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Zu Besuch im Mekka der Einsteins und Zuses von morgen

Zu Besuch im Mekka der Einsteins und Zuses von morgen

Eine Runde auf der Draisine gefällig? Zuseum-Chef Andreas Samuel empfängt hin und wieder neugierige Besucher auf dem Gelände. Diese können dann von Schülern entworfene Schienenfahrzeuge selbst ausprobieren. Foto: RK

Bautzen. Konrad Zuse ist sein großes Vorbild und ein Genie der Rechentechnik: Informatiklehrer Andreas Samuel kommt ins Schwärmen, wenn er seinen Blick auf die neue Ausstellung auf dem Gelände des Zuseums schweifen lässt. Seit nunmehr 15 Jahren ertüchtigt er an der Taucherstraße 14 gemeinsam mit seinen Mitstreitern im Sinne des Computererfinders junge Leute zu experimentierfreundlichen Bastlern.

Möglichkeiten, sich zu verwirklichen, gibt es reichlich. Das Angebot beginnt bei der Arbeitsgemeinschaft (AG) Eisenbahn, es führt über Holz- und Metallbearbeitung und endet im Elektroniklabor beim Roboterbau.
„In erster Linie verbirgt sich dahinter eine Ganztagsgeschichte für die Schüler der Mättigschule sowie für die Absolventen des Schiller- und des Melanchthongymnasiums“, erklärt der studierte Nachrichtentechniker. „Aber auch andere junge Leute können sich gern bei uns ihren Basteltraum erfüllen.“

Am Montagnachmittag schaute beispielsweise eine aus Kamenz stammende junge Mutti mit ihrem Sohn vorbei. Ihr Sprössling schaute sich in einem der Kabinette um und war gleich Feuer und Flamme. Nächste Woche wird er erstmals reinschnuppern. Zu zahlen sind in seinem Fall lediglich die Materialkosten, wie Andreas Samuel sagt. Die Kurse erstrecken sich über alle Wochentage. Von Montag bis Freitag herrscht nachmittags und abends Leben auf dem Areal, das einst zur Villa Weigang zählte.

„Wir haben das völlig runtergewirtschaftete Objekt Anfang der 2000er Jahre in unsere Hände nehmen können. Danach standen umfangreiche Sanierungsarbeiten an“, erinnert sich der Bautzener. Seit 2005 ist das Domizil ein freundlicher Ort, an dem man gern ein- und ausgeht. Es verfügt über ein Dutzend Arbeitsräume. Ein Clou ist die kleine Eisenbahn mit einer Spurweite von gerade einmal 18 Zentimetern. Auf einer 140 Meter langen Runde lassen sich die selbst entworfenen Schienenfahrzeuge auf Herz und Nieren testen, weiß der Leiter des Zuseums. In einer als Lokschuppen hergerichteten Garage parkt sogar ein kleines Dampfross, das mit Steinkohle beheizt wird. Hin und wieder kommt es zum Einsatz und kann bis zu 15 Kinder übers Gleis ziehen.
Wie der Name bereits verrät, dürfen in einem der zwölf Werkstätten Teilnehmer des so genannten Robotics-Kurses Miniroboter entwerfen und programmieren. Am 3. Oktober fährt eine Abordnung der AG nach Oppach, um ihre Modelle einem breiten Publikum zu präsentieren.

Dort wird an jenem Tag auf einem Firmengelände das TV-Team von der Sendung mit der Maus zu Dreharbeiten erwartet. Im Schlepptau haben die Bautzener dann das Modell eines Fahrstuhles und das einer Baustellenampel inklusive Fahrzeugen.

Doch wie in vielen Fällen beklagt auch das Zuseum ein Problem bei der personellen Ausstattung. „Es wäre schön, wenn sich jemand finden ließe, der genau wie ich für die Sache hier brennt, der sich gern ehrenamtlich engagiert und auch das nötige Fachwissen mitbringt“, meint Andreas Samuel. Dann ist der Rundgang beendet. Die Pflicht ruft. Der Zuseum-Chef wirft noch einmal einen Blick auf die Zuse-Tafeln, die unter einem Carport angebracht sind und das Leben des Computererfinders portraitieren. „Was nicht jeder weiß, das Technikgenie hatte auch eine künstlerische Ader“, erklärt der 56-Jährige schnell noch. Mit dieser hat sich Josephine Slawinski vom Schiller-Gymnasium jüngst auseinandergesetzt und das Ergebnis ihrer Recherche erstmals Anfang September öffentlich präsentiert. „Die Malerei brachte Zuse sein damaliger Kunstlehrer bei, als er in Hoyerswerda sein Abitur ablegte.“ In der Elsterstadt wohnte der spätere Bauingenieur, Tüftler und Unternehmer vier Jahre, bevor er mit seinen riesigen Rechenmaschinen weltweit für Furore sorgte. 1995 starb er im Alter von 85 Jahren im hessischen Hünfeld. In Bautzen wird ihm ein ehrendes Andenken bewahrt. 

Roland Kaiser / 02.10.2017

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