionelle Märchenspiel, das in der Freizeitanlage über die Bühne geht und bei gutem Wetter bis zu 900 Gäste in seinen Bann zieht. „Die Einnahmen, die wir auf diese Weise erwirtschaften, kommen wiederum den Menschen und verschiedenen Projekten im Dorf zugute“, weiß Hans-Dieter Beyer. „In erster Linie sind wir für die Dorfbewohner da“, fügt der 69-Jährige hinzu. Sie würden das Engagement zu schätzen wissen. Zum Dank dafür backen viele Familien Kuchen und kochen Kannen voll mit Tee und Kaffee, sobald wieder ein größeres Ereignis in Taubenheim ansteht. Auf diese Weise hilft sich eine Dorfgemeinschaft untereinander.

Unterdessen betonen die Mitstreiter des Dorfclubs, dass ihnen die Ideen noch lange nicht ausgehen. Beispielsweise würden sie gern ein „Friedhofsgeflüster“ als neue Veranstal-tungsreihe etablieren oder den Bahnhof wieder zum Leben erwecken. Den Vereinsangaben zufolge hat sich die Deutsche Bahn jedoch bislang dagegen gesträubt, das leerstehende und ruinöse Gebäude in andere Hände zu geben. Auf eine Anfrage des Oberlausitzer Kuriers ließ das Verkehrsunternehmen wissen, dass eine Verwertung nicht vorgesehen ist. „Die Flächen mit dem früheren Empfangs- und dem Nebengebäude werden einmal im Jahr auf die Verkehrssicherung kontrolliert“, teilte ein Sprecher mit.

„Macht nichts, dachten wir. Um das teils mit Graffitis beschmierte Anwesen für unsere Besucher etwas freundlicher zu gestalten, griffen wir zu Farbe und Pinsel. Somit haben wir dem Bahnhofsgebäude einen gelben Anstrich samt blauer Sonnenuhr verpasst“, erzählt Silvia Hauptmann. „Immerhin leben wir im Sonnenuhrendorf. Die Bahn zeigte sich im Nachhinein so gerührt von der Aktion, dass sie uns sogar ein Dankesschreiben schickte.“

Seit dieser Zeit kümmert sich der Dorfclub auch darum, dass sich das Außengelände in einem gepflegten Zustand präsentiert. „Gerade bei solchen Aktionen und unseren Veranstaltungen können wir stets auf die Hilfe von zahlreichen Dorfbewohnern bauen, die dem Verein nicht angehören“, freut sich Hans-Dieter Beyer. „Dafür möchten wir uns heute einmal bedanken.“

Roland Kaiser / 05.03.2018

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