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Die Zukunft in die eigenen Hände nehmen

Die Zukunft in die eigenen Hände nehmen

Tobias Jantsch ist Initiator und Vorsitzender des Vereins.

Im Landkreis Bautzen gibt es jetzt einen Verein, der bundesweit noch kein Vorbild hat. Sein Ziel besteht darin, kulturelle und soziale Projekte zu fördern – ergänzend zu den staatlichen Förderangeboten. Denn was wäre, wenn jeder Bewohner des Landkreises monatlich einen Euro für gemeinnützige Zwecke spendet? Eines ist sicher: Es käme eine beachtliche Summe zusammen. Bei 300.000 Landkreisbürgern wären das nach zwölf Monaten 3,6 Millionen Euro. Nur Spinnerei? Die Initiatoren des jetzt neu gegründeten Vereins „Gemeinsam Zukunft gestalten“ e.V. sehen das anders. Der Oberlausitzer Kurier hat sich mit dem Vorsitzenden Tobias Jantsch unterhalten.

Herr Jantsch, was ist das Ziel Ihres Vereines?

Tobias Jantsch: Das übergeordnete Ziel unseres Vereines ist es, den sozialen und kulturellen Zusammenhalt in der Region zu fördern. Wir wollen die Menschen dazu ermuntern, selbst Verantwortung für die Zukunft des Landkreises Bautzen zu übernehmen. In der Gesellschaft macht sich immer mehr ein Isolationsverhalten breit, jeder kocht nur noch sein eigenes Süppchen und ist nicht mehr bereit, die Zutaten mit anderen Menschen zu teilen. Unser Verein soll Garant für gelebte Solidarität im Landkreis Bautzen sein.

Wie wollen Sie das erreichen?

Tobias Jantsch: Unsere Grundidee besteht darin, dass jeder Bürger des Landkreises Bautzen pro Monat einen Euro spendet. Dieses Geld – wenn sich wirklich jeder daran beteiligt, wären das 3,6 Millionen Euro im Jahr – soll für soziale und kulturelle Projekte verwendet werden. So wollen wir beispielsweise die sportliche und kulturelle Betätigung von Kindern und Jugendlichen fördern. Als ganz wichtig erscheint es uns auch, die Kinder wieder stärker an das Handwerk heranzuführen, das in der heutigen Gesellschaft eine viel zu geringe Wertschätzung genießt. Ein weiteres mögliches Betätigungsfeld ist die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum für Senioren, um ihnen ein selbstbestimmtes Leben zu ermöglichen. In allen diesen Bereichen wollen wir eine Ergänzung zu den oftmals bürokratisch überfrachteten staatlichen Förderprogrammen schaffen.

Wie ist die Idee entstanden?

Tobias Jantsch: Es gab dafür einen konkreten Auslöser. Der frühere Bürgermeister von Wittichenau, Herr Udo Popella, trat mit der Bitte an mich heran, für den Neubau des Sozialgebäudes des DJK Wittichenau zu spenden. Der Verein sah sich nicht in der Lage, die Eigenmittel für das Vorhaben aufzubringen. Außerdem musste der Verein sich um die Vorfinanzierung kümmern, da die öffentlichen Fördermittel erst nach Vorlage der bereits bezahlten Schlussrechnung ausgezahlt werden. Dieses Problem haben alle Empfänger von Fördermitteln aus diesem EU-Topf. Es war für Herrn Popella, wie er selbst formulierte, eine echte Herausforderung, das Vorhaben trotz der verhältnismäßig geringen Fördermittel umzusetzen. Eine ungewöhnlich hohe Spendenfreundlichkeit privater Unternehmen, zahlreiche Einzelspender aus Stadt und Land, sowie die tatkräftige Unterstützung der Kommune haben bewiesen, was durch ein solidarisches Miteinander alles möglich ist. Herr Popella ist jetzt einer der wichtigsten Mitstreiter in unserem Verein.

Was verleiht Ihnen den Optimismus, dass wirklich alle Bürger des Landkreises Ihrem Aufruf folgen?

Tobias Jantsch: Alle Bürger werden sich sicher nicht beteiligen. Mein Optimismus, dass ein großer Teil der Bevölkerung dem Aufruf folgt, begründet sich aus meinem Glauben an die Menschen und an den Zusammenhalt in der Region. Viele Menschen haben den großen Wunsch, gestärkt aus dieser schweren Zeit hervorzugehen und aus dem Isolationsverhalten herauszukommen, die Zukunft der Region in die eigenen Hände zu nehmen und selbst etwas dafür zu tun.

Wer sind Ihre Mitstreiter, und wie haben Sie diese gewonnen?

Tobias Jantsch: Meine Mitstreiter bei der Gründung des Vereines entstammen allesamt meinem beruflichen Netzwerk, es sind frühere oder aktuelle Patienten unserer Behandlungszentren. Es war mir sehr wichtig, dass viele verschiedene gesellschaftliche Gruppen vertreten sind. Insgesamt handelt es sich um sieben kluge Köpfe aus dem Landkreis, darunter Unternehmer, leitende Angestellte, ein Polizist, Beschäftigte aus dem Gesundheitswesen und aus der Kultur. Alle Mitstreiter sind ehrenamtlich tätig.

Wie kann man Ihren Verein unterstützen?

Tobias Jantsch: Dafür gibt es zwei Wege: Einerseits mit einer ganz klassischen Spende, andererseits mit einer Fördermitgliedschaft. Für letztere setzen wir den bereits beschriebenen einen Euro pro Monat an. Fördermitglieder haben das Recht, sich an allen Aktivitäten und Sitzungen zu beteiligen, sie haben Rede- und Antragsrecht, allerdings kein Stimmrecht. Natürlich bitten wir auch die ansässigen Unternehmen, welche auf festen Füßen stehen, unseren Verein zu unterstützen.

Wie kann man sich bei Ihnen um eine Förderung bewerben, und wie wird darüber entschieden?

Tobias Jantsch: Förderfähig sind sowohl Privatpersonen als auch Vereine. Vereine sind das wichtigste Bindeglied zwischen den Menschen in unserer Gesellschaft und leisten eine höchst wertvolle Arbeit. Förderanträge sollten schriftlich gestellt werden. Die Prüfung auf Plausibilität und Sinnhaftigkeit erfolgt durch ein Gremium, das aus den Gründungsmitgliedern besteht. Wichtig ist, dass der Landkreis Bautzen von dem Projekt profitiert, unsere Förderung ist ausschließlich auf ihn beschränkt.

Zum Thema: Wer in den Genuss einer Förderung durch den Verein kommen möchte, kann einen formlosen Antrag stellen. Dieser sollte folgende Angaben enthalten: Antragsteller, Projektbeschreibung, Kostenumfang, Finanzierungsplan, Mitförderer, Sponsoren, Ansprechpartner, Projektzeitraum. E-Mail: gemeinsamzukunftgestalten20@gmail.com, weitere Kontaktmöglichkeiten finden sich unter www.gzg-bautzen.de. 

Uwe Menschner / 30.03.2021

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