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Die Mischung machts im Film-Theater

Die Mischung machts im Film-Theater

Je nach Film fallen die Besucherzahlen im Ebersbacher Kino recht unterschiedlich aus. Der Ebersbacher Film-, Theater- und Kulturverein als Betreiber des Hauses freut sich über viel Publikum zu den Vorstellungen. Foto: privat

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Die Tür des Film-Theaters in Ebersbach öffnet sich nicht nur bei Filmvorstellungen, sondern auch bei anderen kulturellen Veranstaltungen. Foto: privat

Für das kulturelle Angebot im Film-Theater Ebersbach ist ein hohes ehrenamtliches Maß an Engagement notwendig. Die Mitglieder des Ebersbacher Film-, Theater- und Kulturvereins e.V. können nur als Gemeinschaft die Aufgaben erfüllen, die der Betrieb des Kinos in Ebersbach mit sich bringt. Das Erfolgsrezept lautet dabei: Die Mischung der Veranstaltungen machts.

Ebersbach. Schon von weitem ist abends der alte, beleuchtete Schriftzug über der Tür des Film-Theaters Ebersbach in der Bahnhofstraße 14 zu sehen. Die Besucher empfängt hier ein gemütliches Foyer mit altem Kronleuchter in gedämpftem Licht, eine mit Filmplakaten dekorierte Wand und ein paar Kinositze zum Verweilen. Der Verkauf der Eintrittskarten erfolgt an dem aus den 20er Jahren des vorigen Jahrhunderts stammenden  Rollenhalterkasten. Dort sind die Kartenrollen von 5,50 Euro bis 2,50 Euro platziert. An der Gastrotheke gibt es verschiedene Getränke und für die Naschkatzen Schokolade, Erdnüsse und Chips. In der Regel öffnet das Kino eine Stunde vor Beginn der Vorstellung. Ab diesem Zeitpunkt können die Karten gekauft, vorbestellte Karten für die Veranstaltungen abgeholt und auch Gutscheine erworben werden.

Der letzte Besucher der Vorführung betritt oft den bereits verdunkelten Kinosaal. Der Filmvorführer begrüßt die Gäste, erläutert kurz etwas zum Film und startet aus dem Vorführraum den Streifen. Der altbekannte Kinogong ertönt. Schon gespannt auf den Hauptfilm stimmen Trailer die Besucher auf das Programm der kommenden         Wochen ein. „Werbung machen wir nur während des Einlasses und auch nur in eigener Sache“, sagt Thomas Müller vom Ebersbacher Film-, Theater- und Kulturverein.  Und er fährt fort: „In der Regel zeigen wir einen Film pro Woche, jeweils am Freitag und am folgenden Mittwoch.“ Diese Regelmäßigkeit wird durch eine monatlich an einem Sonntag stattfindende Kindervorstellung und Nachmittagsvorstellung für Erwachsene ergänzt. Wenn der Freitagsfilm am Sonntagnachmittag wiederholt wird, folgt am Mittwoch darauf meist ein Dokumentarfilm. Für die Filmauswahl ist direkt eine Filmgruppe verantwortlich, die sich unter der Regie von Udo Ketzler regelmäßig trifft.

„Dabei achten wir auf eine gute Mischung aus Spannung, Humor und Anspruch. Wichtig sind dabei vor allem Filme, die nicht in den großen Kinos laufen“, sagt Udo Ketzler. Der Verein selbst freut sich über ein recht treues Stammpublikum. Die Kassenschlager dürfen auch nicht fehlen. „Die Filmwünsche unserer Besucher versuchen wir natürlich     zu berücksichtigen“, betont Thomas Müller, der die Filme beim Filmverleiher bestellt und den An- und Abtransport derselben überwacht. Zu den Rennern zählten unter anderem Filme wie „Honig im Kopf“, „Fack ju Göhte“, „Ziemlich beste Freunde“, „Sushi in Suhl“, „Frau Müller muss weg“, „Er ist wieder da“, „Ich bin dann mal weg“, „Willkommen bei den Hartmanns“ und „Das Pubertier“.

    Der Kinosaal ist insgesamt mit 200 Plätzen ausgestattet. „Die Anzahl der Besucher bei Filmen ist sehr unterschiedlich. Das können pro Vorstellung mal nur 15 sein oder der Saal ist bis zum letzten Platz ausverkauft. Im Schnitt haben wir bei jeder Vorstellung 60 Besucher. Die gute Resonanz erreichen wir durch die sehr gut besuchten Ferienkinos und andere     Schulvorstellungen“, so Maria Thies vom Vorstand. Die Verantwortliche für Schulkino, Inge Neubert, arbeitet nicht nur mit den fünf Schulen des Ortes, sondern auch mit den Schulen der umliegenden Ortschaften von Oderwitz über Löbau bis Sohland hervorragend zusammen. Bei den Abendfilmen deckt sich das Einzugsgebiet etwa im gleichen Ausmaß.

