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Bessere Bedingungen für Tagesmütter?

Bessere Bedingungen für Tagesmütter?

Claudia Leimer ist eine von mehr als einem Dutzend Tagesmüttern in Bautzen, die unter Dreijährigen eine familienähnliche Betreuung bieten. Das Ringen um bessere Arbeitsbedingungen vereint sie. Foto: RK

Seit Monaten fordern die 18 Tagesmütter und drei Ersatztagespflegerinnen in Bautzen bessere Arbeitsbedingungen ein. Offenbar zahlt sich ihre Beharrlichkeit schon bald aus. Die Stadt kündigte an, die Kinderbetreuung außerhalb von Kitas lukrativer zu gestalten.

Bautzen. Das Ringen um bessere Arbeitsbedingungen begann im August 2018. Die Gemeinschaft Bautzener Tagesmütter wandte sich damals mit einem Schreiben an die Stadtverwaltung. Darin forderten die Tagesmütter, dass die Kommune die Rahmenbedingungen für die Kindertagespflege (KiTaPflege) in Bautzen verbessern solle. Unter anderem sprachen sich die Unterzeichnerinnen des Papiers für eine Erweiterung der Ersatztagespflege sowie eine Gleichbehandlung durch die Stadtverwaltung aus. Als Begründung wurde die vermeintliche Benachteiligung der KiTaPflege gegenüber den Kindertageseinrichtungen angeführt. Die Tagesmütter machten dies vor allem an der Elternbeitragserhöhung fest, die im März 2018 aufgrund der in den Betreuungseinrichtungen gestiegenen Betriebskosten vorgenommen worden sei.

„Warum sollen die Eltern, die ihren Nachwuchs gar nicht in einer Kita betreuen lassen, einen höheren Beitrag zahlen“, fragte sich daraufhin nicht nur Claudia Leimer. Die 39-Jährige war im letzten Juni in ihren Betriebsräumen im Stadtteil Gesundbrunnen von einem gewaltigen Wasserrohrbruch überrascht worden. Doch sie hatte Glück im Unglück: Mit Hilfe ihres Vermieters fand sich recht schnell eine Interimsbleibe. Mittlerweile befindet sich Claudia Leimers Kindertagespflege wieder am gewohnten Standort in der Kepler-Straße. Vor diesem Hintergrund plädiert inzwischen nicht nur sie für ein funktionierendes Krisenmanagement neben einer besseren finanziellen Ausstattung, sollte es wieder einmal zu einer ähnlichen Situation kommen. Um die Notwendigkeit einer Besserstellung zu untermauern, verdeutlichten die Bautzenerin und ihre Mitstreiterinnen die Vorzüge, die eine solche Einrichtung mit sich bringt. „Wir kümmern uns um Mädchen und Jungen im Alter von unter drei Jahren. Ihnen bieten wir eine familienähnliche, intensive und individuelle Betreuung in einer übersichtlichen Kindergruppe“, erklärte Ilona Theiß aus Kleinwelka. Zudem führte sie die gute und umfassende Förderung der Bildungsentwicklung der zu betreuenden Knirpse durch eine feste Bindungsperson an. Während eines Elterninfoabends am 2. April in der KiTaPflege von Silke Clemens an der Dresdner Straße soll noch einmal darauf eingegangen werden. Beginn ist 19.00 Uhr.

Nachdem jedoch zunächst aus dem Rathaus kein Echo auf das Schreiben der Gemeinschaft Bautzener Tagesmütter kam, fühlten sich die Unterzeichnerinnen nicht recht ernst genommen. Wie sich inzwischen jedoch abzeichnet, hat die Stadtverwaltung in Zusammenarbeit mit Teilen des Stadtrates hinter den Kulissen offenbar doch ihre Hausaufgaben gemacht.

