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Dem Krabat e.V. geht die Arbeit nicht aus

Dem Krabat e.V. geht die Arbeit nicht aus

Zwei, die sich kennen: Reiner Deutschmann, Vorsitzender des Krabat e.V., mit der Krabat-Statue vor dem Vereinsbüro in Nebelschütz.

Die Verleihung des Bürgerpreises des Freistaates Sachsen bildete einen wichtigen Meilenstein für den regionalen Verein. Doch auf den Lorbeeren ausruhen will er sich nicht.

Nebelschütz. Der Krabat e.V. mit Sitz in Nebelschütz hat (neben dem Giro e.V. Leipzig) den Bürgerpreis des Freistaates Sachsen in der Kategorie gesellschaftlich-soziales Engagement erhalten. Der Oberlausitzer Kurier sprach dazu mit dem Vereinsvorsitzenden, Reiner Deutschmann.

Herr Deutschmann, herzlichen Glückwunsch zu dieser Ehrung. Wofür haben Sie den Preis bekommen?

Reiner Deutschmann: In der Laudatio wurde unser Netzwerk, in dem Gemeinden, Unternehmen, Vereine und Einzelpersonen zusammenarbeiten und sich für einen nachhaltigen regionalen Entwicklungsprozess in der Oberlausitz stark machen, besonders hervorgehoben. Ebenso dürften unsere Aktivitäten zur Förderung der sorbischen Sprache und Kultur sowie zur Völkerverständigung eine Rolle gespielt haben.
Diese Anerkennung erfüllt uns mit großer Freude, denn der Leipziger Verein und der Krabat e.V. wurden schließlich von der Jury unter 44 Nominierten ausgewählt. In diesem Zusammenhang danken wir dem Verwaltungsverband Am Klosterwasser, der unseren Verein für den Bürgerpreis nominiert hat sowie allen Mitgliedern und Unterstützern unseres Vereins.

Warum wurde der Name Krabat gewählt?


Reiner Deutschmann: Ein Hauptziel der Gründung bestand in dem Bestreben, den Begriff „Krabat“ in die Köpfe zu bringen.


Oft wussten Besucher aus den alten Bundesländern mehr darüber als die Einheimischen, vor allem bedingt durch das Jugendbuch von Otfried Preußler, das dort Pflichtlektüre in den Schulen war.
Heute ist Krabat eine starke Identifikationsfigur für verschiedenste Produkte sowie Aktivitäten und letztlich für die gesamte Krabat-Region.


Und Krabat steht auch symbolisch dafür, sich auf seine eigenen Fähigkeiten zu besinnen und sie entsprechend einzusetzen. Denn wir sind der festen Überzeugung, dass unsere Region große Potenziale aufweist.

Alternativer Text Infobild

Eines der erfolgreich verwirklichten Schlüsselprojekte ist das Kulturzentrum am Steinbruch „Krabatstein“. Foto: Archiv

Was macht heute aus Ihrer Sicht die Krabat-Region aus?

Reiner Deutschmann: Die Krabat-Region umfasst im engeren Sinne das Städtedreieck Bautzen-Kamenz-Hoyerswerda, wo die Figur des Krabat in ihren zwei Ausprägungen – als Sagenfigur wie auch als reale historische Gestalt – gewirkt hat. Durch Außen- wie auch durch Innenmarketing haben wir erreicht, dass Krabat zu einem bekannten Begriff, ja zu einer Marke geworden ist. Dazu haben insbesondere Schlüsselprojekte wie der Krabat-Radweg, das alljährliche Krabat-Fest, die zahlreichen Produkte unter der Dachmarke Krabat, aber auch authentische Orte wie die Schwarze Mühle in Schwarzkollm und das Neue Vorwerk in Groß Särchen beigetragen.

Können Sie noch etwas mehr zu den wichtigsten Schlüsselprojekten sagen?

Reiner Deutschmann: Gern. Die Schwarze Mühle ist zweifellos der Leuchtturm und größte Anziehungspunkt in der Krabat-Region. Sie wird getragen durch eine gGmbH und einen Förderverein, der wiederum Mitglied des Krabat e.V. ist. Baulich ist das Ensemble so, wie es die entsprechenden Pläne vorsahen, realisiert worden. Die Schwarze Mühle erweitert ständig ihre Angebote, kann auf sehr gute Besucherzahlen verweisen und bietet mit den Krabat-Festspielen im Sommer einen ganz besonderen Höhepunkt. Das Neue Vorwerk in Groß Särchen dient vor allem als Begegnungsort für die einheimischen Vereine und für Gästegruppen. Auch der Steinbruch Krabatstein als künstlerisches Zentrum mit den alljährlichen Bildhauertagen hat seinen festen Platz in der Krabat-Region. Freilich lassen sich hier, ebenso wie in Groß Särchen, die Angebote noch deutlich ausbauen. Der Krabat-Radweg wird gut angenommen, könnte aber ein noch stärker ausgebautes gastronomisches Angebot links und rechts der Wegstrecke vertragen.

