„Eine Bescherung auf ganz tolle Art“

Pfarrer Daniel Mögel aus Löbau stattet mit seiner Familie das private Reich etappenweise weihnachtlich aus. Foto: privat
Jeder verbringt die Advents- und Weihnachtszeit ganz individuell nach seinen Vorstellungen. Der evangelische Pfarrer Daniel Mögel aus Löbau erlebt schon seit vielen Jahren ganz in Familie eine Bescherung der tollen Art.
Löbau. Bei dem 52-Jährigen haben sich exakt am 5. November die ersten Weihnachtsgefühle eingestellt, „weil ich mit Jugendlichen das Krippenspiel für Heiligabend geplant habe. Und als ich zurückkam, übte der Posaunenchor im Pfarrhaus Adventslieder.“ Ihr weihnachtliches Reich zu Hause schmückt die Familie etappenweise aus: „Wenn am Samstag vor dem 1. Advent abends um 18.00 Uhr die Glocken geläutet haben, hole ich die Herrnhuter Adventssterne vom Boden – den Schwibbogen natürlich auch.“ Seine Frau schmückt mit Adventsgestecken. Das Besondere ist die Weihnachtskrippe – erstmal nur Maria und Josef mit dem Esel, verrät er. Die stehen auf der einen Seite des Klaviers. Auf der anderen Seite der Stall mit Ochs und Esel – aber ohne Jesuskind. In den Adventswochen „wandern“ Maria und Josef Richtung Stall. Nach und nach werden noch mehr „Männeln“ auf dem Boden „geweckt“. An Heiligabend – zur Geburt Jesu – kommen schließlich die vielen anderen Krippenfiguren dazu. Nicht fehlen darf die 1988 gekaufte kleine Tischpyramide. Die leuchtet und dreht sich jeden Tag auf dem Küchentisch. Dieser „organisatorische Aufwand“ zieht sich über die ganze Adventszeit hin. Jeder hat dabei seinen „Verantwortungsbereich“. Die „Kinder“, die nun auch schon älter sind, beginnen mit erstem adventlichem Schmuck in ihren eigenen Zimmern... Die Suche nach einem Weihnachtsbaum läuft jedes Jahr anders ab. „Mal haben wir einen gekauft – zum Beispiel in Obercunnersdorf bei Belger. Manchmal sind wir bei Lagerfeuer und Glühwein bei meinem Bruder im Grundstück fündig geworden. Oder wir ,retten’ einen, der sonst gehäckselt würde. Da sind wir eigentlich nicht sehr wählerisch. Mit meinem älteren Bruder haben wir dazu schon seit vielen Jahren einen Spaß, der jedes Jahr ,aufgewärmt’ wird.“ Und er erklärt: „Wir hatten nämlich mal einen Baum, der so verkorkst aussah, dass es jeden Betrachter zum Lachen oder zu einem witzigen Spruch gezwungen hat. Deshalb sagen wir uns mit einem Augenzwinkern: ,Ach, Christbäume sind auch nur Menschen, da ist nicht immer alles perfekt’.“
Daniel Mögel hatte vor langer Zeit mal eine Kollegin, die hatte Ende Oktober alle Weihnachtsgeschenke für die ganze Verwandtschaft schon eingepackt daliegen. „Wow! So einer bin ich nicht. Im besten Fall machen wir – meine Frau und ich – einen ,Geschenkeplan’ und starten dann irgendwann im Advent damit. Manchmal ist es aber auch tüchtig knapp vor dem Fest“, sagt er.