Die 21 Mitglieder des Ebersbacher Film-, Theater und Kulturvereins nehmen – jeder nach seinen Möglichkeiten – verschiedenen Aufgaben wahr. Deren Einsatz erfolgt ausschließlich ehrenamtlich und grenzt trotzdem manchmal an das Pensum eines Fulltimejobs. Vorarbeiten und die Abrechnungen der Filmvorstellungen, Buchungen der Künstler für sonstige Veranstaltungen und die Bewirtschaftung des Hauses nehmen neben dem Spielbetrieb jede Menge Zeit in Anspruch. Um den Film letztlich am Spieltag auf die Leinwand zu bringen, wird schon ein wenig Vorlauf benötigt. Die Planungen für das Programm beginnen bereits zwei Monate im Voraus. „Damit haben wir genügend Zeit für Werbung und können die örtlichen Medien über die Termine informieren. Dazu kommt die Aktualisierung unserer Website und der Auftritt in den sozialen Netzwerken“, sagt Sandra Olbrich, die mit diesen Aufgaben betraut ist. Die Filme müssen bei den Verleihfirmen bestellt und nach der Spielwoche auf die Besucher genau abgerechnet werden. Für die Statistiken werden monatlich die Besucheranzahl und die Einnahmen an die Filmförderanstalt gemeldet.     

Für die Filmvorführungen steht dem Ebersbacher Film-, Theater- und Kulturverein ein digitaler Projektor zur Verfügung, der alle aktuellen Standards erfüllt.

Größere Erhaltungsmaßnahmen am Gebäude übernimmt die Stadt Ebersbach-Neugersdorf. Die laufende Pflege des Film-Theaters obliegt dem Verein. Nach jedem Film erfolgt eine Reinigung des Kinos insoweit, dass dem Besucher Saal, Foyer und Toiletten für die nächste Vorstellung in einem ordentlichen Zustand zur Verfügung gestellt werden können. Die Zeit nach jedem Film ist dafür unterschiedlich. Eine halbe Stunde müssen     die Vereinsmitglieder aber mindestens einplanen. „Bei größerer Verschmutzung treten wir oft auch am nächsten Tag noch einmal an“, so Inge Neubert. Nach manchen Kindervorstellungen sah es im Saal schon ein bisschen wie im Hühnerstall oder nach einer Popcornschlacht aus. Nicht selten war danach eine zweistündige Reinigung notwendig. „Wir haben uns seit Mitte dieses Jahres dazu entschlossen, das Popcorn aus unserem Angebot zu nehmen. Unsere Besucher haben diesen Entschluss mit Verständnis angenommen“, berichtet Ilona Pampel vom Verein. Bei jeder Vorstellung gibt es auch einen Sicherheitsverantwortlichen, der das Kinogebäude noch einmal inspiziert und demzufolge als letzte Person das Haus verlässt.

Das im Jahr 2011 in Ebersbach neu eröffnete Film-Theater haben jedenfalls nicht nur die Bewohner der Stadt Ebersbach-Neugersdorf mit Freude angenommen, sondern auch Besucher aus einem Umkreis von circa     20 Kilometer. „Es erfüllt uns mit Stolz, nun schon seit sechs Jahren das Haus mit Leben füllen zu können und zu unserer Vereinsgründung auch das Vertrauen des damaligen Stadtrats erhalten zu haben, der sich zum Erhalt des Kinos und dessen Sanierung bekannt hat“, so die rührigen Vereinsmitglieder.

Der Verein wurde 2009 gegründet und durfte als künftiger Betreiber schon damals die Bauphase begleiten. Das Gebäude war von der Stadt in den Jahren von 2009 bis 2011 für circa 920.000 Euro saniert worden. Dem Verein überlässt die Kommune das Film-Theater unentgeltlich. „Allein mit Filmvorführungen würde sich das Haus nicht tragen. Die Mischung aus Kino, Gastronomie und Veranstaltungen ermöglicht es uns aber, wirtschaftlich eigenständig zu sein“, so Maria Thies.

Für größere Anschaffungen konnte der Verein auch schon Fördermittel in Anspruch nehmen. Demnächst soll das Kino barrierefrei für seh- und hörbehinderte Menschen ausgestattet werden. Eine bei der Filmförderungsanstalt aufgelegte Förderung sei schon beantragt worden, so Heiko Merkel vom Verein.
Zusätzlich zu den regelmäßigen Filmvorführungen bietet der Ebersbacher Film,– Theater- und Kulturverein auch noch über das Jahr verteilt unterschiedliche Veranstaltungen an – von Kabarett über Lesungen, Diavorträge, Zeugnisausgaben bis hin zu Jugendweihen. Um die vielseitigen Aufgaben auf noch breiteren Schultern verteilen zu können, freut sich der Verein über neue Mitglieder. Kontakt unter Telefon (03586) 7 99 96 69 und (03686) 7 07 31 75 sowie per E-Mail info @kino-ebersbach.de. Weitere Informationen gibt es im Internet unter www.kino-ebersbach.de

Steffen Linke / 15.11.2017

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