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„Ein Zebrastreifen muss endlich her“

„Ein Zebrastreifen muss endlich her“

Sie streiten für einen Fußgängerüberweg in der Großdubrauer Ortsmitte: Mehrere Eltern von Kita- und Schulkindern wollen ihrem Nachwuchs so eine sichere Fahrbahnüberquerung gewährleisten. Foto: RK

Montag bis Freitag herrscht des Morgens stets das gleich Bild: Hektischer Verkehr im Zentrum von Großdubrau. Eltern bringen ihren Nachwuchs zur Schule und zur Kita. Wer dabei zu Fuß die Ortsdurchfahrt überqueren muss, hat besonders achtsam zu sein. Um künftig Unfallgefahren zu minimieren, machen sich derzeit zahlreiche Mütter für einen Zebrastreifen stark. Ein schwieriges Unterfangen, wie sich schon jetzt zeigt.

Großdubrau. Der Blick fällt in ernste Gesichter, sobald in Großdubrau das Thema Fußgängerüberweg zur Sprache kommt. Diesen erachten zahlreiche Eltern als dringend notwendig. Denn sie sind die Situation auf der Ortsdurchfahrt zu morgendlicher Stunde leid. Schenkt man ihnen Glauben, herrschen dort zu dieser Zeit Zustände, die vor allem bei Michaela Scholze, Susann Heinrich und anderen Müttern nur noch für ein Kopfschütteln sorgen. Deshalb haben sie eine Unterschriftensammlung ins Leben gerufen. Ihr Ziel ist es, das Landratsamt für die Errichtung eines Zebrastreifens zu sensibilisieren. „Sie dürfen sich das folgendermaßen vorstellen“, meint Michaela Scholze bezogen auf das Verkehrsgeschehen vor Ort, „wenn morgens zwischen 7.15 und 7.45 Uhr die Schüler und Kindergartenkinder mit Autos und Bussen gebracht werden, wird der Kreuzungsbereich Ernst-Thälmann- und Schulstraße zu einer gefährlichen Angelegenheit. Viele Eltern stehen unter Zeitdruck. Das ist auch nachvollziehbar. Jedoch haben sie Rücksicht auf andere zu nehmen. Wie wir selbst beobachten konnten, kam es aufgrund der Hektik bereits mehrmals zu brenzligen Vorkommnissen, weil dies in Bezug auf Passanten oder vorfahrtsberechtigte Fahrzeuge nicht geschah. Außerdem passiert es immer wieder, dass in dem Bereich zwischen Kreisverkehr und Gemeindeamt gefühlt zu schnell gefahren wird.“ Deshalb kam im Elternkreis die Idee auf, eine Unterschriftensammlung zu initiieren. Zuvor liefen Bemühungen der Gemeindeverwaltung mehrfach ins Leere, wie das Landratsamt auf Anfrage bestätigte. „In der Vergangenheit waren die Voraussetzungen nach den Richtlinien für die Anlage und Ausstattung von Fußgängerüberwegen in Großdubrau nicht erfüllt“, führte Behördensprecherin Dunja Reichelt als Begründung an. 

Wie aus der Verwaltungsvorschrift hervorgeht, darf im Bereich eines Zebrastreifens beispielsweise kein gemeinsamer Fuß- und Radweg verlaufen. Dies ist jedoch der Fall und streng genommen auch der einzige bautechnische Punkt, der der Errichtung eines Fußgängerüberweges momentan entgegensteht. Bürgermeister Lutz Mörbe sieht aber auch noch ein anderes Detail, das nicht außer Acht gelassen werden dürfe: „Hauptsächliches Problem ist, dass morgens zu Beginn der Schule ein entsprechend höheres Verkehrsaufkommen in diesem Bereich besteht. Neben den Eltern, die ihre Kinder meist auf dem Weg zur Arbeit zur Schule bringen, erfolgt auch noch zeitgleich die Ankunft der Schulbusse. Nach diesem Verkehrsrush, der etwa 20 Minuten dauert, beruhigt sich der Verkehrsstrom auf das Maß einer ländlichen Gemeinde.“ Und gerade das könnte zu einer weiteren Ablehnung führen, befürchtet das Gemeindeoberhaupt: „Dadurch werden die notwendigen Verkehrszahlen nicht erreicht.“ Laut der Richtlinien liegt die Mindestanforderung für einen Zebrastreifen jeweils bei 50 bis 100 Fußgängern sowie 200 bis 300 Fahrzeugen pro Stunde. Hinzukäme die gewünschte Lage des Überweges: „Für die Benutzer würde sich daraus zwar die kürzeste Wegstrecke ergeben. Jedoch wäre das Ganze genau dort mit baulichen Problemen verbunden. Von unserer Seite wird eine Erfolgsaussicht nur gesehen, wenn der Fußgängerüberweg im Rahmen des Ausbaus der Ernst-Thälmann-Straße mit betrachtet würde.“ Der wiederum ist noch lange nicht absehbar. Das Landratsamt rechnet damit, dass frühestens in zwei Jahren ein noch einzuleitendes Planfeststellungsverfahren zum Abschluss kommt. Erst dann könne mit dem beabsichtigten grundhaften Ausbau der Asphaltpiste begonnen werden. Doch von all dem wollen sich die Frauen nicht beirren lassen. Für sie hat die Sicherheit ihrer Kinder oberste Priorität – und zwar jetzt. Die Befürworter des Zebrastreifens, für dessen Errichtung der Landkreis rund 12.000 Euro veranschlagt, wollen nicht so lange warten, bis die Bautrupps mit ihren Maschinen anrücken. „Wir konnten schon 140 Unterschriften sammeln“, betont Manuela Schulz, die die Aktion unterstützt. „Entsprechende Listen liegen in den beiden Großdubrauer Bäckereien, an der Tankstelle und auch in der Apotheke sowie im Einkaufsladen am Kreisverkehr aus.“ Darin müssten sich laut Sächsischer Gemeindeordnung zehn Prozent aller Bewohner eintragen, um ein Bürgerbegehren anzuschieben. Im Fall von Großdubrau wären das etwa 430 Namenszüge. „Wir möchten damit zu mehr Sicherheit auf der viel frequentierten Ernst-Thälmann-Straße beitragen, die gleichzeitig Ortsdurchfahrt und Kreisstraße ist“, meint Michaela Scholze. Für die Errichtung eines Fußgängerüberweges bestehe dringende Notwendigkeit. 

Lutz Mörbe hingegen hat so seine Zweifel, ob eine Überquerung dieser Art tatsächlich die gewünschte Wirkung entfaltet. „Wer sich jetzt schon nicht an Regeln hält, wird dies in Zukunft auch nicht tun“, schränkt der Bürgermeister ein. „Dennoch sollte man versuchen, wenigstens die Voraussetzungen dafür zu schaffen.“
Das Landratsamt stellte unterdessen in Aussicht, einen erneuten Antrag prüfen zu wollen. Alternativ dazu will die Behörde untersuchen, ob eine generelle Geschwindigkeitsbeschränkung in Frage käme. Diese ließe sich auf Antrag der Gemeinde auch entsprechend überwachen. Für Pkw gilt derzeit Tempo 50, lediglich Brummifahrer müssen den Fuß vom Gas nehmen und ihr Gefährt auf 30 Kilometer pro Stunde abbremsen.

Roland Kaiser / 08.12.2018

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