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Ein textiles Lebenswerk hat seinen Abschluss gefunden

Ein textiles Lebenswerk hat seinen Abschluss gefunden

Bereits der Buchdeckel lässt erahnen, was für schöne Sachen hier zusammengetragen wurden. Foto: Benjamin Vogt

Bautzen. Das Leben in der Oberlausitz ist in den letzten Jahrhunderten vorwiegend von der Textilherstellung geprägt. Bis in das 20. Jahrhundert prägten die großen Webereien und Spinnereien, aber auch die vielen kleinen Handweber in den Blockstuben der Umgebindehäußer des Leben und Erscheinungsbild der Region. 
Gerade in jüngster Zeit wächst wieder das Interesse an dieser Geschichte, wie auch an den Kleidungsstücken und Handwerkstechniken. Das sorbische Volk bewahrte sich in großen Teilen seine Trachten als textiles Erbe, aber auch die deutsche Bevölkerung fängt langsam an, seine eigene Kleidungsgeschichte zu erkunden und zu vergegenwärtigen. 

Im Michael Imhof Verlag ist zu diesem Thema jetzt ein beeindruckendes Mammutwerk erschienen. Unter dem Titel „Seide, Samt und Feiner Zwirn – Oberlausitzer Bekleidung zwischen 1800 und 1870“ wird erstmals eine Gesamtschau zu dieser Thematik geboten. In Zusammenarbeit mit der Sächsischen Landesstelle für Museumswesen hat das Museum Bautzen nach jahrelanger Vorarbeit das genannte Werk vorlegen können. Ausgangspunkt für das Buch war die gleichnamige Sonderschau im Jahr 2017.
Aber natürlich kommt so eine Ausstellung nicht aus dem Nichts. Wie in der Doppeljahrschrift des Museums Bautzen für die Jahre 2016/2017, die als Ergänzungsband zum Hauptwerk konzipiert wurde, dargestellt wird, hat die textile Sammlung eine Geschichte, die bis in die Zeit der Gründung des Stadtmuseums im Jahre 1869 zurückreicht. Durch Kriege, Sozialismus und andere negative Einflüsse wurde sie dabei immer wieder in Mitleidenschaft gezogen und nie umfassend erfasst. Dass dies in den letzten Jahren erfolgte und jetzt sogar der Öffentlichkeit in seiner ganzen Bandbreite zugänglich gemacht werden konnte, ist in erster Linie der Verdienst von Ulrike Telek. Diese war Textilrestauratorin in Bautzen und verabschiedete sich vor kurzem in den schwer verdienten Ruhestand. Und so ist es wohl nicht übertrieben, wenn man das nun erschienene Werk als die Krönung ihres langjährigen Schaffens bezeichnet. Enthält es doch die Ergebnisse von jahrzehntelanger Arbeit, die oft im Verborgenem geschah. Dabei darf man das Buch nicht nur als Ergebnisbericht lesen, sondern auch als Schatzkiste, die die Erfahrung und das Können eines ganzen Arbeitslebens beinhaltet und nun für folgende Generationen zur Verfügung steht.

Erwähnt werden muss, dass es sich hierbei nicht nur um die Gesamtschau zur Sammlung des Bautzener Museums handelt. Insgesamt 13 Museen stellten ihren Fundus zur Verfügung, vom Museum Europäischer Kulturen in Berlin bis zum Heimatmuseum Ebersbach-Neugersdorf wurden die Textilsammlungen erfasst und nun in ihrer Gesamtschau dargestellt. 

Die Leiterin der Landesstelle für Museumswesen, Katja Margarethe Mieth, die zusammen mit ihrer Kollegin Andrea Geldmacher und dem Direktor des Bautzener Museums, Jürgen Vollbrecht, als Herausgeber fungiert, stellte bei der Veröffentlichung ein Wort des deutschen Philosophen Odo Marquard als Leitlinie voran: „Zukunft braucht Herkunft“. Wenn man sich im nun vorliegendem neunten Band der Reihe „Sächsische Museen – Fundus“, die ebenfalls zu empfehlen ist, vor Augen führen kann, was für eine schöne Herkunft unsere Region hat, so dürfen wir uns getreu diesem Motto auf die Zukunft freuen. 

Benjamin Vogt / 01.08.2022

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