Ein kleines Haus im Sturm der Zeit¶

Monika Woytowicz gastiert mit einer Lesung aus dem Erinnerungsbuch an die letzten Monate Hauptmanns in Schlesien bei der Veranstaltung im Schlesischen Museum. Foto: Verein Fluchtburg
Görlitz. Am Samstag, 5. November, 10.00 bis 16.00 Uhr, lädt die Kulturreferentin für Schlesien gemeinsam mit dem Verein Fluchtburg zu einer Veranstaltung über den Schriftsteller Gerhart Pohl und dessen Gäste in seinem Haus in das Schlesische Museum ein. Der im Mai 2015 in Karpacz von Europäern gegründete Verein „Fluchtburg e.V.“ will durch Publikationen und Veranstaltungen in Deutschland und Polen an die Menschen erinnern, die bei Gerhart Pohl im Riesengebirge ein zeitweiliges Zuhause fanden.
Als der Schriftsteller Gerhart Pohl 1933 das kleine Haus in Wolfshau/Wilcza Poręeba, heute ein Teil der polnischen Gemeinde Karpacz, kaufte, wurde es über viele Jahre hinweg seine Werkstatt. Hier entstanden eine Reihe Erzählungen und auch die Romane „Die Brüder Wagemann“ und „Der verrückte Ferdinand“ sowie auch die „Blockflöte“. Pohl war 1935 mit einem „Schreibverbot“ durch die NS-Zensur belegt worden, das erst später und unter besonderen Bedingungen wieder aufgehoben wurde. Zu den Gästen der „Fluchtburg“ zählten unter anderem mit Theodor Haubach und Carlo Mierendorff zwei spätere Mitglieder des „Kreisauer Kreises“, der Maler, Grafiker und Schriftsteller Johannes Wüsten, die Schriftsteller Jochen Klepper und Albert Daudistel, der Germanist Werner Milch, der Volkskundler Will-Erich Peukert und der Verleger Rudolf Pechel.
Bei der Görlitzer Veranstaltung am 5. November steht die Beziehung und Nachbarschaft Gerhart Pohls zu Gerhart Hauptmann im Mittelpunkt. Die Schauspielerin Monika Woytowicz wird aus dem Erinnerungsbuch an die letzten Monate Hauptmanns in Schlesien mit dem Titel „Bin ich noch in meinem Haus“ lesen. Am Nachmittag wird Annemarie Franke über die Rolle der beiden „Fluchtburg“-Gäste Carlo Mierendorff und Theodor Haubach im „Kreisauer Kreis“ referieren. Zum Abschluss wird die DEFA-Verfilmung des Romans von Jochen Klepper „Der Kahn der fröhlichen Leute“ aus dem Jahr 1950 vorgeführt.