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Dritter Anlauf für die Landesgartenschau?

Dritter Anlauf für die Landesgartenschau?

Wie eine Industriebrache zum grün-bunten Paradies wird, kann man auch heute noch in Löbau erleben. Foto: Archiv

Zwei Mal ist Kamenz bereits mit seinen Bewerbungen gescheitert. Das lag vor allem an einem speziellen Manko, das nicht wieder auftreten soll.

Kamenz. Wer mit dem Zug nach Kamenz kommt, wähnt sich fast in einem Wald. Zumindest, wenn er vor dem Aussteigen den Blick über die dem Bahnsteig gegenüberliegende Umgebung schweifen lässt. Denn dort wächst allerorten frisches Grün zwischen den Mauerresten des früheren Güterbahnhofs. „Ein bisschen Natur in der Stadt ist ja ganz schön, aber die Urbanität sollte schon gewahrt bleiben“, findet Sandro Gebler. Der CDU-Kandidat für die bevorstehende Stadtratswahl ist Inhaber eines Landschafts- und Gartenbaubetriebes und hat daher ein ganz spezielles Auge für das sprießende Grün. Gemeinsam mit dem ebenfalls für den Stadtrat antretenden Torsten Petasch hat er die Idee entwickelt, die Landesgartenschau 2025 in die Lessingstadt zu holen.

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Der frühere Güterbahnhof markiert den Beginn der Brache, die sich über einen Kilometer und auf 20 Hektar nach Norden erstreckt.

„Wir haben eine riesige innerstädtische Brache in Kamenz, die die Stadt niemals aus eigener Kraft sanieren kann“, erklärt dieser. Sie beginnt dort, wo die Bahnhofstraße auf einer Brücke die Gleise überquert und erstreckt sich über das Gelände des früheren Güterbahnhofs, das Bahnbetriebswerk und das Glaswerk einen ganzen Kilometer nach Norden. Ein Areal von gut 20 Hektar, geprägt von teils ruinösen, teils aber auch noch nutzbaren Industriegebäuden, von wild wachsenden Birken und Pappeln und möglicherweise auch Böden, die manches aufnehmen mussten, was da eigentlich nicht hineingehört.

„Das in Rede stehende Areal eignet sich dem ersten Anschein nach hervorragend für die Ausrichtung einer Landesgartenschau“, meint auch Horst Bergmann. Der Geschäftsführer des Sächsischen Landesverbandes Garten- und Landschaftsbau gehört seit Beginn der Jury an, die über die Vergabe der Landesgartenschau entscheidet, und hat die Bewerbungen der Stadt Kamenz bereits zweimal abgelehnt, wie er freimütig bekennt. „Nicht, weil die Ideen nicht gut genug waren, sondern weil ich nicht den Eindruck hatte, dass die Stadtgesellschaft einmütig hinter der Bewerbung steht“, erklärt er. Die Schauen der Jahrgänge 2002 und 2012 wollte Kamenz nutzen, um das Herrental – damals noch eine weitere innerstädtische Industriebrache – auf Vordermann zu bringen.

Zuerst scheiterte die Lessingstadt an Großenhain, beim zweiten Mal an Löbau – beides Städte in der näheren Umgebung, die nachhaltigen Nutzen aus der Gartenschau ziehen konnten.

In Löbau bildet das Gelände der früheren Zuckerfabrik im Tal des Löbauer Wassers ein beliebtes Ausflugsziel, und in der im Zuge der Schau errichteten Messehalle finden Konzerte statt, die Publikum aus einem weiten Umkreis anlocken.
„Die Bepflanzung ist nur die Fassade für das, was eine Landesgartenschau eigentlich darstellt: Einen großen Schub für die nachhaltige Stadtentwicklung“, betont Horst Bergmann. Das lässt sich der Freistaat Sachsen 3,5 Millionen Euro an direkten Zuschüssen kosten, die zur Kofinanzierung im Rahmen von Förderprogrammen eingesetzt und somit „multipliziert“ werden können.

In Frankenberg, wo unlängst die Landesgartenschau 2019 eröffnet wurde, gelangen auf diese Weise Investitionen in Höhe von 25 Millionen Euro, von denen die Stadt 4 Millionen aus dem eigenen Säckel stemmen musste.

Freilich ist auch das noch eine gewaltige Summe, die von einer vergleichsweise kleinen Kommune erst einmal aufgebracht werden muss. Und genau hier muss genau abgewogen werden, „ob wir diese finanzielle Belastung leisten können“, wie Thomas Lieberwirth, Stadtrat der Linken, meint. „Auch wenn ich als Kritiker gelte, bin ich dafür, sich mit der Idee einer Landesgartenschau in Kamenz zu beschäftigen“, betont er. „Uns muss klar sein, dass es neben den Chancen auch Risiken gibt. Wenn wir das wirklich angehen, müssen wir die Schwerpunkte in unserer Finanzplanung verschieben“, so Lieberwirth. Ein bisschen Zeit hat Kamenz für diese Prüfung: Im dritten Quartal 2020 muss die Stadt ihre Bewerbungsunterlagen einreichen – vorausgesetzt, der Landtag verabschiedet das erforderliche Gesetz, dass die Schau 2025 überhaupt ausgerichtet wird. „Das wird von Mal zu Mal neu entschieden, bis jetzt ist es aber immer passiert“, so Jochen Heinz, der Geschäftsführer der Landesgartenschau gGmbH, die die Schauen vonseiten des Freistaates begleitet.

Nach Redaktionsschluss...

… dieser Ausgabe (am Mittwochabend) hat sich auch der Kamenzer Stadtrat auf Antrag der CDU-Fraktion mit der Thematik beschäftigt. Mit dem Beschlussvorschlag wird die Stadtverwaltung beauftragt zu prüfen, ob die Durchführung der Landesgartenschau 2025 „sinnvoll und machbar“ ist.

Uwe Menschner / 12.05.2019

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Kommentare zum Artikel "Dritter Anlauf für die Landesgartenschau?"

Die in Kommentaren geäußerten Meinungen stimmen nicht unbedingt mit der Haltung der Redaktion überein.

  1. Dani schrieb am

    Alles Gut und Schön, Kamenz könnte schon etwas Aufwertung gebrauchen. Aber wenn man sich die Zahlen anschaut dann muss ich mich fragen ob das wirklich sein muss. Es gibt noch viele Ecken in Kamenz die saniert werden müssten und das Geld sollte da lieber investiert werden. LGA's wird es noch viele Jahre geben und dann kann man sich immer noch bewerben. Aber zu diesem Zeitpunkt ist es viel zu früh. Im Herrental zum Beispiel müssten erstmal paar Ruinen weg die das ganze Bild verschandeln. Gerade die Anwohner im Herrental werden von einer großen baufälligen Ruine bedroht. Herrental 2... Trotz mehrfacher Vorsprache bei der Stadt mit dem Hinweis das Gefahr in Verzug ist, reagiert die Stadt nicht. Andere die Herrental bauen wollen bekommen immer wieder eine Abfuhr. So kann man das Herrental keinem anbieten da können noch so viele Blümchen blühen. Erst müssen diese Probleme geklärt werden. Genau so ist das mit dem alten Güterbahnhof. Es wird Jahre dauern bis diese Ruine verschwindet, die Sanierung wird Millionen verschlingen, gerade wegen der Altlasten... Bitte kümmert Euch erstmal um die Schandflecken in der Stadt bevor ihr an eine LGS denkt!

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