Daniel Mögel gibt so bis 10.000 Euro für Weihnachtsgeschenke aus: „Nein, das war ein Spaß. Uns ist es wichtig, dass bei den Geschenken mehr die Liebe als der Geldwert gespürt wird. Wenn uns das gelingt, können kleine Geschenke soooo viel Freude machen. Aber manchmal waren auch schon Geschenke dabei, die paar Hundert Euro gekostet haben. Ein Fahrrad, ein Klavier, ein Zuschuss zu einem Auslandseinsatz…“
Und was ist Daniel Mögel wichtig bei Weihnachtsgeschenken? „Selbst auf die Gefahr hin, dass es pathetisch klingt – die Liebe, die Beziehung, das Freudemachen. Oder wie es Ringelnatz in seinem herrlichen Gedicht über das Schenken schreibt: Dass im Geschenk etwas von mir selber erkannt wird und Freude bereitet.“ Daniel Mögel selbst ist nicht Pfarrer geworden, um den Leuten etwas über Weihnachten und Jesus zu erzählen: „Ich bin Pfarrer geworden, obwohl ich vorher Bäcker war, weil ich als Jugendlicher erleben durfte – Weihnachten ist Wahrheit. Jesus ist keine christliche Romantikfigur, sondern lebt wirklich. Ich habe sein Licht und sein Hoffnungsmachen schon richtig erlebt. Wissen Sie, wie herrlich das ist?! Diese Erfahrung motiviert mich, Pfarrer zu sein, weil Jesus mit der Botschaft für mich und Sie geboren ist: Fürchte dich nicht!“
Für den evangelischen Pfarrer ist und bleibt es herausfordernd, Weihnachten beruflich und privat unter einen Hut zu bekommen: „Was aber sehr schön ist: Alle in unserer Familie haben das Feiern der Weihnachtsbotschaft in der Kirche selbst auf dem Herzen – zum Beispiel mit dem Krippenspiel Freude erleben und Hoffnung weitergeben. Das macht viel Arbeit, ist aber auch sehr erfüllend.“
An Heiligabend baut Daniel Mögel vormittags die von seinem Vater geerbte große Pyramide auf: „Die Kinder schmücken den Weihnachtsbaum, was ich sonst viele Jahre gemacht habe. Nachmittags sind drei Christvesper-Gottesdienste und spätabends noch eine Christnachtsfeier. Aber die Bescherung gehört genauso dazu.“
Daniel Mögel freut sich so sehr, „dass wir die Bescherung schon viele Jahre auf eine für uns tolle Art erleben dürfen: Alle Geschenke werden – mit Namen beschriftet – in der Stube unter eine große Decke gesteckt. Wir sitzen drumherum. Jeder darf eins herausziehen. Beim Überreichen sagen wir uns jeweils etwas, was wir an dem anderen schätzen. Das ist sehr ermutigend und macht richtig Spaß.“ Sein schönstes Weihnachtsgeschenk war ein ferngesteuertes Polizeiauto zu DDR-Zeiten: „Da war ich der Held und habe so gern damit gespielt. Die modernen ferngesteuerten Autos machen mich auch heutzutage noch schwach – oder stark, wie man es nimmt.“
An Heiligabend gibt es bei Daniel Mögel Kartoffelsalat, echte und vegane Wiener und eine Bockwurst und zu Weihnachten dann eine Oberlausitzer Ente: „ Ach, ich freue mich schon.“ Denn seine Frau kann die Ente so herrlich lecker backen – dazu gibt es auch noch Klöße und Rotkraut. „Nicht nur deshalb liebe ich sie so sehr“, sagt er schmunzelnd.
Und inwieweit wirken sich die Schlemmereien bei ihm auf der Waage aus? „Sie trauen sich ja echt, so etwas zu fragen. Okay, unsere Wage spinnt nach Weihnachten immer ein bisschen. Die zeigt einfach mehr an. Komisch. Spätestens wenn ich ab Mai wieder schwimmen gehe, muss ….naja, ich erzähle lieber nichts weiter dazu.“
Daniel Mögel wünscht Ihnen zu Weihnachten, nicht nur den Warenmenschen, sondern den wahren Menschen zu erleben: „Vielleicht ist Kirche manchmal etwas verstaubt – Jesus ist es nicht. In ihm habe ich den größten Schatz meines Lebens gefunden. Trauen Sie seiner Liebe zu Ihnen.“