Und wie sieht es mit den Krabat-Produkten aus?

Reiner Deutschmann: Da hat sich eine sehr große Vielfalt entwickelt, wobei sich nicht jede Idee dauerhaft behaupten konnte. Die Palette reicht von der Briefmarke über den Kräuterlikör und das Krabat-Bier bis hin zu Computerspielen, Keramik, Knacker und Brot. Den Silberschmuck und die Krabat-Peitsche (eine Art Knackwurst, Anm. d. Red.) gibt es nicht mehr. Insgesamt könnte es noch mehr Krabat-Produkte geben, doch wir können sie als Verein nicht selbst entwickeln, sondern nur anregen. Wir können aber bei der Vermarktung helfen und dafür beispielsweise die Wort-Bild-Marke „Krabat – Qualität und Tradition“ in deutsch und sorbisch zur Verfügung stellen. Freilich müssen die entsprechenden Produkte auch bestimmte Kriterien erfüllen, zum Beispiel mindestens 50 Prozent einheimische Rohstoffe enthalten und hier verarbeitet worden sein. In diesem Zusammenhang darf auch Krabats Milchwelt in Kotten nicht unerwähnt bleiben, die Einblicke in die moderne Landwirtschaft sowie in die Produktion von hochwertigen Lebensmitteln ermöglicht und für die Kreislaufwirtschaft steht.

Wie schätzen Sie die Entwicklung des Krabat-Festes ein?

Reiner Deutschmann: Das Konzept, das alljährliche Krabat-Fest an wechselnden Standorten durchzuführen, hat sich bewährt. Dies gilt auch für die Heimatregion des ’wirklichen’ Krabat in Kroatien und Slowenien, wo das Fest 2015 und 2017 stattgefunden hat und wahrscheinlich auch 2019 wieder stattfinden wird.
Neben den traditionellen Schauplätzen wie Schwarzkollm, Wittichenau, Nebelschütz und Groß Särchen, sind auch neue Orte denkbar. Im Gespräch ist zum Beispiel Zeißig. Jeder Ort kann gern seine eigenen Akzente setzen. In diesem Jahr fand das Fest an einem Tag auf der Ortenburg in Bautzen statt, organisiert vom Krabatverein gemeinsam mit dem Tourismusverein Bautzen. Verbunden wurde es mit der Finissage der Sonderausstellung „KRABAT – Mensch. Mythos. Marke.“ im Sorbischen Museum, die zur bisher am besten besuchten Sonderausstellung des Museums wurde.

Gibt es auch etwas, das dem Krabat-Verein nicht gelungen ist?


Reiner Deutschmann: Ja, wir haben es 2008 bei der bundesweiten Ausschreibung zum Thema „Bioenergieregion“ nicht bis ins Finale geschafft. Allerdings wären die damit verbundenen Anforderungen für uns als Verein wahrscheinlich gar nicht leistbar gewesen. Die Gemeinde Nebelschütz führt einige Aspekte davon sehr erfolgreich weiter. Und uns ist es auch noch nicht gelungen, variable buchbare touristische Pakete über mehrere Tage für unsere Besucher zu schnüren. Dafür fehlt uns ein leistungsfähiges Reiseunternehmen als Partner. Doch daran arbeiten wir weiter.

Gibt es für den Krabat e.V. nach so vielen Erfolgen und gelungenen Projekten überhaupt noch Spielraum für eine Weiterentwicklung?

Reiner Deutschmann: Das hoffe ich doch! Doch in der Tat stehen wir an einem Punkt, wo wir uns über die künftige Ausrichtung unserer Arbeit austauschen müssen. Die Schlüsselprojekte, mit denen wir 2001 an den Start gegangen sind, haben wir verwirklicht. Nach 17 Jahren ehrenamtlicher Arbeit wollen wir einen Workshop dazu abhalten, der voraussichtlich im Mai 2019 stattfindet.

Eine wichtige Aufgabe für die Zukunft sehe ich darin, die Zusammenarbeit mit der Region Zumberak in Slowenien und Kroatien zu vertiefen, woher der „echte“ Krabat stammte. Die Forschungen von Hans-Jürgen Schröter haben dafür die Voraussetzungen geschaffen. Im kommenden Jahr werden dazu von ihm zwei Bücher erscheinen. Und wir arbeiten auch daran, die Stadt Bautzen als weiteren starken Partner zu gewinnen, denn immerhin hat Krabat – also Johann von Schadowitz – zwei Jahre auf der Ortenburg gelebt. Das Krabat-Fest in diesem Jahr war dafür ein vielversprechender Anfang. Und schließlich warten auch die schon erwähnten touristischen Angebotspakete auf ihre Umsetzung. Die Arbeit wird dem Krabat e.V. also nicht ausgehen.

Uwe Menschner / 26.11.2018

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