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Ein Terminal für die Gesundheit

Ein Terminal für die Gesundheit

Katharina Vujovic probiert unter den Augen von Ministerin Barbara Klepsch die einzelnen Funktionen des Terminals aus.

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Das Display „kann“ nicht nur Werbung, sondern auch gehaltvolle Informationen.

Den Versicherten steht jetzt in der Sonnen-Apotheke ein vielseitig nutzbares Hilfsmittel zur Verfügung. Doch es gibt noch erhebliche Einschränkungen.

Bischofswerda. Digitalisierung – so lautet eines der großen Schlagworte unserer Zeit. Auch wenn bedrucktes Papier noch lange nicht der Vergangenheit angehört, so lassen sich doch mithilfe von Bits und Bytes gerade umfangreiche Dokumente schnell und problemlos übertragen. Allerdings gibt es in diesem Zusammenhang mindestens zwei Probleme.

Problem Nummer 1: Wie kann ich sicherstellen, dass die von mir gesendeten Informationen tatsächlich nur den gewollten Empfänger erreichen und sonst niemanden? Problem Nummer 2: Auch wenn sich die Generation 70+ zunehmend intensiver mit der digitalen Welt beschäftigt, so gibt es doch in ihren Reihen (wie auch bei den Jüngeren) noch immer zahlreiche Menschen, die der neuen Art der Informationsübertragung skeptisch gegenüberstehen oder denen die technischen Voraussetzungen fehlen, diese zu nutzen.

Für beide Probleme glaubt Dieter Rittinger eine Lösung gefunden zu haben: Der Geschäftsführer der DeGIV (Deutsche Gesellschaft für Infrastruktur und Versorgungsmanagement) entwickelt und vertreibt so genannte Gesundheitsterminals.

Eines davon – das 50. in Sachsen – steht seit Mitte dieser Woche in Bischofswerda, genauer gesagt in der Sonnen-Apotheke. Zur Einweihung kam keine Geringere als die sächsische Gesundheits- und Sozialministerin Barbara Klepsch (CDU). „Der Freistaat Sachsen fördert mit 2,9 Millionen Euro die Aufstellung von insgesamt 225 solcher Terminals“, erklärt sie. Und weiter: „Mit der flächendeckenden Aufstellung von Gesundheitsterminals ist Sachsen Vorreiter bei digitalen Serviceangeboten im Gesundheitswesen. Damit erleichtern wir insbesondere in ländlichen Gebieten den Alltag für Patienten und verbessern Abläufe im Gesundheitssystem.“

Doch was genau kann das Terminal, das aus Infosäule, Pult mit großem Touchscreen, Kamera, Lesegerät für die elektronische Gesundheitskarte (eGK) sowie Belegdrucker besteht? Dieter Rittinger gibt Auskunft: „Am Terminal können Dokumente eingelesen und direkt an die Kasse oder, wie bei der AU-Bescheinigung, an den Arbeitgeber geschickt werden. Auch ein neues Foto für die Gesundheitskarte kann aufgenommen und direkt an die Kasse übermittelt werden“, nennt er die wichtigsten Anwendungen. Und es würden ständig neue Funktionen hinzukommen. Zur Authentifizierung dient die elektronische Gesundheitskarte oder auch der computerlesbare Personalausweis. „Die Vorgaben des Datenschutzes werden dabei streng eingehalten. Alle Informationen werden ausschließlich über hochsichere Verbindungen versendet und weder auf dem Gerät noch bei der Betreibergesellschaft DeGIV gespeichert“, versichert der Geräteentwickler.

Für Apothekerin Cordula Grüber bildet das Terminal eine willkommene Möglichkeit, einen zusätzlichen Service anzubieten: „Das Gesundheitsterminal ermöglicht unseren Kunden einen einfachen und direkten Zugang zu den digitalen Dienstleistungen ihrer Krankenkasse. Wir hoffen auf rege Inanspruchnahme und helfen gerne bei der Bedienung der Technik.“ Gerade letzteres dürfte angesichts der Zielgruppe eine nicht unwesentliche Rolle spielen. Denn – auch wenn alle Beteiligten unisono versichern, wie wichtig gerade im Gesundheitswesen der persönliche Kontakt ist – kann doch die gute Resonanz, auf die die Terminals stoßen, als Indiz für den Rückzug „persönlich ansprechbarer Strukturen“ aus dem viel zitierten ländlichen Raum gelten. Und das trifft auch auf die Krankenkassen zu: 2014 schlossen beispielsweise die Barmer und die DAK ihre Bischofswerdaer Geschäftsstellen. Die IKK betreut von Bischofswerda aus einen großen Einzugsbereich. Mit den beiden letztgenannten (DAK und IKK) unterstützen derzeit erst zwei der bundesweit vorhandenen knapp 100 gesetzlichen Kassen das System. Versicherte anderer Kassen können das Terminal zwar ebenfalls nutzen, ihnen stehen aber Funktionen, welche die Übermittlung personenbezogener Daten beinhalten, (noch) nicht zur Verfügung. Dieter Rittinger will das gern ändern: „Natürlich streben wir an, dass auch andere gesetzliche Kassen oder auch private Versicherungen unsere Terminals nutzen.“

Uwe Menschner / 01.09.2019

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Kommentare zum Artikel "Ein Terminal für die Gesundheit"

Die in Kommentaren geäußerten Meinungen stimmen nicht unbedingt mit der Haltung der Redaktion überein.

  1. Rechte-Retter schrieb am

    Wer bei diesem Thema nur an Serviceverbesserung oder Papierersatz denkt, springt und denkt zu kurz. Sollte es in der Tat so funktionieren wie beschrieben und gewollt, wird hier ein Grundpfeiler für die digitale Zukunft und Beibehaltung von Persönlichkeitsrechten gesetzt. Die Frage ist doch schon lange: Wollen oder müssen dem Technikverständnis z.B. amerikanischer oder chinesischer Anbieter um den Preis unserer Privatsphäre folgen oder muss es nicht einen Rückzugsort (außerhalb der Apotheke?) geben, an welchem jeder mit der technisch maximalen Wahrscheinlichkeit nur für sich allein digital agiert? Ist das nicht die Grundlage für eine freie digitale Gesellschaft?

    Und wenn man sich bewusst wird, das (Fehl)-Informationen heute nicht nur Wahlen und Entscheidungen bestimmen, sondern sogar Menschenleben kosten (und da sind wir wieder bei der Gesundheit), wird eine abgesicherte Informationsquelle nicht um so wertvoller?


    Bin mal gespannt, ob und wann das auch die Gesellschaft und Politik versteht und so sieht...

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