So teilte Karin Kluge vom Bürgerbündnis Bautzen (BBBz) auf Anfrage mit: „Aus unserer Sicht wird es eine deutliche Verbesserung der finanziellen Vergütung der Tagespflegepersonen geben.“ Als Stichtag nannte die Bürgervertreterin den 1. Juni 2019. „Die Lukrativität wird dadurch erhöht.“ Einer wie von den Briefautorinnen angedachten Gleichstellung von Tagesmüttern und Kitas steht das BBBz indes skeptisch gegenüber. „Da die Betreuung durch beide doch sehr unterschiedlich gestaltet wird“, sagte Karin Kluge. „Wir glauben, dass wir mit der Erhöhung der laufenden Geldleistungen für die Tagesmuttis auf einem guten Weg sind und alle unsere Eltern eine ausgewogene Möglichkeit haben, ihre Kinder betreuen zu lassen.“

„Nach aktuellem Stand werden die Vereinbarungen zeitnah angepasst“, bestätigte der Vorsitzende der Stadtratsfraktion der Linken Steffen Grundmann, „da Änderungen aufgrund gesetzlicher Grundlagen notwendig sind und weil die Stadt den Kindertagespflegepersonen in einzelnen Punkten ihrer Forderungen entsprochen hat.“ Die Tagesmütter und drei Ersatztagespflegerinnen bezeichnete er als „unverzichtbaren Baustein im kommunalen Betreuungsangebot“. „Trotzdem haben sie als offiziell selbstständige Unternehmerinnen im Vergleich zu den in Kitas und Horteinrichtungen angestellten Erziehern einen anderen Status. Eine Gleichberechtigung wird deshalb schwer umsetzbar sein, sollte aber soweit wie möglich angestrebt werden.“

Roland Fleischer von der SPD nahm ebenfalls Stellung zu dem Anliegen der Tagesmütter: „Bei den von ihnen vorgetragenen Problemen handelt es sich um spezifische Forderungen, die verschiedene Sichtweisen zulassen. Eine Verbesserung ist wohl im Sinne aller Stadträte.“

Eher zweiflerisch äußerte sich FDP-Mann Mike Hauschild: „Die Verwaltung hat uns diesbezüglich noch nichts Neues vorgestellt. Ich habe hierzu auch im Haushalt nichts Nennenswertes zur Verbesserung gefunden.“

Doch nimmt man die Kommune beim Wort, dann wartet das Rathaus gleich mit einer ganzen Reihe an Veränderungen auf. André Wucht vom Amt für Pressearbeit und Stadtmarketing: „Aktuell wird wieder eine Angleichung der Leistungen ab dem 1. Juni 2019 beraten. Die Kalkulation der Geldleistung für die Kindertagespflegepersonen wird immer wieder an aktuelle Kosten angepasst und liegt oberhalb der gezahlten Geldleistung vieler Gemeinden im Umkreis. Für die neunstündige Betreuung von fünf Kindern in der Tagespflege zahlt die Stadt ab dem 1. Juni 2019 inklusive Sachaufwand, Kranken-, Pflege- und Rentenversicherungszuschüsse bis zu 3.980,91 Euro. Auch die Vor- und Nachbereitungszeiten werden vergütet. Zusätzlich haben die Kindertagespflegepersonen gegenüber dem Angestelltenverhältnis den steuerlichen Vorteil, eine Betriebskostenpauschale in Höhe von bis zu 300 Euro pro Kind beim Finanzamt geltend zu machen.“ Den Tagesmüttern biete sich zudem ab diesem Jahr die Möglichkeit, bei ihrer Krankenkasse Krankengeldanspruch ab der siebten Woche der Arbeitsunfähigkeit zu versichern. „Die Kosten dafür werden hälftig durch die Stadt Bautzen finanziert. Ebenfalls wird den Kindertagespflegepersonen eine monatliche Pauschale für die Hausratversicherung gezahlt. Im Krankheitsfall einer Kindertagespflegeperson wird die Betreuung der Kinder durch eine von demnächst bis zu vier Ersatz-Tagespflegepersonen in einer externen Tagespflegestelle oder bei deren Belegung in der Kindertagespflegestelle der erkrankten Tagesmutter fortgeführt. In dem Fall erhält die Kindertagespflegeperson weiterhin die Geldleistung für laufende Kosten wie beispielsweise die Miete.“

Unterm Strich schätzte der Rathausmitarbeiter ein, dass Bautzen den derzeit 18 selbstständig tätigen Tagesmüttern sowie den zukünftig vier Ersatztagespflegepersonen hervorragende Rahmenbedingungen biete, die den Vergleich zu anderen Kommunen nicht scheuen müssten. „Man darf auch nicht außer Acht lassen, dass die vielen Erzieherinnen in den Betreuungseinrichtungen – allein in den städtischen Kitas sind das etwa 150 Personen – als gut ausgebildete Fachkräfte nicht schlechter gestellt sein dürfen. Diese Aufgabe ist und bleibt uns sehr wichtig."

Roland Kaiser / 17.03.2019

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