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Die Technik-Crew rückt vor den Highlights an

Die Technik-Crew rückt vor den Highlights an

Mitarbeiter Torsten Ritter, Chef der Lichtabteilung, sitzt am Grand MA2, einem Lichtpult zur Steuerung von Moving Lights, LED-Lampen, Medienservern, Dimmern und Weißlicht. Foto: privat

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Frank Ullrich steht hier an einem Soundcraft Vi1. Diese digitalen Mischpultsysteme kommen bei kulturellen Höhepunkten in der Messen- und Veranstaltungshalle Löbau zum Einsatz. Foto: privat

Bevor in der Messe- und Veranstaltungshalle Löbau kulturelle Highlights mit Stars und Sternchen über die Bühne gehen, sorgt das Team von Audio Service um Frank Ullrich aus Löbau bei einem großen Teil der Veranstaltungen für die technische Ausstattung. Der „Rest“ bringt entweder Technik selbst mit oder es kommen andere Kollegen aus der Region zum Einsatz.

Löbau. Schon im Vorfeld der Planungen zum Bau war der Geschäftsführer und Techniker, gelernte Elektroinstallateur, Filmvorführer und Mechaniker für Wiedergabetechnik im Jahr 2009 um eine Zuarbeit gebeten worden, wie eine solche Halle für Veranstaltungen ausgerüstet sein sollte. Insbesondere ging es dabei um nötige Stromanschlüsse, Hängepunkte für die Technik sowie logistische Anforderungen wie Zufahrtswege, Bühnengröße, Akustik usw. Viele der Vorschläge sind dann auch umgesetzt worden. Leider wurde damals aber ein wichtiger Punkt nicht beachtet, die für heutige Veranstaltungen notwendige Deckenhöhe, wie er betont. So sind aus den vorgeschlagenen acht bis zehn Metern lichte Höhe nur 6,5 Meter geworden. Dadurch sind nicht alle Produktionen in der Halle durchführbar. Insbesondere große Musikshows benötigen durch entsprechende Bühnendekorationen oder spezielle Licht- und Videoanwendungen mehr Höhe über der Bühne. 
Frank Ullrich rüstet mit seinem Team technisch ein breites Spektrum von verschiedenen kulturellen, sportlichen und politischen Veranstaltungen in der Messe- und Veranstaltungshalle Löbau aus – von Konzerten über Musicals, Theateraufführungen, Comedy, Operettenabende, Firmenveranstaltungen, Jubiläen, Mitarbeiterfeste und Weihnachtsfeiern, Abschlussbälle von Schulen, Veranstaltungen von Behörden und Institutionen bis hin zu Parteitagen und zahlreichen Messen. Zu den Größen aus Musik und Kultur vor Ort zählten unter anderem schon Adel Tawil, Maite Kelly, Nik P. Justus Franz, Andreas Martin, Angelo Kelly, Reinhold Messner, Sweet, Suzi Quatro, Olaf Schubert und viele andere mehr.
„Im Normalfall werden größere Highlights langfristig, zum Teil über ein Jahr im Voraus, vom Veranstalter geplant. Wir werden meist ein bis drei Monate vor dem Termin mit ins Boot geholt, da dann auch oft erst die technischen Details der jeweiligen Veranstaltung klar sind“, erläutert er. Bei den meisten musikalischen Auftritten von Künstlern gibt es im Vorfeld „Technische Bühnenanweisungen”, auch „Technik Rider” genannt, in denen die notwendige Ausstattung vorgegeben ist. Frank Ullrich plant dann das entsprechende Material und das für Aufbau, Betreuung und Abbau notwendige Personal sowie die Transportlogistik. 

Die Anweisungen zur technischen Ausstattung kommen vom jeweiligen Künstler bzw. der Band. „Wir versuchen immer, so nah wie möglich die individuellen Wünsche umzusetzen. Nur wenn verschiedene Dinge vor Ort nicht machbar sind, gibt es Rücksprachen und dann wird auf alternative Lösungen von uns zurückgegriffen.“ Manchem Veranstalter fehlt mitunter auch das technische Hintergrundwissen. „Dann können wir uns ganz kreativ entfalten. Da alle Mitarbeiter ehrgeizig in ihrem Fach sind, finden wir auch immer attraktive Lösungen“, sagt er. 
Meist ist die Messe- und Veranstaltungshalle Löbau nur für einen Tag gemietet. „Dann bauen wir früh die Technik ein und gleich nach der Veranstaltung wieder aus. Bei Produktionen, die bereits früh die notwendige Technik für Proben benötigen, sind wir bereits schon am Vortag im Einsatz, ebenso bei umfangreichen Installationen, die nicht am Veranstaltungstag zu schaffen sind“, erläutert er. 

