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Auch Timon ist Opfer des Welpengeschäfts

Auch Timon ist Opfer des Welpengeschäfts

Der Französische Bulldoggenrüde Timon, hier mit Aimee Zille vom Tierheim Horka, ist selbst Opfer eines fragwürdigen Welpenhandels und hofft, ein neues Herrchen zu bekommen. Foto: Till Scholtz-Knobloch

Die Entscheidung ist gefallen. Nach gründlichen Überlegungen hat die Familie beschlossen, dass sie einen Welpen aufnehmen will. Das Einzige, das noch nicht klar ist, ist die Antwort auf die Frage: Woher kommt das Tier? Die Suche beginnt – wie heutzutage nahezu jede Suche – im Internet. „Und genau das ist meist keine gute Idee“, meint auch Aimee Zille vom Tierheim Horka.

Horka. Das Wort „Welpe“ und die gewünschte Hunderasse sind meist schnell in die Suchmaschine eingegeben und sofort erscheinen zahlreiche Treffer. Aber Achtung: Hier ist allergrößte Vorsicht geboten, denn im Internet lauern tausende unseriöse Angebote.
Mit den sogenannten Wühltischwelpen machen Kriminelle seit Jahren erfolgreich Geschäfte. Die Masche ist so simpel wie perfide. Irgendwo im Ausland, oft in Osteuropa, werden Hündinnen wie Gebärmaschinen unter den widrigsten Umständen gehalten und bringen wie am Fließband Welpen zur Welt. Diese werden nur notdürftig versorgt und schon nach wenigen Wochen ins Ausland gebracht, wo sie dann als vermeintliche Welpen aus guter Zucht an unwissende Käufer übergeben werden. Die jungen Hunde sind nicht geimpft, wurden zu früh von der Mutter getrennt und sind nicht selten von Parasiten befallen oder leiden unter Infektionskrankheiten wie Staupe oder Parvovirose. Vor der Übergabe werden sie teilweise mit Medikamenten aufgeputscht, so dass sie während des Verkaufs lebhaft und fit wirken. Doch schon kurze Zeit nach dem Einzug der Tiere in ihr neues Zuhause werden viele von ihnen krank. Tierarztbesuch folgt auf Tierarztbesuch, die Behandlungskosten übersteigen den Kaufpreis schnell um ein Vielfaches. Die jungen Hunde leiden und überleben trotz aller medizinischen Unterstützung oft nicht einmal das erste Lebensjahr.
Leider sind die Methoden der illegalen Welpenhändler in den vergangenen Jahren noch professioneller geworden. War früher noch der niedrige Preis ein eindeutiges Indiz für unseriöse Angebote, so haben die Anbieter längst reagiert und verlangen nun kurzerhand Preise, die kaum noch einen Unterschied zu wirklich seriös gezüchteten Welpen erkennen lassen. In ihren Anzeigen schreiben sie von Welpen, die in einem schönen Zuhause aufwachsen und liebevoll an das Leben gewöhnt werden. Auf den ersten Blick ein fragwürdiges Angebot von einem seriösen zu unterscheiden, wird zunehmend schwieriger. Was also tun, wenn es unbedingt ein Welpe sein soll? Mike Ruckelshaus, Leiter Tierschutz Inland bei der Tierschutzorganisation Tasso, die sich seit Jahren im Kampf gegen den illegalen Welpenhandel engagiert, rät daher zunächst zum Gang ins Tierheim. „Auch im Tierschutz warten Welpen und Junghunde auf die Chance auf ein neues Leben“, sagt er.

Wenn es unbedingt eine bestimmte Rasse sein soll, die im Tierschutz gerade nicht zu finden ist, ist es wichtig darauf zu achten, dass die Anbieter seriös sind. „Im übrigen muss ein Tierheim ohnehin nicht per se eine schlechte Adresse bei der Suche nach Rassehunden sein, denn manchmal haben auch wir entsprechende Hundearten, deren Start ins Leben kein glücklicher war“, sagt Aimee Zille vom Tierheim Horka.
Grundsätzlich sollten Inter-essenten persönlichen Kontakt zum Züchter aufnehmen, die Tiere vor Ort besuchen dürfen, sich die Mutter zeigen lassen und prüfen, ob die Tiere einen guten Gesamteindruck machen. „Wenn man nach den Elterntieren fragt und es heißt, die seien gerade nicht da oder Verkauf und Übergabe an ungewöhnlichen oder öffentlichen Orten vorgeschlagen werden, dann müssen eigentlich alle Alarmglocken klingen“, ergänzt Aimee Zille.

Die Tierschutzorganisation Tasso hat als Unterstützung einen Leitfaden mit Tipps für die Suche entworfen, der auf der Webseite von Tasso unter www.tasso.net/wuehltischwelpen zum Download angeboten wird. Ausdrücklich warnt Mike Ruckelshaus vor Mitleidskäufen. „Auch wenn es hart klingt, aber jedes verkaufte Tier kurbelt die Nachfrage an und sorgt dafür, dass neue Welpen produziert werden“, warnt der Tierschutzexperte. Erst wenn die Nachfrage versiegt, besteht die Chance, dem illegalen Welpenhandel endlich ein Ende zu bereiten.
Aber eigentlich sollte vielleicht gar nicht das Alter eines Hundes entscheidend sein. „Beim Gang durch das Tierheim Horka haben sich schon viele Interessenten in einen Hund verliebt, der gar nicht der eigentlich gewünschten äußeren Vorstellung entsprach, die man sich zunächst vorgestellt hatte“, weiß Aimee Zille aus vielen Tiervermittlungen zu berichten.
Doch auch manches Problemtier kann viel Freude machen, wenn es denn die notwendige Erziehung erfährt. In Horka ist die Französische Bulldogge Timon so ein Fall. 2014 geboren, wurde Timon letztes Jahr von einem Paar abgegeben, das Timon privat gekauft hatte.

„Ihnen ist die Erziehung über den Kopf gestiegen, da sich der wachsende Timon als das entpuppte, was er eben von Natur aus ist.“ Rassebedingt kam Timons Jagdinstinkt durch und er ging auf Jagd nach Kleintieren und sogar Katzen. Das Paar hatte ihn ohne Papiere aus einer „Vermehrung“ gekauft, formuliert Aimee Zille, denn von einer Zucht könne man eben nur bei verantwortungsvoller Auswahl der Elterntiere sprechen, während beide Elterntiere hier bereits verhaltensauffällig gewesen seien.

Dennoch: „Timon ist eigentlich ein Lieber, wenn er von strenger Hand geführt wird. Er geht sogar mit Kindern Gassi, wenn er spürt, dass der Mensch der Chef ist und Herrchen mit solchen Tieren Erfahrung hat“, betont Aimee Zille.
Wer sich für Timon, der keine Krankheiten hat, interessiert, sollte im Tierheim Horka, Kirchsteig 15, vorbeischauen oder unter der Tel.: 035892/ 5419 oder unter 0173/1849758 einen Termin vereinbaren. Timon wird es seinem neuen Herrchen danken, denn bisher hat das Leben es nicht gut mit ihm gemeint.

Tasso / T. Scholtz-Knobloch / 29.03.2019

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