Zur Basis gehören eine entsprechend ausgelegte Beschallungsanlage und die Beleuchtungstechnik für die Bühne – oftmals ergänzt mit Videotechnik, LED-Wand oder auch dekorativer Beleuchtung in der Halle. Mitunter wird selbst Tanzteppich verlegt. Da kommen schnell mal zwei bis sechs Tonnen Technik zusammen, die dann auch mit guten ein bis zwei Kilometer Kabeln verbunden werden muss, sagt er.
Abgesehen von der Basis ist die Ausstattung fast immer unterschiedlich. „Es ist schon etwas anderes, ob eine Rockband übertragen werden soll oder ein Sprachvortrag. Für manche Veranstaltung reicht ein Mischpult mit acht Kanälen, bei anderen Acts werden da leicht 40 bis 90 Mischpulteingänge benötigt“, erklärt er. Auch die Anforderungen beim Licht würden oft weit auseinandergehen. Manchmal reicht eine Grundbeleuchtung der Bühne in weiß, oft jedoch gibt es ausgefeilte Lichtshows mit beweglichen Strahlern, sogenannten Moving Lights. Funktionell muss die technische Ausstattung auf den jeweiligen Künstler und die Art der Veranstaltung abgestimmt werden – und natürlich funktionieren! „Da wir in unserer Branche ausschließlich professionelle Geräte nach dem sogenannten ,Industriestandard’ verwenden, funktioniert alles meist auf Anhieb. Natürlich können sich Fehler bei der Verkabelung einschleichen oder es gibt auch mal ein defektes Teil im System. Tatsächlich ist die ,Gefahr meist vor dem Gerät’, wie wir so schön sagen und meinen damit uns als Bediener oder Programmierer“, scherzt er schmunzelnd. Insgesamt sind für den technischen Aufbau erfahrungsgemäß meist fünf bis acht Stunden notwendig, es können aber auch schnell mal 15 bis 20 Stunden werden. Und gibt es direkt eine Abnahme vom Auftraggeber oder vom Mieter? „Viele unserer Kunden haben großes Vertrauen in unser Können als Techniker und kümmern sich um andere Dinge. Es gibt aber auch Musikproduktionen, die mit eigener zusätzlicher Crew und einem Technischen Leiter oder Produktionsleiter anreisen. Der schaut dann schon, ob die Bühnenanweisung entsprechend umgesetzt wurde“, antwortet er. 

Bei der Arbeit hat die Crew von Frank Ullrich schon einige lustige Anekdoten erlebt. Der Löbauer Geschäftsmann erinnert sich zum Beispiel noch gut an den Klassiker zur Eröffnungsshow der Landesgartenschau 2012, bei der die Brandmeldeanlage nicht abgestellt wurde und einige pyrotechnische Silberfontänen die Melder auslösten. „Über meinem Mischpult flog die Dachluke auf (dient der Entrauchung) und der Sirenenton in der Halle mischte sich ,harmonisch’ zu den gerade auftretenden drei Geigerinnen“, erzählt er. Manchmal haben die Künstler auch Sonderwünsche. So wollte Sängerin Maite Kelly unbedingt ein großes Sofa in ihrer Garderobe haben. „Da keins im Messepark vorhanden ist, habe ich am Abend vorher per eBay-Kleinanzeigen noch ein gebrauchtes Exemplar organisiert“, sagt er. 

Nach weiteren Informationen von Frank Ullrich gibt es immer mal Fälle, wo ein Mikrofon zu spät angeschaltet wird, irgendein Scheinwerfer nicht auf den Punkt angeht, eine CD „springt” oder ein Stromausfall passiert. Einige dieser Dinge bekommen die Zuschauer im Saal oft gar nicht mit. „Wir ärgern uns darüber, sind aber auch nur Menschen. Manches können wir gar nicht vorhersehen, wie die Fliege, die über einen Touchscreen der Lichtsteuerung läuft und zufällig den ,Blackout’-Taster auslöst. Da war es während einer Rede von Altbischof Joachim Reinelt plötzlich stockfinster auf der Bühne“, berichtet er. Der habe das aber mit Humor getragen.
Oft setzt der Veranstalter während der Programme und Auftritte Security-Firmen ein, die dann die Bühnenzugänge und den Mischpultplatz im Saal sichern. Dazu dienen auch mobile Gitter, damit niemand zu nahe an die Bühnentechnik kommen kann. Der Abbau erfolgt oft gleich nach der Veranstaltung und dauert je nach Aufwand zwischen drei und zehn Stunden. „Wir sind schon mal früh aus der Halle raus und haben gleich die nächste Technikcrew begrüßt“, sagt er. Frank Ullrich selbst bleibt privat gar nicht so viel Zeit, um kulturelle Höhepunkte in der Messe- und Veranstaltungshalle Löbau zu genießen: „Es gibt aber schon Veranstaltungen, die mich persönlich interessieren, wie zum Beispiel das Akustik-Konzert von ,Karat’ im vergangenen Jahr.“ Das sei eine tolle Show gewesen. Und er fährt fort: „Da ich unter anderem Blasmusikfan bin, war ich auch bei den ,Egerländer Musikanten’. Dieses Jahr kümmere ich mich dienstlich um die ,Mährischen Vagabunden’.“ 
Sein Team ist demnächst unter anderem auch beim Musical „Der gestiefelte Kater” am 1. Dezember, beim Konzert mit Nik P. und Band am 8. Dezember, beim legendären Weihnachtskonzert mit „D.Time” aus Löbau am 15. Dezember, beim „Festival der Travestie“ mit Maria Crohn am 16. Dezember und bei der Familienkomödie „Die Weihnachtsgans Auguste” am 27. Dezember im Einsatz. „Das Jahr 2019 beginnt für uns dann gleich mit der großen Johann Strauss Revue am 6. Januar“,blickt er nach vorn. 

Laut Frank Ullrich ist vielen Besuchern der Veranstaltungen oft nicht klar, dass meist Agenturen und Veranstalter die Halle anmieten und dann auch für alles verantwortlich sind: „Wenn da die Versorgung nicht klappt und die Besucher ewig anstehen müssen, Plätze nicht reichen oder gar Veranstaltungen kurzfristig abgesagt werden, dann kommt der Zorn leider oft beim Team des Messeparks an, welches dafür aber überhaupt nichts kann.“ Das tut ihm dann auch immer leid, „weil dort alle einen guten Job machen.“

Steffen Linke / 31.10.2018

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